Frage an Hubert Rothfeld von Christine R. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Rothfeld,
UN-Behindertenrechtskonvention - für 10% der Bevölkerung die Hoffnung der Armut zu entfliehen und am öffentlichen Leben teilzunehmen. Trotzdem die Bundesregierung die Konvention ratifiziert hat, ist dies für die meisten nur ein Traum geblieben. Was tun Sie und Ihre Partei dafür, daß dieses Thema endlich mal ganz oben auf die TOP kommt ? Leider stehen die Menschen mit Behinderung und Ihre Angehörigen noch immer ganz alleine da.
Wie sieht Ihre Unterstüzung aus?
Mit freundlichen Grüßen
Christine Reyle
Sehr geehrte Frau Reyle,
Sie stellen eine sehr anspruchsvolle und unmittelbar schwer zu beantwortende Frage!
Ich möchte Ihnen damit antworten, dass ich als Mitarbeiter in einer großen Behinderteneinrichtung beobachte, dass innerhalb der Arbeit mit behinderten Menschen in den letzten Jahren sehr viel strukturell in Bewegung geraten ist. Es ist eine andere Sichtweise erstanden. Den Menschen mit Behinderung wird mehr Eigenverantwortung und Autonomie zugestanden. Die Inklusion wird strukturell vorangetrieben.
Dies birgt die Chance, dass es zu einem besseren und näheren Kontakt zwischen Menschen mit und ohne Behinderung kommt.
Meiner Meinung nach ist dies aber nicht ausreichend. Was fehlt ist ein Wandel in der Gesellschaft.
Unsere Gesellschaft neigt dazu, alle diejenigen Menschen auszugliedern, die in unserer Leistungsgesellschaft nicht mithalten können. Da geht es alten Menschen genauso wie kranken, schwachen und behinderten Menschen.
Vielfach wird übersehen, dass es nicht unser eigenes Verdienst ist, dass wir gesund, leistungsfähig und nicht von Behinderung betroffen sind. Jeden Augenblick kann es auch uns treffen, ernsthaft zu erkranken oder einen Unfall zu erleiden und dadurch in unseren körperlichen Möglichkeiten eingeschränkt oder behindert zu sein. Es ist die Aufgabe von uns allen, die Menschen mit Behinderung zurück in die Mitte unserer Gesellschaft zu holen , sie mit Würde, Zuneigung und Nähe zu behandeln und sie so zu unterstützen, wie wir es uns wünschten, würden wir uns in ihrer Situation befinden.
Einen Schritt, um dieses Ziel zu erreichen, sieht die ÖDP darin, in der Schule einen größeren Schwerpunkt auf die Vermittlung von Werten, die dem gemeinschaftlichen Leben dienen, wie z.B. Verantwortung füreinander, Rücksichtnahme, Achtsamkeit aufeinander, Hilfsbereitschaft, ... , zu legen.
Ich grüße Sie mit dem Wissen, Ihnen leider keine konkrete Lösung für Ihr Anliegen unterbreiten zu können.
Hubert Rothfeld