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Hubertus Heil
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Frage von Karola B. •

Warum sind die Renten in Deutschland im Vergleich zum europäischen Ausland so niedrig?

Sehr geehrter Herr Heil,
warum haben Rentner in Deutschland seit Jahren real jedes Jahr weniger Geld zur VERFÜGUNG? Und warum sind die Renten in Deutschland niedriger als im europäischen Ausland? Ist es Ihr Ziel alle Rentner in Transferleistungen zu zwingen"
Mit freundlichen Grüßen
Karola B.

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Antwort von
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Sehr geehrte Frau B.,

vielen Dank für Ihre Nachricht. 

Zunächst möchte ich darauf hinweisen, dass ein uneingeschränkter Vergleich von völlig unterschiedlichen Systemen der Alterssicherung nicht möglich ist. Es muss immer die spezifische Situation des jeweiligen Landes, einschließlich der demografischen Struktur, betrachtet und das gesamte Konzept der Alterssicherung aus staatlicher, betrieblicher und privater Vorsorge und ggf. der ergänzenden Grundsicherung im Alter ins Auge gefasst werden. Ansonsten würde die Komplexität der sorgfältig austarierten rentenrechtlichen Regelungen in den einzelnen Ländern verkannt werden. Die Grundvoraussetzungen sind in den einzelnen Ländern jedoch zum Teil sehr unterschiedlich. Hierzu gehören neben der Ausgestaltung der verschiedenen Säulen der Alterssicherung auch die Höhe der Rentenversicherungsbeiträge, die durchschnittliche Lebensarbeitszeit, die durchschnittliche Rentenbezugsdauer sowie die Regelung von Wartezeiten für den Bezug einer Altersrente. Im Ergebnis muss festgestellt werden, dass ein seriöser Vergleich schlicht und einfach nicht möglich ist. Erlauben Sie mir einen einfachen Vergleich mit Österreich, dessen Rentensystem oft mit dem deutschen System verglichen wird. Im österreichischen Rentensystem gibt es zwar deutlich weniger kleine Renten. Das liegt aber daran, dass es dort eine Mindesteinzahldauer von 15 Jahren gibt, während in Deutschland bereits nach fünf Jahren Rentenanwartschaftszeiten Renten ausgezahlt werden. Auf diese Weise zahlen viele Menschen in die Rente ein, die aufgrund nicht erfüllter Wartezeiten aber später keine Rentenansprüche haben.

Soweit Sie den Rentenanpassungsmechanismus ansprechen und einen Wertverlust der Renten beklagen, möchte ich Folgendes erläutern: Die lohnorientierte Anpassung der Renten ist bereits seit dem Jahr 1957 ein elementarer Bestandteil der gesetzlichen Rentenversicherung. Ziel dieser Anpassungsmethodik war und ist es, in guten wie in weniger guten Jahren sicherzustellen, dass die Rentnerinnen und Rentner an der wirtschaftlichen Entwicklung teilhaben. 

Zwar ist die Rentenanpassung in einzelnen Jahren – zum Beispiel 2023 – hinter der Inflation zurückgeblieben, aber dies waren stets nur Momentaufnahmen. Langfristig betrachtet ist eine Anbindung der Renten an die Löhne für die Rentenempfänger deutlich günstiger als eine Preisindexierung der Renten (Ausrichtung der Rentenanpassungssätze an den Preissteigerungsraten). Die Nettostandardrente – also die Bruttorente eines Durchschnittsverdieners mit 45 Arbeitsjahren, vermindert um die Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung – hat sich von 1957 bis 2023 real – also nach Abzug der Preissteigerungen – mehr als verdoppelt (Anstieg auf das 2,13-fache). Bei einer Preisindexierung wäre die Nettostandardrente dagegen real auf dem Stand von 1957 geblieben. Dieser Vergleich macht deutlich, welch hohe Bedeutung die Lohnbezogenheit der Rente für alle Rentnerinnen und Rentner hat.

Mit freundlichen Grüßen
Hubertus Heil, MdB

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