Frage an Inge Utzt von Mirjam Dr. E. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Liebe Frau Utzt,
mich würde interessieren, wie Sie zu dem neuen gymnasialen Konzept "G8" stehen, welches ja zur Zeit viel diskutiert wird.
Meine Befürchtungen sind, dass die Lehrpläne nicht aktualisiert wurden, sondern eher komprimiert, bzw., dass der gleiche Lehrplan in einer kürzeren Zeit vermittelt werden soll. Außerdem kommen bereits einige Fälle zu uns in die schulpsychologische Beratungsstelle, weil Kinder z.B. unter Druck stehen, gestresst sind und weil der Freizeitbereich, sowie kulturelle Aspekte zu kurz kommen.
Das finde ich sehr schade.
Wie stehen Sie dazu?
Herzlichen Gruß, Mirjam Erkelenz
Liebe Frau Erkelenz,
Viele Eltern haben sich bei mir darüber beklagt, dass ihre Kinder durch den komprimierten Unterrichtsstoff stark belastet sind. Bei einem Unterricht von bis zu 35 Wochenstunden zuzüglich Hausaufgaben sind auch gute Schülerinnen und Schüler zeitlich überfordert. Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen und Unlust an der Schule sind die Folgen. Bei einer derartigen Arbeitsbelastung bleiben ausserschulische Aktivitäten wie Sport und Kultur auf der Strecke. Auch ausserschulische soziale Kontakte können nicht mehr gepflegt werden.
Der Kultusminister hat in einem "Elternbrief" erklärt, dass lediglich in Einzelfällen Probleme mit G8 bestünden. Nun scheinen die Beschwerden der Eltern bis ins Kultusministerium gedrungen zu sein, allerdings bei der angekündigten Nachbesserung ist ein Bildungschaos vorprogrammiert. So soll den einzelnen Schulen die Entscheidung darüber überlassen werden, die zweite Fremdsprache später einzuführen. Wenn es so kommt, kann sich bald keine Familie mehr einen Umzug innerhalb Baden-Württembergs leisten.
Aus einer Anhörung der SPD-Landtagsfraktion habe ich das folgende Fazit gezogen:
1. G8 muss reformiert werden
2. Die Stoff -Fülle muss verringert, Lehrpläne müssen entrümpelt werden
3. Die 2. Fremdsprache muss in allen Schulen erst in Klasse 6 beginnen
4. Die Verdichtung der Lerninhalte in der Unterstufe müssen rückgängig gemacht werden
5. Verleichsarbeiten dürfen nicht als Klassenarbeiten benotet werden
6. Die Gymnasien müssen zu Ganztagsschulen mit entsprechenden Ressourcen (pädagogisches Personal und Räumlichkeiten)
ausgebaut werden
7. Das Lernen lernen, statt Fakten pauken.
Die derzeitige Belastung der Schülerinnen und Schüler im G8 steht in einem eklatanten Widerspruch zur Forderung der UN-Kinderrechtskonvention "Kinder haben ein Recht auf Kunst und Spiel". Ich werde mich im Landtag weiterhin dafür einsetzen, dass Schülerinnen und Schüler nicht unverhältnismässig stark überbelastet werden, dass ihnen die Freude am Lernen erhalten bleibt und dass sie ausserschulische Kontakte sowie sportliche und kulturelle Interessen weiterhin pflgegen können.
Mit freundlichen Grüßen