Könnte es aus Ihrer Sicht sein, dass soviele Ausbildungsplätze im Handwerk unbesetzt bleiben, weil die Versorgung und Berufsrisiken in äußerst schlechtem Verhältnis zu einer Beamtentätigkeit stehen ?
Sehr geehrte Frau H.,
vielen Dank für Ihre Frage vom 11. Mai 2022 bezüglich der Attraktivität im Handwerk.
Es ist nicht zu bestreiten, dass wir in der Bundesrepublik Deutschland Engpässe in zahlreichen Handwerksberufen erleben. Wir stehen vor enormen Herausforderungen, aber vor allem auch neuen Chancen, die sich in der Arbeitswelt im Hinblick auf die Digitalisierung, Demografie und der Diversität in der Gesellschaft ergeben. Diese Chancen müssen genutzt werden, um Unternehmenskulturen zukunftsfähig aufzustellen. Das stärkt den Zusammenhalt, sichert Fachkräfte und erhöht die Produktivität.
Damit es dem Handwerk gutgeht, müssen wir vor allem Schulen als Ansprechpartner für die Berufsausbildung besser aufstellen. Es ist mir ein großes Anliegen, dass an allen Schulformen eine bessere Berufsorientierung geschaffen wird. Es braucht ein Fach wie „Arbeit, Technik, Wirtschaft“ um schon frühzeitig, Schülerinnen und Schülern die Vorzüge zahlreicher Handwerkstätigkeiten aufzuzeigen. Viele wissen nicht, wie modern Handwerk inzwischen auch ist. Außerdem muss Jugendlichen eine gute Perspektive für ihre Ausbildung gegeben werden. Das Meister-Bafög leistet hier schon einen wichtigen Beitrag, indem wir klar machen, dass der Meister genauso wertvoll ist wie der Master.
Zum anderen geht es bei der Attraktivitätssteigerung von Handwerksberufen aber vor allem auch um einen Dreiklang: Einerseits sollte es in den Unternehmen selbst betriebliche Weiterbildungen geben. Wir müssen aber auch andererseits Arbeitslose stärker weiterbilden sowie drittens Menschen umschulen, die in Firmen arbeiten, deren Geschäftsmodell wegbricht.
Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir es gemeinsam als Gesellschaft, aber vor allem nun mit der Ampel-Koalition schaffen werden, diesen Berufszweig, wie auch viele andere, für zahlreiche Menschen wieder attraktiver zu machen. Denn eins ist sicher: Handwerkerinnen und Handwerker sind für unsere Gesellschaft essentiell und leisten bemerkenswerte Arbeit.
Ich hoffe meine Antwort hilft Ihnen weiter.
Mit freundlichen Grüßen
Hubertus Heil