Frage an Hiltrud Lotze von Yao W. bezüglich Umwelt
Liebe Hiltrud Lotze,
als Abgeortnete meines Wahlbezirkes haben Sie sich sicher schon intensiver mit dem Thema Biodiesel beschäftigt.
Mir stellen sich da jedoch noch einige Fragen und ich wundere mich sehr darüber, dass die EU weiter am Biosprit festhalten will.
Der Kraftstoff vom Acker verschärft nicht nur den Hunger auf der Welt, er ist auch für die Natur und das Klima eine Katastrophe. Die industriellen Monokulturen verbreiten sich weltweit auf Kosten der natürlichen Ökosysteme aus und vernichten die Artenvielfalt.
Auch die von der EU-Kommission beauftragten wissenschaftlichen Studien kommen zu dem Ergebnis, dass Biodiesel aus Palm-, Soja- und Rapsöl mehr klimaschädliche Emissionen verursacht als fossiler Diesel.
Weil Palmöl aus Südostasien wesentlich billiger ist als andere Pflanzenöle, setzt die Biodieselindustrie immer mehr von dem tropischen Öl ein. Die von der EU anerkannten Siegel wie das Palmölsiegel RSPO stufen dessen Anbau als nachhaltig ein – trotz der fortschreitenden Regenwaldrodung.
Die Agrospritproduktion verbraucht zudem Unmengen an Wasser, Düngemitteln und Pestiziden, die die Umwelt und Gesundheit der Menschen belasten. Auch bei uns in Europa verschwinden die Feldvögel, weil Rapsmonokulturen für Biodiesel ihren Lebensraum in Beschlag nehmen.
Der Vorschlag der EU-Kommission, den Anteil von Biosprit aus Nahrungsmitteln auf fünf Prozent zu begrenzen und den aus Abfällen und Zellulose produzierten Agrosprit vierfach anzurechnen, kann die grundsätzlichen Probleme nicht lösen.
Aufgrund dieser zahlreichen negativen Eigenschaften, die die Agrospritproduktion mit sich bringt, ist es doch offensichtlich nur kontraproduktiv den Biosprit weiter zu vergünstigen subventionieren und zu importieren.
Wie stehen Sie zu dieser Angelegenheit bzw. was tun Sie dagegen? Und wie kann ich mit effektiv gegen Agrospritproduktion einsetzen?
Viele Grüße,
Yao Wagner
Sehr geehrter Herr Wagner,
Lebensmittel gehören auf den Teller und nicht in den Tank. Dem stimme ich vollkommen zu. Deshalb haben die Sozialdemokraten im Europäischen Parlament gegen den Widerstand der Christdemokraten und Liberalen durchgesetzt, dass negative Folgen der Biomassenutzung - wie die Abholzung von Regenwäldern oder der Umbruch von Grünland (die sogenannte indirekte Landnutzungsänderung kalkuliert durch ILUC-Faktoren) - in Zukunft in die Berechnung der Klimabilanz einbezogen werden müssen. Es soll verhindert werden, dass durch die Herstellung von Biokraftstoffen sogar mehr Co2-Emissionen in die Atmosphäre gelangen als durch herkömmliche Treibstoffe. Die Zukunft liegt bei den Biokraftstoffen der zweiten Generation, also der Nutzung von Abfällen aus der Land- und Forstwirtschaft oder bei der Gewinnung von Energie aus anderen Stoffen, wie etwa Algen. Diesen Sektor müssen die Mitgliedstaaten und die EU in Zukunft fördern und damit neue Investitionen und Arbeitsplätze schaffen. Wenn Sie sich politisch engagieren wollen, kann ich Ihnen empfehlen, Kontakt zum SPD-Ortsverein Lüneburg aufzunehmen http://www.spd-lueneburg.de/ . Auf jeden Fall sollten Sie sich die Wahlprogramme der einzelnen Parteien für die Europawahl im nächsten Jahr anschauen und am 25. Mai 2014 zur Wahl gehen.
Mit freundlichen Grüßen
Hiltrud Lotze