Frage an Helmut Günter Baumann von Tobias S. bezüglich Jugend
Werter Herr Baumann,
Da ich meine Jugend ja in ihrem Wahlkreis verbrachte, erlebte ich ja persönlich, wie wenig Jugendförderung betrieben wird.
Es gibt natürlich ständig "Standardsätze" wie: "Die Jugend ist unsere Zukunft", und die Diskussionen drehen sich sehr darum, das wir mehr Geburten brauchen. Aber statt das zu beratschlagen, was erst noch kommen soll, wäre es doch viel wichtiger sich um die Kinder und Jugendlichen zu kümmern, welche schon geboren wurden.
Meinem Empfinden nach, ist die Kirche eine der wenigen Institutionen die sich wirklich um Jugendliche kümmern, den Staat oder zumindest Bundesland oder Gemeinden investieren hier extrem wenig.
Ich bin der Meinung, wenn man für Jugendliche ein soziales Netz aufbaut, dann kann man mehr erreichen, als mit Verboten von Alkohol oder einschalten der Polizei, wenn die nicht beachteten Jugendlichen gewalttätig werden.
Menschen, welche die Jugend als gewalttätig oder nutzlos betrachten, sollten nach meinem Empfinden sich auch dafür engagieren, das Jugendliche erneut vertrauen in die Politik finden.
Warum wird also so wenig Jugendarbeit von stattlicher Seite betrieben?
MfG
Tobias Siebert
Sehr geehrter Herr Siebert,
vielen Dank für Ihre Anfrage.
Grundlegend ist zu sagen, dass Ihr Eindruck auf ein teilweise nicht vorhandenes Netz bezugnehmend auf die Jugend unserer Bevölkerung, durchaus gerechtfertigt sein kann. Auf Grund der Zunahme von Problemen einzelner Jugendlicher hat man den Eindruck, dass die Probleme allgemein größer werden. Trotzdem besteht ein solches Netz, für welches immer eine Ausweitung bzw. Verbesserung, vor allem im Interesse der Jugend, bestrebt ist. Es besteht die Möglichkeit für junge Menschen sich auf verschiedensten Gebieten in die Gesellschaft einzubringen und sich zu engagieren. In vielen Kommunen bestehen beispielsweise Jugendparlamente und die Zahl der Jugendlichen in Sportvereinen und Kirchgemeinden nimmt nach meinem Kenntnisstand zu. Da ich Vorsitzender der Landeshelfervereinigung des THW Sachsen/Thüringen bin, möchte ich an dieser Stelle auch auf das THW und sämtliche andere ehrenamtliche Organisationen wie z.B. die Freiwillige Feuerwehr hinweisen, bei denen junge Menschen mit ähnlichen Interessen zusammenarbeiten und sich in die Gemeinschaft einbringen können.
Innerhalb dieser jugendeinbeziehenden Organisationen, die von Teamgeist, Respekt und Stabilität leben, wird zum Teile Prävention und ansatzweise Resozialisierung in Form der Verbesserung von Fähigkeiten und Kenntnissen bei Jugendlichen vor allem denen ohne Schulabschluss angestrebt. Damit soll der, auch von Ihnen angesprochenen, Perspektivlosigkeit, aber auch der zunehmenden Radikalisierung und Kriminalisierung vorgebeugt werden. Dem entgegen sollen den Jugendlichen die moralischen Werte des Zusammenlebens wie Kameradschaft, Zuverlässigkeit und Verantwortungsbewusstsein nahegebracht werden und die volle Entfaltung ihres Individuums in der Gruppe ermöglicht werden. Probleme in der Gesellschaft sind durchaus eine hohe Arbeitslosigkeit von Jugendlichen und der zunehmende Einfluss von Medien, wie Fernsehen, Internet und Computerspiele. Letzten Endes kann der Staat der Gesellschaft nur Angebote unterbreiten, es bleibt die Entscheidung der Jugend diese anzunehmen und sich bereitwillig in die Gesellschaft zu integrieren.
Mit freundlichen Grüßen
Günter Baumann, MdB