Frage an Helmut Herrmann von Sabrina Jung (. bezüglich Kultur
Sehr geehrter Herr Hermann,
die NPD ist gegen Globalisierung und EU-Osterweiterung, sowie gegen ein multi-kulturelles Deutschland.
Doch in unserem funktionierenden EU-System und die überregionale Verflechtung von Marktwirtschaften, wäre es da nicht Utopie und Wahnsinn Deutschland auf sich allein zu stellen, zu isolieren? Und das geht aus Ihrem Programm hervor. Wenn Sie mit Ihren Vorstellungen an die Macht kommen würden, dann würden wir doch wieder in die Situation von den 1890er Jahren kommen.
Bitte erklären Sie mir und den anderen, wie Sie sich einen isolierten deutschen Nationalstaat in einem kapitalistischen Europa vorstellen, in dem jeder Staat dem anderen gibt und vom anderen nimmt.
Mfg, Sabrina Jung (17)
Liebe Frau Jung,
hinsichtlich Ihres Verständnisproblems bezüglich unserer Globalisierungs- und EU-Kritik sprechen Sie von „unserem funktionierenden EU-System“. Dies möchte ich in Abrede stellen; oder wie halten Sie es mit der Tatsache, daß beispielsweise in den Niederlanden oder in Frankreich – beides als multikulturell zu bezeichnende Staaten – dieses System eine demokratische Absage erhielt. Eine große Mehrheit scheint Ihre Auffassung vom Funktionieren des EU-Systems nicht so uneingeschränkt zu teilen. Darüber hinaus scheinen Sie Globalisierungskritik mit irgendwelchen seltsamen Isolationsvorstellungen zu assoziieren, die Sie nicht näher ausführten. Wie erklären Sie sich dann, daß eine Organisation wie beispielsweise „attac“, die hinsichtlich ihres Klientels überwiegend internationalistischer, kosmopolitischer Gesinnung sein dürfte zu den wohl schärfsten Globalisierungsgegnern zählt. Ich habe den Eindruck, daß Sie mit Ihren Vorstellungen über nationale Politikmodelle einer Propaganda aufgesessen sind, was ich Ihnen jedoch keineswegs schuldhaft zuschreiben möchte. Im Gegenteil, Sie sind zumindest bereit, sich direkt zu informieren.
Unsere Kritik richtet sich gegen die Probleme, die verursacht werden, indem Volkswirtschaften, die unter völlig verschiedenen sozioökonomischen, kulturellen und ökologischen Bedingungen arbeiten, miteinander in Konkurrenz gesetzt werden und somit ein substanzvernichtender Verdrängungswettbewerb genau die von Ihnen angesprochene arbeitsteilige Wirtschaft konterkarriert, weil die notwendige Kooperation auf der Strecke bleibt. Dies zu kritisieren hat aber nicht im Entferntesten etwas mit Isolation zu tun und vor allem geht dies schon gar nicht aus unserem Programm hervor, wie sie fälschlicherweise behaupten. In unserem Programm ist vielmehr die Rolle des Handels als ledigliche Erweiterung der heimatlichen Wirtschaftsbasis konkret beschrieben. Doch diese Reduktion des Handelswesens auf notwendige Ergänzungen sieht die Doktrin des neoliberalen Freihandels gemäß seines verhängnisvollen Grundsatzes der komparativen Kostenvorteile (David Ricardo) nicht vor.
Liebe Frau Jung, das Entscheidende ist vielleicht, daß wir uns den Nationalstaat auch gar nicht innerhalb eines „kapitalistischen“ Europas vorstellen und somit der Vergleich mit Zuständen um 1890 nicht angebracht ist, denn zu dieser Zeit war trotz Bismarckscher Sozialgesetzgebung auch das Deutsche Reich noch sehr kapitalistisch geprägt. Die NPD besitzt seit langem ein stets fortgeschriebenes Europaprogramm und führt regelmäßig europäische Kongresse durch. D.h. ich kann Ihnen einen isolierten deutschen Nationalstaat schon allein deshalb nicht erklären, weil dieser nicht im geringsten zur erklärten Zielsetzung der NPD gehört. Zur Zielsetzung der Nationaldemokratie gehört aber sehr wohl, die Stärkung der direkten Selbstbestimmung durch den Menschen innerhalb funktionstüchtiger, überschaubarer Selbstverwaltungseinsrichtungen anstelle einer Fremdbestimmung durch das Kapital und/oder überdimensionierte, zumeist fragwürdig legitimierte Bürokratien.
Der Tenor aber, in dem Sie Ihre Fragen stellen ist geeignet zu suggerieren, als habe es in den 60er oder 70er Jahren und auch zu anderen Zeiten kein lebenswürdiges Europa gegeben. Dies ist aber nicht der Fall; zuweilen stehen wir heute schlechter da als seinerzeit.
Da jedoch der Themenkomplex, den Sie angeschnitten haben sehr umfangreich ist, empfehle ich Ihnen, sich zu einem ausführlichen persönlichen Gespräch mit NPD-Vertretern zu entschließen.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Helmut Hermann