Hubert Bauer mit Karl Marx
Hubert Bauer
MLPD
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Frage von Thomas S. •

Sehr geehrter Herr Bauer, wie kann angesichts der Verbrechen von Josef Stalin, dieser Diktator nur im entferntesten Vorbild für ihre Partei sein? Ich werde ihnen Nachfolgend hierzu Belege liefern

Ich würde mich freuen wenn sie diesmal auch auf diese notw. Nachfrage antworten
Lt.Wikipedia : Stalin. Säuberungen
"Schätzungen von Historikern reichen von mindestens 3 Millionen Toten bis weit über 20 Millionen."
"Eine zweite Säuberungswelle setzte zu Beginn des Jahres 1948 ein. Sie war hauptsächlich gegen Juden in der Sowj. gerichtet"
Auf der Homep. der MLPD ( Klassiker des Marxismus/Leninismus ) findet sie zu Stalin folgendes,ich zitiere" Die MLPD erkennt die großen Leistungen im sozialistischen Aufbaus in der Sowjetunion und in der DDR an. " weiter in diesem MLPD Artikel "
Dabei wurde jedoch der notwendige ideologische Kampf gegen die kleinbürgerliche Denkweise vernachlässigt und auf die Mobilisierung der Massen gegen die kleinbürgerlich entarteten Vertreter der Bürokratie weitgehend verzichtet. Das waren die beiden Hauptfehler Stalins."
Also sind die mill. Tode die nachweislich und historisch Belegt auf das Konto von Stalin gehen kein Problem für die MlpD? Ich bin entsetzt!!!

Hubert Bauer mit Karl Marx
Antwort von
MLPD

Sehr geehrter Herr Schade,

 

Sie versprachen eingangs "Belege" in ihrer Frage. Dann bringen Sie nichts weiter, als den lapidaren Satz aus Wikipedia zu Stalin: "Schätzungen von Historikern reichen von mindestens 3 Millionen Toten bis weit über 20 Millionen." Wo sind die Beweise? Was haben Schätzungen mit Beweisen zu tun?

Ich kenne Verleumdungen von Stalin seit Jahrzehnten. In meinem Bücherschrank stehen mehrere Meter antikommunistische Literatur, beginnend mit den Werken des "Nibelungenverlags" aus den 1930er Jahren. Das war der Hausverlag der "Antikomintern" einer nationalsozialistischen Propagandaorganisation unter Führung von Goebbels. (Hier finden sie dazu interessante Verweise: https://de.wikipedia.org/wiki/Antikomintern#Der_Nibelungenverlag)

Diese Art von "Historikern" sollten sie einmal kritisch hinterfragen. Falls sie Demokrat und Antifaschist sind, werden sie erschrecken, welche Nähe und Tradition solche "Historiker" mit den Nationalsozialisten haben. Und wie leichtfertig manche Antikommunisten von heute einfach nur Nazipropaganda nachplappern. Da bin ich entsetzt!

Seit Beginn des kalten Krieges stapeln Antikommunisten theoretisch, geschätzte Leichen von Stalin. Dann hielt Chruschtschow eine "Geheimrede" beim XX. Parteitag der KPdSU 1956. Darin wollte er mit Stalin abrechnen und bemänteln, dass er selbst und seine Clique den Sozialismus der UdSSR von Innen zerstört haben. Nach der sogenannten "Wende" in den 1990ern wurde der Leichenberg dann noch höher: Geläuterte Altlinke und Wendehälse begannen Ihr eigenes Scheitern auch noch Stalin anzulasten. Stalin selbst liegt seit 1953 im Grab und kann sich schlecht wehren.

Der französische "Historiker" Stéphane Courtois, laut wikipedia war er in den 1970er Jahren selbst ein "militanter Maoist", übertrumpft ihre Behauptungen bei Weitem. Er verzeichnet in seinem "Schwarzbuch des Kommunismus" gar "Über 80 Millionen Tote", die "die Vision der klassenlosen Gesellschaft gekostet" haben soll. Das ist das 4-fache ihrer bei Wikippedia abgeschriebenen Schätzungen. Doch was soll das ändern an meiner Forderung nach einer nüchtern-sachlichen Beschäftigung mit den Verdiensten und Fehlern Stalins?

Als "Internationalistische Liste/MLPD" schreiben wir im Wahlprogramm zu "Stalinismus"-Vorwürfen:

"Der Kapitalismus beweist tagtäglich, dass er nicht funktioniert. Der Sozialismus gehört deshalb auf die Tagesordnung! Doch vielleicht kennen Sie, kennst du das: Wer dieses Wort auch nur in den Mund nimmt, gerät schnell in den Bannstrahl des Antikommunismus. Auch wer mit dem Internationalistischen Bündnis zusammenarbeitet oder sich über die MLPD informiert, stößt auf die immer gleichen Lügen und Hetze von „Linksextremismus“, „Stalinismus“ und Ähnlichem. Wer dem extremen Kapitalismus radikal, also an die Wurzel will, ist kein „Linksextremist“. Und wer den Sozialismus in der Sowjetunion verteidigt, die mit den anderen Alliierten immerhin den Hitlerfaschismus besiegte, ist kein Stalinist!"

Das von Ihnen "gefundene Zitat" der MLPD stammt übrigens aus deren Parteiprogramm. Sie haben nur versäumt weiter zu lesen. Im Zusammenhang heißt es da:

"Die MLPD erkennt die großen Leistungen des sozialistischen Aufbaus in der Sowjetunion und in der DDR an. Sie führt jedoch auch eine notwendige Kritik an Versäumnissen, Fehlern und Problemen bis hin zu Verbrechen, um daraus schöpferische Schlussfolgerungen zu ziehen."

Wie konnte Ihnen der 2. Satz entgehen? Im Rahmen der theoretischen Reihe der MLPD namens "Revolutionärer Weg" wird die differenzierte Betrachtung der Stalinzeit vertieft. Die MLPD arbeitet derzeit sogar an einem Buch zu Stalin. Sie können Dokumente aus Vorarbeiten zu diesem Buch bereits heute auf der Ihnen bekannten MLPD-Homepage lesen.

Wenn sie auf der Homepage rf-news.de den Suchbegriff "Stalin" eingeben werden Sie 489 Artikel finden, in denen auf die eine oder andere Weise Fragen zu Stalin zur Sprache kommen. Bitte forschen Sie dort erstmal gründlich, statt immer wieder neue  Fragen an mich zu stellen. Meine Zeit als Kandidat ist begrenzt und meine Mitleser in diesem Forum haben Wiederholungen nicht verdient. Vor 2 Tagen wurde eine ähnliche Frage zu Stalin bereits ausführlich von mir beantwortet.

Mit freundlichen Grüßen

Hubert Bauer