Was wollen Sie für ein gerechtes Rentensystem und für eine Senkung des Renteneintrittsalters tun?
Sehr geehrter Herr Bühler,
vielen Dank für Ihre Frage, die eines meiner persönlich favorisierten Themen anspricht: Die Rente. Als ehrenamtlicher Versichertenberater der Deutschen Rentenversicherung habe ich fast täglich Diskussionen zu Themen um die Rente.
Das eine ist, was ich persönlich für ein „gerechtes Rentensystem“ und für eine Senkung des Renteneintrittsalters tun würde. Da wünsche ich mir in erster Linie eine größere gesellschaftliche Kampffreude für dieses Thema. Solche Kämpfe würde ich dann intensiv fördern und begleiten. Denn als Einzelner kann man da nur wenig tun, solange die Millionen, die es betrifft, noch denken, das würden Politiker für sie positiv erledigen.
Ein „gerechtes Rentensystem“ wird sich im Rahmen kapitalistischer Grundbedingungen niemals erreichen lassen. Eventuell Verbesserungen, wie z.B. im Rentensystem in Österreich, aber von Gerechtigkeit sind wir so lange weit entfernt, wie nur Wenige über das gesellschaftlich erzeugte Vermögen verfügen. In einer solidarischen, sozialistischen Gesellschaft gäbe es ganz andere Möglichkeiten: So hatten die früher sozialistischen Gesellschaften meist ein Renteneintrittsalter von 55 Jahren für Frauen und Schwerstarbeiter und von 60 Jahren für Männer. In einem echten Sozialismus werden die „Alten“ dann nicht ausgegrenzt, wie das in kapitalistischen Gesellschaften mit Rentner*innen passiert. Aber es braucht eine klare Altersgrenze, wann ein Mensch nicht mehr arbeiten muss und dennoch ein lebenswertes Auskommen garantiert bekommt!
In einer zukünftigen klassenlosen (oder auch kommunistischen) Gesellschaft wird es erst ein wirklich „gerechtes Rentensystem“ geben. Nämlich gar keins in unserem heutigen Sinne! Der Mensch einer klassenlosen Gesellschaft steht allgemein anerkannt im Mittelpunkt allen gesellschaftlichen Wirkens. Erst dann, kann jeder Mensch frei entscheiden, bis zu welchem Alter er oder sie arbeiten will und wie viel Arbeitskraft für welche gesellschaftlichen Aufgaben eingesetzt werden. Erst wenn Menschen wirklich frei sind, kann auf normierte Systeme weitreichend verzichtet werden, bzw. werden die Menschen sich die Systeme gemeinsam festlegen, die sie für nützlich erachten.
Das ist für unsere kapitalistisch indoktrinierten Gehirne relativ unvorstellbar. Klassenlose Verhältnisse kann es erst nach Abschaffung aller Klassengegensätze geben und die Menschen werden dann andere sein. Doch dies ist ein weiter Weg, der künftigen Generationen vorbehalten bleibt, wenn es uns gelingt die Erde, als Lebensort zu schützen, indem wir sie den kapitalistischen Ausbeutern entreißen.
Einstweilen bewegen wir uns mit unseren Rentenforderungen noch im Bereich von relativen Kleinigkeiten. Als „Internationalistische Liste“ haben wir dem Themen 3 Plakate gewidmet, in unserer Plakatreihe mit 30 weiteren Kernthesen. 2 Plakate sprechen es direkt an: „Gleiche Löhne und Renten in Ost und West!“, und „Rentenalter und Arbeitszeiten runter!“. Ein weiteres zielt auf eine bessere Rentengestaltung ab: „Weg mit den Hartz-Armuts-Gesetzen!“. Es wäre ein riesiger Fortschritt, wenn die Rentenkürzungen, die unter SPD/GRÜNEN Regierung zu Beginn dieses Jahrtausends verbrochen wurden, wieder zurückgedreht würden. Das werden wir nur erreichen, wenn Millionen sich dafür einsetzen. Leider denken noch viele der Jüngeren, „ich bekomme eh keine Rente“. Psychologisch spricht man da von „self-fulfilling prophecy„ (= selbsterfüllende Prophezeiung). Leider ist das meines Erachtens der gegenwärtige Stand im aktuellen gesellschaftlichen Kampf um die Denkweise. Wer sich keine Verbesserung der Rente vorstellen kann, findet keine Kraft zum Kämpfen. Aktuell fordern die Unternehmerverbände ja sogar weitere Verschlechterungen der Rente.
Da meine Antwort schon sehr lange geworden ist, verweise ich zum Schluss auf das Wahlprogramm der „Internationalistischen Liste/MLPD“. Dort findet man an vielen Stellen Hinweise zur Rentenpolitik, wie der wirklich notwendigen Senkung des Renteneintrittsalters. Bitte ein eigenes Bild machen und dann mit uns mitkämpfen:
https://mlpd.de/broschueren/wahlprogramm
Herzliche Grüße
Hubert Bauer