Frage an Heribert Hirte von Christoph G. bezüglich Verkehr
Sehr geehrter Prof.Dr.Hirte,
ich bedanke mich für die Beantwortung meiner Frage, zu Ihrer Position, was die radikale Änderung in der Verkehrspolitik angeht, der sie nicht zustimmen. Bezogen auf Ihre Antwort, in der Sie betonen, dass Erkrankungen durch Autoabgase abnehmen, möchte ich kurz den folgenden Artikel Ihnen zukommen lassen, der vor einem Jahr veröffenlicht wurde. Wie man sieht von "ganz Oben".
https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Artikel/2016/08/2016-08-25-luftverschmutzung-feinstaub.html
Was die Änderung im ÖPNV in Köln angeht, ging meine Frage mehr in Richtung einer finanziellen Förderung der Beförderung durch die KVB/ÖPNV. Im Vergleich zum Auto sind hier die Kosten für eine kurze Fahrt ins Zentrum und zurück, ohne Abo doch immens. Für einen Euro pro Fahrt im Stadtgebiet gäbe es wohl nur noch wenige Schwarzfahrer und deutlich mehr Nutzer, die in die Bahn umstiegen.
Leider erwähnen Sie in Ihrer Antwort den Begriff "Fahrrad" nicht einmal. Dabei hat die Nutzung des Fahrrads in den letzten Jahren gerade in den Städten kontinuierlich zugenommen. Laut ADFC Umfrage ( http://www.fahrradklima-test.de/karte ) schneidet Köln leider ganz schlecht ab, fragt man Radfahrer, die täglich in der Stadt unterwegs sind.
Hier sollte meiner Meinung nach auch die Bundespolitik Anreize schaffen, Radwege auszubauen und bestehende sicherer zu machen. Warum z.B. keine Rad-/Fussgängerbrücke über den Rhein in Weiss, statt in xJahren eine Auto Verbindung von Godorf auf die andere Seite des Rheins?!
Mit besten Grüßen C. G.
Sehr geehrter Herr G.,
herzlichen Dank für Ihre Nachfrage. Der von Ihnen zitierte Artikel auf der Internetseite der Bundesregierung bezieht sich auf die Luftverschmutzung weltweit. Hier stimme ich Ihnen zu, dass weltweit die Verschmutzung steigt - für Deutschland gilt das wohl auch nach diesem Dokument nicht.
Ich stimme Ihnen zu, dass die KVB nicht gerade zu den günstigsten deutschen Verkehrsbetrieben gehört. Ob aber eine weitere finanzielle Förderung der KVB zur Senkung der Preise (übrigens kein Bundesthema) grundsätzlich mehr Menschen in die Busse und Bahnen bringt, kann ich so nicht sicher bestätigen. So sind schon heute die Bahnen zu Stoßzeiten maßlos überfüllt - bis zur Verlängerung der Bahnsteige wird noch einige Zeit vergehen. Insofern wären so viele mehr Fahrgäste gar nicht machbar - zusätzliches Geld sollte also vielmehr zur Verbesserung des Netzes eingesetzt werden. Zum anderen glaube ich auch nicht, dass mit günstigeren Preisen von 1 EUR pro Einzelfahrt die Anzahl der Schwarzfahrer so deutlich zurückgehen würde. Auch würde dies bei ca. 240 Mio. Umsatz insgesamt deutlich teurer werden als die bisherigen Einnahmeausfälle durch Schwarzfahrer (heute ca. 9 Mio. jährlich - www.express.de/koeln/schwarzfahren-in-koeln-darum-wird-nur-abends-und-am-wochenende-in-zivil-kontrolliert-23418312) .
Nun aber zu den Fahrrädern:
Hier gilt auch das von mir bisher Gesagte - es braucht keinen radikalen Wechsel. Sicherlich gibt es in Köln viel, was man für Fahrradfahrer verbessern könnte - allen voran die Vermeidung von Radwegen, die einfach "ohne Vorwarnung" enden. Dies ist aber ein kommunales Thema und nichts, was Berlin vorgeben kann und sollte. Auch ist das Fahrrad nicht wirklich ganzjährig eine Alternative und auch für Familien mit Kindern schwer umsetzbar. Lastenräder, die hier z.B. bei Einkäufen helfen könnten, sind für viele Kölner nicht erschwinglich - ebenso wenig wie e-Bikes für ältere Bürgerinnen und Bürger. Und auch eine reine Fußgänger-/Fahrradbrücke halte ich für keine gute Idee. Zum einen glaube ich nicht, dass sie so viel schneller gebaut werden könnte - und zum anderen besteht gerade der Bedarf einer weiteren Auto-/Bahnbrücke. Die Kapazitäten für eine Rheinquerung auf dem Fahrrad sind meines Wissens nach ausreichend vorhanden (wenn auch vielleicht nicht genau an der gewünschten Stelle).
Also, zusammenfassend, bedarf es eines Konzeptes, das alle Verkehrsträger berücksichtigt.
Ihr Heribert Hirte