Frage an Heribert Hirte von Christoph G. bezüglich Verkehr
Halten Sie es für nötig, dass sich in der Verkehrspolitik etwas radikal ändert, angesichts kommender Dieselfahrverbote, Smog und zunehmender Erkrankungen durch Autoabgase. Welche Anreize wollen Sie schaffen, damit in Köln der ÖPNV und die Nutzung alternativer Verkehrsmittel zum Auto attraktiver wird? (Ausser mehr Baustellen im Stadtgebiet zu errichten)
Sehr geehrter Herr G.,
vielen Dank für Ihre Nachricht.
Einen radikalen (!) Wandel halte ich nicht für nötig - insbesondere, da die Auswirkungen des Verkehrs wie SMOG und Erkrankungen durch Autoabgase entgegen Ihrer Aussage kontinuierlich zurückgehen (denken Sie nur an die Diesel der 60er und 70er Jahre oder alleine nur an die Abgase von 2-Takt-Motoren, die in den neuen Bundesländern noch bis in die 90er üblich waren).
Schon seit vielen Jahren wird zudem wieder massiv in die Verkehrsinfrastruktur investiert - eine der großen Errungenschaften der Kanzlerschaft Merkel. Neben der Sanierung und dem Ausbau von Straßen, die auch dem Umweltschutz dienen (ein Auto ist am Umwelt-schädlichsten, wenn es im Stau steht), wird inzwischen mehr Geld in den Schienenausbau gesteckt, als effektiv verbaut werden kann; mehr Geld im Bahnfernverkehr würde hier auch nicht wirklich weiterführen.
Im Bereich des ÖPNV besteht aber gerade in Köln - da gebe ich Ihnen Recht - noch Verbesserungsbedarf. Hier ist jahrzehntelang nicht investiert worden. Daher muss man mutig Geld in die Hand nehmen und zukunftsweisende Projekte wie einen möglichst langen Ost-West-Tunnel in Angriff nehmen. Wie Sie aber an der Nord-Süd-Bahn sehen, dauern solche Bauprojekte in Deutschland (leider) sehr lange. Eine wirkliche Verkürzung lässt sich vielfach auch nur durch eine Reduzierung der Bürgerbeteiligung und des Rechtswegs erreichen, was meist jedoch nicht auf zu große Gegenliebe vieler Umweltschützer stößt (ich denke nur an Stuttgart 21).
Gleichzeitig bedarf es einer Politik, die die Auswirkungen von PKWs gerade in Städten reduziert: Es muss mehr geräuscharmer Bodenbelag verbaut werden, der auch gleichzeitig den Abrieb von Reifen und damit Feinstaub reduziert. Zudem müssen durch Maßnahmen wie der "Grünen Welle" Standzeiten und häufige Beschleunigungsphasen von PKWs und damit "sinnloser Abgasausstoß" verhindert werden - wie auch durch intelligente Parkleitsysteme die sinnlose Parkplatzsuche. Hier kann der Bund mit Förderprogrammen und Pilotprojekten einen Anstoß geben. Auch ist eine Großstadt wie Köln der ideale Anwendungsbereich für E-Fahrzeuge (keine lokalen Emissionen und praktisch kein Lärm), für die auch schon entsprechende Anreize von Bundesseite geschaffen wurden, wie z.B. die grundsätzliche Möglichkeit, auf Parkgebühren zu verzichten. Nachdenkenswert ist andererseits im Übrigen, die Bußgelder für Falschparken in Städten gegenüber dem Umland zu erhöhen.
Ihr Heribert Hirte