Frage an Helmut Scholz von Hamed R. bezüglich Energie
Sehr geehrter Herr Scholz,
meine Frage bezieht sich auf Atomkraftwerke. Warum will die Linke die Atomkraftwerke abschaffen?
Das Team von Bill & Melinda Gates Foundation haben gute Lösungsansätze gefunden, wie man eine Explosion der Atomkraftwerke vollständig verhindert. In dem Buch von Steven Pinker „Enlightment Now“ beweist der Harvard Professor anhand Statistiken, dass im Gegensatz zu Kohlkraftwerke die Atomkraftwerke umweltfreundlicher, nachhaltiger und vor allem weniger Tode bis heute verursacht hat. Zudem ist das die beste Lösung für Entwicklungsländer wie Indien und China, denn sie am meisten Energie brauchen und somit die Umwelt verschmutzen.
Wenn die Wissenschaft im Jahr 2020 für Aufbau der Atomkraftwerke plädiert, warum ist die Linke dagegen?
Ich würde mich auf Ihre Antwort sehr freuen.
Mit freundlichen Grüßen
H. R.
Sehr geehrter Herr Rassuli,
danke für Ihre Frage. Über die Sicherheit von AKW lässt sich vortrefflich streiten. Im Ergebnis bleibt festzuhalten, dass Unfälle in AKW in der Geschichte der Menschheit verheerende Auswirkungen hatten, Tschernobyl und Fukushima seien genannt.
Nun mag die Häufigkeit der Unfälle gering sein, deren Folgen sind es mitnichten. Tod und Verstrahlung ganzer Landstriche auf Dekaden sind bekannt.
Auch die Umweltfreundlichkeit von Atomkraft stelle ich in Frage, betrachtet man doch dabei zumeist nur die reine Energieerzeugung. Was ist aber mit dem Material dafür? Wo kommen die „Zutaten“ für die Atom-Reaktion her, wo wird das Material, und unter welchen „menschenwürdigen“ Bedingungen, abgebaut? Wie sieht es mit der Verfügbarkeit solcher Materialien wie Uran und Co. in Zukunft aus? Wie ist es um deren globalen Vorräte bestellt, welcher Staat hat Vorkommen? Von woher sind diese Güter zu importieren, wer verdient am Ende daran?
Und nicht zuletzt ist - auch - bei uns in Deutschland noch immer nicht die Endlagerfrage geklärt! Bisher existieren in ganz Deutschland nur Zwischenlager, d. h., unser bereits erzeugter und sicher zu lagernder radioaktiver Abfall (und das sind viele Tonnen) wird bei uns in keinem Endlager gesichert, sondern nur in Lagern „zwischengeparkt“. Die Endlagersuche für den bereits bestehenden radioaktiven Müll ist mehr als schwierig, die Widerstände in der Bevölkerung sind bekannt. Zu Recht möchte niemand auf einem hochradioaktiven Abfallberg leben. Sie sicherlich auch nicht. Und zu erwarten, dass andere Staaten oder gar unsere europäischen Nachbarn unseren Atommüll aufnehmen, halte ich nicht nur für hochgradig unverantwortlich, sondern auch zynisch. Wir haben den Müll erzeugt, nun müssen wir ihn auch entsorgen/ entsprechend sicher endlagern. Aber keinesfalls muss da nun noch neuer Atommüll hinzukommen.
Werter Herr Rassuli,
deshalb sehen meine Partei, wie viele Menschen in Deutschland, und auch ich in der Atomkraft keine Zukunft. Atomkraft ist eine Sackgasse. Und deshalb setzen wir - gerade im Interesse des Erreichens der Null-CO2-Emissionen-Ziele auf die konsequente Förderung von regenerativen Energiequellen. Und natürlich auf neue Technologien und wirtschaftliche Strategien in Produktion und Konsumtion zur Einsparung von Energie.
Freundliche Grüße
Helmut Scholz