Die Zahl der familiengeführtes landwirtschaftlichen Kleinbetrieben geht weiterhin rapide zurück. Welche Lösungsansätze hat ihre Partei um dem entgegenzuwirken?
Hallo Herr K.,
sie sprechen eine Frage an, die leider im Medienwahlkampf kaum Erwähnung findet. Die Vernichtung landwirtschaftlicher Existenzen ist ein tiefes gesellschaftliches Problem. Es wird gerne der Eindruck erweckt, wir können doch alles importieren. Dabei werden die Augen verschlossen vor dem massiven Raubbau an der natürlichen Umwelt, der durch die internationale Lebensmittelproduktion von Großkonzernen betrieben wird. Leichtfertig kaufen die Menschen Produkte von anderen Kontinenten, die mit massiver CO2-Ausbringung um den ganzen Erdball geflogen werden. Zum Glück nimmt das Umweltbewusstsein zu, dass auf eine regionale Versorgung abzielt. Doch die Produzenten von landwirtschaftlichen Gütern müssen in einer industriell geprägten Region erst einmal überleben können.
In der in diesem Forum geforderten Kürze, kann ich nur einige Dinge anreißen, wie wir sie von der „Internationalistischen Liste/MLPD“ diskutieren. Leider haben wir noch nur wenige Landwirte in unseren Reihen. Auf unseren Plakaten haben wir als Grundlinie vorgegeben: „Erzeugerpreise-Rauf / Verbraucherpreise-Runter“. Im Wahlprogramm werden wir dazu ausführlicher:
„Eineinhalb Jahre Corona-Krise bescheren ALDI, Lidl oder REWE Gewinnsteigerungen wie lange nicht. Für Landwirte und Landarbeiter eine Katastrophe: Ruinöse Erzeugerpreise von unter 32 Cent pro Liter Milch im Sommer 2020 – und das bei 45,76 Cent Milcherzeugungskosten. Im Supermarkt kostet der Liter Milch dann zwischen 0,70 und 1,60 Euro – was dazwischen liegt, sacken Handelskonzerne und Molkereien ein.“
(...) „Was Agrarministerin Julia Klöckner als Wende verspricht, ist ein Hohn. Mit dem Deutschen (Gros-) Bauernverband und Agrarkonzernen, Handel, Banken und Bayer/Monsanto im Rucken weist sie Forderungen nach deutlich höheren Erzeugerpreisen zurück. Die herrschende Agrarpolitik von EU und Bundesregierung walzt die Kosten für notwendige Umweltstandards auf Klein- und Mittelbetriebe sowie die Verbraucherinnen und Verbraucher ab. Gefördert wird so die Massentierhaltung mit zum Beispiel über 2.000 Schweinen. Maßstab muss sein: gesunde Ernährung, artgerechte Tierhaltung, umweltverträgliche Anbaumethoden und Erhalt und Wiederherstellung der Kulturlandschaften!“
Wie Sie sehen, wollen wir nicht den Konflikt zwischen Erzeuger und Verbraucher weiter polarisieren. Wir wollen gegen die Großkonzerne, die auf dem Weg zwischen Erzeuger zum Verbraucher märchenhafte Gewinne erzielen, gesellschaftlichen Druck aufbauen. Dazu brauchen die Bauern Verbündete, die ich in erster Linie in der Arbeiter- und Umweltbewegung sehe.
Mit freundlichen Grüßen
Hubert Bauer