Frage an Ina Korter von Gerd R. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrte Frau Korter,
ich möchte vorab betonen, dass ich mit den grundsätzlichen Zielen gründer Politik stark symphatisiere, allerdings im Bereich Bildungspolitik einige gravierende Kritikpunkte habe, die mich bisher davon abhielten ihrer Partei beizutreten.
Daher wäre ich für Ihre ganz persönliche Meinung - und ggf. auch die Sicht der niedersächsischen Grünen - zum Thema "außerschulische Bildung und Vereinsarbeit", mit Blick auf echte Gesamtschulen und deren zeitliche Beanspruchung der Schüler dankbar.
Ich halte es gelinde gasagt für unerträglich, dass durch die gegenwärteige Schulpolitik - und noch mehr die beabschtigten Reformen - die, für die persönliche Entwicklung und Sozialisation ungeheuer wichtige Erziehungsarbeit außerschulischer Träger (Vereine, Verbände) völlig unmöglich gemacht wird. Kinder und Jugendliche, die eine Ganztagsschule besuchen, sind einem großen Teil ihrer Freizeit beraubt, die viele von ihnen bisher in privaten Freizeiteinrichtungen, Jugend- und Sportvereinen zugebracht haben und, die sich dort auch ehrenamtlich engagiert haben.
Davon auszugehen, dass der Staat bei der Erziehung der Kinder und Jugendlichen einen mindestens ebenso großen Einfluss wie Elternhaus und privates soziales Umfeld haben sollte (was ja zutrifft, wenn man die zeitliche Beanspruchung durch die Schule in Zukunft betrachtet) kann doch nicht im Sinne grüner Politik sein.
Ich bin gespannt auf Ihre Meinung.
Mit freundlichem Gruß aus Celle
Gerd Röpke
Sehr geehrter Herr Röpke,
vielen Dank für Ihr Interesse an unserer Schulpolitik.
Die Sorgen, dass durch den Ausbau der Schule zu einer Ganztagsschule der Freiraum der Kinder und Jugendlichen für ein außerschulisches Engagement zu sehr eingeschränkt werden könnte, hören wir von vielen Seiten, und wir nehmen sie sehr ernst. Die freie Zeit, über die Jugendlichen nach ihren eigenen Interessen verfügen können, wird schon heute insbesondere durch das Turbo-Abi zu sehr eingeschränkt.
Wir haben deshalb ein Ganztagsschul-Modell entwickelt, dass die verbindliche Zeit der Ganztagsschule auf den Zeitraum von 8 bis 15 Uhr an vier Tagen beschränkt. Danach soll es auch keine Hausaufgaben mehr geben. Damit wollen wir den Jugendlichen die Verfügung über ausreichend freie Zeit sichern.
Uns ist der Ausbau qualitativer Ganztagsschulen jedoch sehr wichtig, weil wir meinen, dass damit die Bildungschancen vieler Jugendlicher deutlich verbessert werden können.
Mit freundlichen Grüßen
Ina Korter