Frage an Ingo Egloff von Thomas S. bezüglich Soziale Sicherung
Sehr geehrter Herr Egloff!
Ich danke Ihnen für Ihre rasche Antwort auf meine Frage, in der ich die m.E. drastischen Einkommensungerechtigkeiten in Deutschland anspreche.
http://www.abgeordnetenwatch.de/ingo_egloff-575-43565--f342657.html#q342657
Für diese Ungerechtigkeiten sehe ich persönlich seit langem auch die SPD, besonders die SPD in der Zeit der Regierung von Bundeskanzler Schröder, in einem hohen Maß für mitverantwortlich.
Die Arbeit, die Millionen Menschen in Deutschland erbringen sollen, könnten und (würde sie fair bezahlt) auch erbringen wollten, scheint nichts mehr wirklich wert zu sein. Der Niedriglohnsektor hat sich allein in den letzten 20 Jahren in Deutschland drastisch ausgeweitet und die Politik scheint/schien darauf noch stolz zu sein, Zitat von wikipedia:
"In Deutschland wurde mit der Umsetzung des Hartz-Konzeptes die Entstehung des Niedriglohnsektor gefördert. Auf dem World Economic Forum in Davos am 28. Januar 2005, äußerte der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder:
„Wir müssen und wir haben unseren Arbeitsmarkt liberalisiert. Wir haben einen der besten Niedriglohnsektoren aufgebaut, den es in Europa gibt. Ich rate allen, die sich damit beschäftigen, sich mit den Gegebenheiten auseinander zu setzen, und nicht nur mit den Berichten über die Gegebenheiten. (...) Wir haben einen funktionierenden Niedriglohnsektor aufgebaut, und wir haben bei der Unterstützungszahlung Anreize dafür, Arbeit aufzunehmen, sehr stark in den Vordergrund gestellt.“[5] ""
Frage 1:
Ist diese Politik angesichts Lohndumping, teils sehr miserable Arbeitsbedingungen und den bisweilen fehlenden gesellschaftlichen Nutzen der Arbeit (z.B. Omas via Callcenter aggressiv einen Unfug aufschwatzen zu müssen, den die nicht wollen) nicht komplett gescheitert?
http://www.n-tv.de/archiv/Wallraff-wieder-undercover-article342288.html
Frage 2:
Ist Ihnen die von der SPD mit verantwortete (zumindest zugelassene!) Armut in Deutschland nicht peinlich?
Viele Grüße Thomas Schüller
Lieber Herr Schüller,
ich will Sie einladen, sich mit meinem kürzlich erschienenen http://www.ingo-egloff.de/aktuelles/wirtschaftsbriefe/maerz-april-2012/leiharbeit/ Artikel zur Leiharbeit auseinanderzusetzen. Er ist so etwas wie eine Ausschnittvergrößerung von nur einem der Themen, über die wir im Bereich Arbeit und Soziales reden, aber Sie werden feststellen, dass Sie und ich in der Einschätzung der Fehler, die wir in der Arbeitsmarktpolitik gemacht haben, gar nicht so weit auseinanderliegen. Ich hoffe aber, dass es Sie freuen wird, wenn die SPD-Bundestagsfraktion sich im engen Schulterschluss mit Gewerkschaften und Betriebsräten vor allem damit beschäftigt, nach vorne zu blicken und Lösungsvorschläge zu machen. Heute scheitern wir noch an den Mehrheitsverhältnissen im Deutschen Bundestag, aber ab 2013 wollen wir unsere Forderungen dann umsetzen können. Eins ist jedenfalls gewiss: Wenn Sie uns dabei unterstützen, wieder in Regierungsverantwortung zu kommen, können wir Ihren Anliegen am besten zum Erfolg verhelfen.
Herzliche Grüße
Ingo Egloff