Portrait von Hiltrud Lotze
Hiltrud Lotze
SPD
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Hiltrud Lotze zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Michael L. •

Frage an Hiltrud Lotze von Michael L. bezüglich Wirtschaft

Sehr geehrte Frau Lotze,

auf meine Frage vom 13.12.15 bei abgeordnetenwatch teilte Sie u.a. mit, Ihr SPD-Kollege Bernd Lange im EU-Parlament setze sich vehement dafür ein, die Praxis intransparenter Prozesse bei CETA und TTIP zu ändern. Am 29.10.16 druckte die Elbe-Jetzel-Zeitung ein Interview mit Herrn Bernd Lange ab, in dem Herr Lange zu CETA und TTIP bemerkte, "... In der TTIP- und Ceta-Debatte wurde in ... (Hinsicht auf einen Untergang der Demokratie) ... enorm draufgesattelt, auch mit Halbwahrheiten operiert ..." Anti-Amerikanismus bräche sich Bahn, die "... US-Hegemonie beunruhigt viele Menschen so sehr, dass sie auch zum Argument gegen Ceta umgebogen wurde. ´TTIP durch die Hintertür´ lautet die Parole ..."

Meine Frage: könnten Sie mir transparent machen, wie groß in etwa der Anteil der Menschen in der SPD sein könnte, "... die das Freihandelsabkommen mit den USA in Teilen oder gesamt für einen Fehler halten... " (Ihre damalige Antwort), wie Sie persönlich zu den Bemerkungen von Herrn Lange stehen und wieso ökonomische und verfassungsrechtliche Vorbehalte mit Halbwahrheiten oder Antiamerikanismus in Verbindung stehen könnten?

Mit freundlichem Gruß
M.H.Langer

Portrait von Hiltrud Lotze
Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Langer,

für Ihre Nachricht vom 09. November 2016 danke ich Ihnen. Ich antworte gerne darauf.

Am 30. Oktober 2016 haben die Europäische Union und Kanada das CETA Abkommen unterzeichnet. Die SPD hat dafür gesorgt, dass die in CETA enthaltenen europäischen Standards für Verbraucher- und Umweltschutz, Arbeitnehmerrechte und der Schutz der öffentlichen Daseinsvorsorge gewahrt bleiben.

Im Deutschen Bundestag gab es am 22. September 2016 eine namentliche Abstimmung über den CETA-Vertragstext. In der Plenardebatte wurde die Notwendigkeit für Handelsabkommen in der vernetzten Weltwirtschaft unterstrichen und gleichzeitig die Einschätzung vertreten, dass die jetzt definierten CETA-Standards den europäischen Normen entsprechen.

Das Bundesverfassungsgericht hatte am 13. Oktober 2016 CETA behandelt und klargestellt, dass die Bundesregierung CETA im EU-Handelsministerrat zustimmen und sich auch für eine vorläufige Anwendung aussprechen kann. Eine endgültige Endscheidung über die Verfassungsmäßigkeit von CETA ist damit noch nicht verbunden. Das entsprechende Hauptsacheverfahren vor dem Bundesverfassungsgericht wird voraussichtlich im Sommer 2017 stattfinden.

Dementsprechend stand einer Zustimmung und späteren Unterzeichnung von CETA im EU-Handelsministerrat nichts mehr entgegen. Maßgeblich auf Initiative von Sigmar Gabriel hatte sich dort der Rat in einem Begleitdokument auf die Bedingungen des Bundesverfassungsgerichtes einigen können. Des Weiteren hat der Handelsministerrat verbindliche Auslegungserklärungen zum Schutz der Verbraucher, der Gesundheit, zum Schutz vor Privatisierungen und zur Frage der Investitionsschiedsgerichtsbarkeit verabschiedet.

Der nächste Schritt ist die Behandlung im Europäischen Parlament. Danach folgt die dann Phase der nationalen Ratifizierungen. Das bedeutet weiterhin: Neben Kanada müssen auch alle 28 EU-Mitgliedsstaaten CETA ratifizieren. In Deutschland setzt das die Zustimmung des Bundestages und des Bundesrates voraus. Der Ratifizierungsprozess dauert voraussichtlich zwei bis vier Jahre. Klar ist: Wenn ein nationales Parlament CETA ablehnt, kann es nicht in Kraft treten.

Falls sich alle Hoffnungen der Befürworter durch den Vertrag bestätigen lassen, stimme ich dem Vertragstext zu. Wenn sich alle Befürchtungen derjenigen Bürgerinnen und Bürger, die mich auffordern abzulehnen, bestätigen, lehne ich ab. Das entscheide ich endgültig, wenn entscheidungsreife Vorlagen den Bundestag erreichen. Mit Bernd Lange befinde ich mich daher in einem ständigen Austausch.

Die intensive, demokratische Debatte und die parlamentarische Arbeit sind somit längst nicht beendet. Die Erwartung der SPD an diesen Prozess ist, dass die Zivilgesellschaft in diese Beratungen eingebunden wird. Die Bedingungen, die die SPD auf ihrem Parteikonvent am 19. September 2016 beschlossen hat, sind als Maßstab für alle Abgeordneten der SPD einzuordnen. Die definierten Forderungen, beispielsweise im Zusammenhang mit dem Investorenschutz, dem Vorsorgeprinzip, den acht ILO-Arbeitsnormen sowie der öffentlichen Daseinsvorsorge, müssen erfüllt werden. Die Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten werden sich in den kommenden Auseinandersetzungen mit Nachdruck dafür einsetzen. Die SPD betrachtet CETA als ein modernes Abkommen, das große Chancen eröffnet, der fortschreitenden Globalisierung faire und gute Regeln zu geben und sie aktiv mitzugestalten.

Ich wünsche Ihnen frohe Weihnachstage und für das Jahr 2017 alles Gute.

Ihre
Hiltrud Lotze