Frage an Ilja Seifert von Ralf N. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Hr.Dr.Ilja Seifert
Auf ihrer Homepage fand ich Bilder und Berichte die mich begeistert haben. Ich sitze seit 4 Jahren selbst im Rollstuhl und hatte mehrere Fragen an Ihre Ausschuß- und Parteigenossin Dr.Martina Bunge.
Nachdem ich von Ihr keine Antwort bekomme wende ich mich an Sie.
Sie können meine Frage an Fr. Dr. Bunge ja auch nachlesen falls Sie wollen.
Gibt es Änderungen bei der Berechnung des Pflegebedarfs?
Bei mir persönlich wurden laut Pflegegutachten 1 Stunde Pflege pro Tag und 1 Stunde Haushalt als notwendig beschrieben.
Wenn ich nicht ganz daneben liege macht das 14 Std. pro Woche also 56 Std pro Monat.
Nur die morgendliche Hilfe bei der Körperpflege kostet aber 550 Euro im Monat wobei ich nur 215 Euro Pflegegeld bekomme.
Natürlich denken Sie jetzt ich soll die Plege einem Pflegedienst überlassen. Das hatte ich ......und für 10 min. Morgetoilette musste ich zu den 420 Euro was der Pflegedienst von der Krankenkasse bekommt zusätzlich 150 Euro von meiner phänomenalen EU-Rente bezahlen und im Haushalt war gar keine Hilfe.
Ich fordere das Kranken die Hilfe geleistet wird die sie benötigen. Ist das unbezahlbar oder unnötig Steuergeld verbrannt?
Die Pflegeversicherung ist eine Farce und nicht menschenwürdig. Ich erwarte von ihrem Ausschuß schnellstmögliche Besserungen. Ich hoffe sie denken wie ich?
Ansonsten wünsche ich ihnen alles Gute und viel Glück.
mfG
Ralf Nicklas
Sehr geehrter Herr Nicklas,
wie ich gesehen habe, hat Martina Bunge mittlerweile auf Ihre Frage geantwortet. Gerne möchte auch ich mich zu Ihrem Anliegen äußern.
Die am 01.Juli 2008 in Kraft getretene Pflegereform der Bundesregierung, sollte als Kernstück die Anhebung der Leistungen der Pflegeversicherung beinhalten. De facto erhalten viele pflegebedürftige Menschen gerade einmal zehn Euro mehr im Monat, viele sogar gar nichts. Der Wertverlust von über einem Jahrzehnt wird in keinem Fall ausgeglichen. Es bleibt damit bei einer dauerhaften Leistungsminderung.
Die Reform krankte von Anfang an daran, dass man die Debatte darüber, wie man Pflege überhaupt definieren will, erst im Nachhinein führen wollte. Der mittlerweile vorgelegte Umsetzungsbericht des Beirats zur Überprüfung des Pflegebegriffs verdeutlicht einmal mehr, dass der derzeitige Pflegebegriff zu eng und zu verrichtungsbezogen ist. Er sichert weder eine hinwendungsbezogene und ganzheitliche Pflege noch die gesellschaftliche Teilhabe der auf Pflege und Assistenz angewiesenen Menschen.
Für die Linke muss Pflege nicht von den Strukturen, sondern von den Menschen her gedacht werden. Sie darf nicht, wie sie fragen als unnötiges verbrennen von Steuergeldern, sondern muss als Minimalanspruch einer humanen und solidarischen Gesellschaft gelten. Die UN-Behindertenrechtskonvention stellt eine hervorragende Grundlage für eine vernünftige Reform der Pflegeversicherung dar, denn sie erklärt Teilhabe zum Menschenrecht. Daran gilt es anzuschließen. Ein moderner und solidarischer Pflegebegriff muss auf assistierte Teilhabe zielen statt auf „satt, sauber, trocken“. Grundlage für eine Bedarfsorientierte auf Teilhabe zielende und objektive Nachteile ausgleichende Pflege, wie sie die Linke fordert, wäre eine solidarische Finanzierung. Statt einfach zu fordern, jeder solle im Pflegebereich privat vorsorgen, was Menschen mit geringem Einkommen, oder jenen, die bereits auf Pflege angewiesen sind recht wenig hilft, will die Linke eine solidarische Bürgerinnen und Bürgerversicherung einführen.
Freundliche Grüße,
Ilja Seifert