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Hubertus Heil
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Frage von Brigitte M. •

Ist es wirklich sozial gerecht, die Rentner beim Energiegeld zu übergehen ? Sollte es nicht nach Bedürftigkeit gehen bei der Frage der sozialen Gerechtigkeit ?

Sehr geehrter Herr Heil, Sie haben viele Fragen zum Energiegeld Rentner erhalten und überall die gleiche Antwort gegeben; Rentner seien nicht so betroffen, weil sie im Gegensatz zu Arbeitnehmern(AN) dieses Jahr eine so große Rentenerhöhung bekämen.

Renten werden im Zeitversatz zur Lohnentwicklung angepasst, die Rentenanpassung dieses Jahr holt also nur die Lohnentwicklung von vor 2 Jahren nach, die die AN schon die ganze Zeit hatten und ausgeben konnten. (Nicht zu vergessen die faktische Rentenabsenkung in der Rentenformel gegenüber den Einkommen)

Ist es sozial gerecht, dass ein AN mit Monatseinkommen von 3.200,- € und mehr ! das Energiegeld erhält und ein Rentner mit Monatseinkommen von 1.100 € erhält keins ?

Ist es sozial gerecht, das Energiegeld einkommensunabhängig zu zahlen ? Ein Rentner hat Probleme sein Essen zu kaufen und die, die es nicht brauchen, erhalten die 300,- €.

Es wundert nicht, dass der SPD immer weniger Menschen Kompetenz in der sozialen Gerechtigkeit zutrauen

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Antwort von
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Sehr geehrte Frau M.,

vielen Dank, dass Sie sich mit Ihrem Anliegen erneut an mich wenden, gerne erkläre ich Ihnen wie der Zuschuss von den 300 Euro gedacht ist.

Wer die Energiepreispauschale erhält, muss darauf Steuern zahlen, denn die Pauschale unterliegt der Einkommenssteuerpflicht. Das bedeutet: je höher das zu versteuernde Einkommen, desto höher fällt die Besteuerung der Pauschale aus. Dies sorgt für eine sozial ausgewogene Kompensation der energiepreisbedingten Mehrbelastung.

Alle Bürgerinnen und Bürger merken die steigenden Preise im Portemonnaie – sei es an der Tankstelle oder bei der Stromrechnung. Bürgerinnen und Bürger mit hohen Einkommen können diese gestiegenen Energiepreise besser abfangen, als es Menschen mit einem geringen oder mittleren Einkommen können. Daher ist es absolut richtig, dass Menschen mit einem höheren Einkommen weniger von der Energiepreispauschale ausgezahlt bekommen.

Für einkommensschwache Rentnerinnen und Rentner haben wir besondere Maßnahmen getroffen. So erhalten selbstverständlich auch Rentnerinnen und Rentner, die auf die Grundsicherung angewiesen sind, erneut einen Zuschlag, um die zusätzlichen Ausgaben aufzufangen. Die erneute Einmalzahlung von 100 Euro werden wir aufgrund der aktuellen Preissteigerungen nochmal verdoppeln. Damit werden Leistungsberechtigte der sozialen Mindestsicherungssysteme zu Juli 2022 200 Euro ausgezahlt. Darüber hinaus sind 46 Prozent der Wohngeldbezieher Rentnerinnen und Rentner. Sie profitieren von einem Heizkostenzuschuss von 270 Euro.

Arbeitnehmerinnen und Arbeitsnehmer haben solche deutlichen Einkommenssteigerungen, die Sie mit der Rentenerhöhung ansprechen, derzeit nicht in Aussicht. Im Gegenteil, viele haben in der Corona-Krise Lohneinbußen hinnehmen müssen. Natürlich haben sich die Rentnerinnen und Rentner ihre Rente durch harte Arbeit verdient und profitieren daher zu Recht von der Rentenerhöhung. Fakt ist aber auch, dass in der Corona-Krise, wo das Lohnniveau abgefallen und damit auch die Rente hätte gekürzt werden müssen, sie davon profitiert haben, dass wir als SPD eine Rentenabsenkung durch entsprechende gesetzgeberische Reglungen ausgeschlossen haben. Das heißt, Rentnerinnen und Rentner haben in der Krise keine Kürzungen und profitieren nach der Krise von einem wieder steigenden Lohniveau. Zudem geht die starke Rentensteigerung auch auf die politisch beschlossene Ausweitung der Kurzarbeit zurück.

Mir ist es wichtig zu betonen, dass es jetzt nicht um immer neue Entlastungspakete gehen kann. Wir brauchen gezielte dauerhafte Entlastungen, wenn die Preise hochbleiben. Dafür hat der Bundeskanzler Staat, Sozialpartner und Wirtschaft zu einer konzertierten Aktion eingeladen.

Außerdem habe ich das soziale Klimageld vorgeschlagen, um vor allem die Bezieher mit mittleren und unteren Einkommen zu entlasten. Das soziale Klimageld soll dann auch Rentnerinnen und Rentnern zu Gute kommen. Konkret ist mein Vorschlag, das soziale Klimageld einmal im Jahr auszuzahlen, an die Menschen, die als Alleinstehende weniger als 4000 Euro brutto und als Verheiratete zusammen weniger als 8000 Euro brutto im Monat verdienen - also denjenigen, die normale und geringe Einkommen haben. Über die genaue Staffelung und den Umfang müssen wir noch sprechen. Ich will das in die Koalition einbringen, weil ich als Sozialminister eine Verantwortung habe - auch wenn die Federführung eher beim Finanzminister und beim Klimaminister liegt.

Eines ist aber auch bei weiteren Maßnahmen klar: Wir sollten nicht so tun, als könne der Staat alles für alle ausgleichen.

Ich hoffe Ihnen mit meiner Antwort geholfen zu haben!

Mit freundlichen Grüßen

Hubertus Heil

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