Frage an Hubert Jungbauer von Michael G. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrter Herr Jungbauer,
ich muss Ihnen erst einmal ein Kompliment zollen. Sie sind ein echter Politiker - denn in der Antwort auf die Frage von Frau Schneider haben Sie viel geschrieben und doch wenig gesagt.
Interessant finde ich es auch Ihre Passage "Es müssen deutsche Arbeitnehmer bevorzugt werden (keine "Billig-Arbeiter" aus dem Ausland, keine Schwarzarbeiter, bzw. energisches Vorgehen gegen diese)".
Ist Ihnen eigentlich bewusst, dass Schwarzarbeit, die ja Arbeitsplätze - insbesondere für Deutsche - vernichtet, in mehr als 80% der Fälle von Deutschen ausgeführt und in mehr als 90% von Deutschen beauftragt werden. Und auch die von Ihnen kritisierten "Ausländischen Billigarbeiter" werden zu mehr als 90% von deutschen Unternehmer beauftragt.
Wie wollen Sie also diese von Deutschen selbst verursachte Probleme angehen?
Und was wollen Sie den Exportorientierten Unternehmen sagen, die keine Aufträge mehr im Ausland bekommen, da Ausländer in Deutschland nur noch als Arbeiter zweiter Klasse angesehen werden?
Mit freundlichen Grüßen,
Michael Ganz
Sehr geehrter Herr Ganz,
vielen Dank für Ihre Reaktion auf meine kurze Ausführung, welche ich Ihnen gerne noch am Wochenende beantworten will.
Wenn es Ihnen so vorgekommen sein sollte, als wenn ich mit vielen Worten viel geschrieben und wenig gesagt habe, so bedaure ich dieses sehr und starte gerne einen erneuten Versuch, meine Meinung deutlicher auszudrücken:
Vorweg möchte ich noch einmal betonen, daß ich hier auf Themen angesprochen werde, die der Landtag doch gar nicht (mehr) in der Lage ist zu lösen, da diese nur auf Bundes- oder EU-Ebene überhaupt noch gelöst werden könnten. Und da es sich nun einmal um eine Landtagswahl handelt, gehe ich primär auf Probleme ein, für die das Land gerade noch etwas zuständig ist.
>>>Interessant finde ich auch Ihre Passage "Es müssen deutsche Arbeitnehmer bevorzugt werden (keine "Billig-Arbeiter" aus dem Ausland, keine Schwarzarbeiter, bzw. energisches Vorgehen gegen diese)".<<<
Was finden Sie an meiner Aussage, daß vorrangig deutsche Arbeitnehmer bevorzugt werden müssen, interessant? Als Abgeordneter schwört man einen Eid, das Beste für Deutsche zu wollen. Sollen wir erst alle anderen unterstützen und dann erst unsere Landsleute? Nein! Ich will und werde mich zuerst für meine Landsleute einsetzen und denke, daß ein Land immer zuerst für seine Bürger einzustehen und zu sorgen hat!
Sie führen hier einige statistische Erhebungen auf, die ich zwar nicht auf die Schnelle nachvollziehen kann, sie aber gerne mal als wahrscheinlich so stehen lasse.
Wenn Sie sich Ihre Statistiken anschauen, erschreckt es Sie nicht selber immens, was wir Deutschen unserem eigenen Volk dadurch antun, daß wir eben so viele ausländische Arbeiter importieren und Schwarzarbeit beauftragen?
Oder dadurch, daß wir nicht mehr bereit sind, die teuren Löhne für gute Handwerker etc. zu zahlen?
Irgendwo ist ja das Verhalten der deutschen Mehrheit verständlich, wird dieser doch schon seit einigen Jahren die "Geiz ist geil" - Mentalität indoktriniert. Aber genau hier muß doch auch angesetzt werden?!
Das Thema Schwarzarbeit ist sehr weit gespannt und durchdringt leider schon die komplette Gesellschaft. Wo fängt Schwarzarbeit an und wo hört sie auf?
Die sogenannte Nachbarschaftshilfe möchte ich hiervon aber mal ausdrücklich ausnehmen.
Aber soll man eine erkannte Krankheit sich weiter ausbreiten lassen oder aber dagegen angehen?
Ich denke doch, daß das Zweite der richtige Weg ist.
Auch wenn viele Menschen eine Sache tun, so muß diese dadurch aber doch noch lange nicht richtig sein!
Um Spekulationen über mangelnde Beispiele zu umgehen, hier ein Handfestes:
Vorab: Die steuerlichen und sonstige Abgaben-Aspekte möchte ich bei meinem Beispiel aber vollkommen außer Acht lassen und nur ein Beispiel aus dem Handwerk ansprechen.
