Frage an Ilja Seifert von Thomas G. bezüglich Wirtschaft
Sehr geehrter Dr. Ilja Seifert,
ich würde gerne wissen wie Sie und die Partei DIE LINKE zu dieser Aussage steht:
"Der Privatbesitz an Produktionsmitteln ist Garant für individuelle Freiheit."
Sehr geehrter Herr Glänzel,
weder DIE LINKE im Ganzen noch ich persönlich sehen die individuelle Freiheit unmittelbar an den Privatbesitz von Produktionsmitteln gebunden. Mein Freiheitsbegriff leitet sich weder vom Privatbesitz noch vom Privateigentum ab, sondern er ist mit Selbstbestimmung, Teilhabe und Persönlichkeitsentfaltung in Verbindung zu bringen. Man kann also auch ohne Privatbesitz frei sein.
Ihre Frage nach dem Privatbesitz von Produktionsmitteln zwingt mich allerdings dazu, nochmal ausdrücklich darauf hinzuweisen, dass wir zwischen Privatbesitz und Privateigentum sehr genau unterscheiden. Ich sehe kein Problem darin, wenn jemand beispielsweise eine Maschine besitzt (und auch deren Eigentümer ist) und damit irgendwelche Dinge produziert, die er auf dem Markt verkauft. Wesentlich problematischer sehen wir es an, wenn dieselbe Maschine nur im Privateigentum irgendeines Menschen ist, der andere damit arbeiten läßt und ausschließlich den Gewinn für sich beansprucht.
In der aktuellen Entwicklungsphase des Kapitalismus halten wir es für erforderlich, daß große Infrastrukturkomplexe (z. B. Strom-, Gas-, Eisenbahn-, Telekom-, Straßen-Netz und dergleichen) sowie Objekte der Daseinsfürsorge (Wasser, ÖPNV, Gesundheitsversorgung, Kitas, Schulen usw.) in öffentlichem - z. B. kommunalem - Eigentum sind. Auch genossenschaftliche Eigentumsformen erscheinen uns sehr sinnvoll (z. B. für Banken, Wohnungsgenossenschaften und dergleichen), weil sie demokratische Mitwirkungsrechte ermöglichen.
Mit freundlichen Grüßen
Ilja Seifert