Nach geltendem Recht muß ein Deutscher, um ein bestimmtes Handwerk ausüben zu können, nach erfolgreichem Abschluß einer Schule mit anschließender mehrjähriger Ausbildung im Betrieb und parallelem Schulbesuch (Duales Ausbildungssystem) nach angemessener Gesellenzeit (3 - 5 Jahre) auf die Meisterschule gehen.
Diese absolviert er entweder nach seiner normalen Arbeit, zusätzlich am Abend und an den Wochenenden oder in einer Ganztagsschule über einen längeren Zeitraum.
Zu seiner Mühe kommt auch noch bekanntermaßen ein schöner Batzen Geld, den er aufbringen muß.
Aber hat er das alles mit Erfolg hinter sich gebracht, so darf er sich endlich Meister nennen.
Daß er sich dadurch eine etwas verbesserte Lebenssituation erhofft, dürfte ja auf der Hand liegen. Sobald er sich nun in seinem Gewerke selbständig niederlassen will, sieht er sich mit Menschen konfrontiert, die auf dem ersten Blick das gleiche machen, nur mit dem Unterschied, daß sie aus dem Ausland kommen. Für Einige von denen reicht es aus, eine Tätigkeit in dem Beruf oder artverwandten Berufen nachweisen zu können und schon dürfen sie bei uns als selbständige "Handwerker" arbeiten. Sie arbeiten dann meist nach ihrem "Stil", der in der Qualität von der deutschen abweichen kann.
Nach Außen hin wird zwar gesagt, die Vorgaben gelten für alle, Ausländer und Deutsche, aber die Wirklichkeit sieht manchmal anders aus. Der Deutsche muß sich an alle Vorschriften und Gesetze halten, der Ausländer kann diese aber leichter umgehen, da er bei vielleicht einmal stattfindenden Kontrollen behaupten kann, er habe es nicht gewusst oder verstanden und in solchen Fällen kann dann großzügiger über eine Ahndung hinweg gesehen werden.
Hier möchte ich auch mit ansetzen und die Kontrollen so weit ausdehnen, daß es möglichst keine Schlupflöcher mehr gibt. Will dann ein Handwerker in unserem Land seinem Handwerk nachgehen, dann bitte gleiche Vorgaben (Rechte, aber auch Pflichten) für alle. Wenn in der Folge der Stundenlohn eines offiziellen deutschen Meisterbetriebes genauso hoch ist, wie der eines ausländischen Handwerkers, so kann ich mir vorstellen, daß dann bestimmt nicht mehr so viel hinten herum an Aufträgen vergeben würde und die deutschen Betriebe mit den ausländischen gleichziehen, oder sogar vorgezogen werden.
Wie ich in meinem ersten Beitrag ja schon andeutete, können Landtage in diesen Bereichen nur begrenzt agieren, da vieles ja vom Bund und Brüssel bestimmt wird. Bei uns könnten aber z.B. die Handwerksorganisationen, der Wirtschaftskontrolldienst (WKD), der Zoll und auch die Polizei aktiver werden, um gegen illegale Betätigung zum Wohle Aller einzuschreiten.
>>>Und was wollen Sie den Exportorientierten Unternehmen sagen, die keine Aufträge mehr im Ausland bekommen, da Ausländer in Deutschland nur noch als Arbeiter zweiter Klasse angesehen werden?<<<
Diese Frage bedarf eigentlich keiner Antwort, da ich bezweifle, daß Export-Gesellschaften aus den Gründen, daß sie ihr Augenmerk auf deutsche Arbeitnehmer legen, keine Aufträge aus dem Ausland mehr erhalten. Ausländische Unternehmen selber beschäftigen, soweit es ihnen möglich ist, auch bevorzugt inländische Arbeitnehmer.
Warum sollte es bei uns anders sein oder uns zum Vorwurf gemacht werden?
Es geht hier doch einzig um die Konkurrenzfähigkeit unserer Unternehmen. Und diese stützt sich nicht nur oder sogar nur sehr gering auf ein möglichst günstiges Angebot, sondern eben hauptsächlich auf die berühmte deutsche Qualität oder Besonderheit des Gutes. Und dieses wird sich auch in der Zukunft nicht ändern.
Wir waren und sind weiterhin der Spitzenreiter der Exporteure weltweit und das Gütesiegel "Made in Germany" ist weiterhin gern gesehenes oder verlangtes Prädikat der Waren.
Mit freundlichen Grüßen,
Hubert Jungbauer