Welche Bedeutung hat für Sie die Jugendarbeit und welche Strukturnotwendigkeiten sehen Sie diesbezüglich auf Bundesebene
Angesichts der Debatten um massive Kürzungen in der Jugendförderung auf Bundesbene im vergangenen Haushalt ist diese Frage durchaus von großer Wichtigkeit für junge Menschen.

Sehr geehrter Herr P.,
vielen Dank für ihre Frage. Wir müssen die notwendigen Strukturen schaffen und Mittel bereitstellen, damit wir Jugendarbeit stützen und weiter ausbauen können. Unter der Federführung von Bundesjugendministerin Lisa Paus wurde mit dem Nationalen Aktionsplan für Kinder- und Jugendbeteiligung die Jugendstrategie der Bundesregierung weiterentwickelt. Dabei wurden und werden wirksame Formate der Beteiligung junger Menschen angewandt. Beispielhaft genannt sei hier die Neubesetzung des jugendpolitischen Beirats des BMFSFJ: Seit 2022 sind erstmals auch junge Menschen unter 27 Jahren Mitglieder.
Wir legen ein besonderes Augenmerk darauf, der jungen Generation Gehör zu verschaffen, sie zu unterstützen und zu entlasten, sie in ihren Rechten zu stärken und ihre Beteiligungsmöglichkeiten auszubauen. Die Lebenswelten junger Menschen wollen wir gemeinsam mit ihnen gestalten und sie stärker beteiligen - mit Beteiligungsgremien wie Kinder- und Jugendparlamenten.
Uns ist bewusst, dass in den vergangenen Jahren viele Angebote der Kinder- und Jugendarbeit weggebrochen sind. Dadurch sind besonders im ländlichen Raum wichtige Begegnungsorte für Kinder und Jugendliche verloren gegangen. Daher wollen wir ein Sonderprogramm auflegen und über zehn Jahre Kommunen dabei unterstützen, Strukturen für Kinder- und Jugendarbeit aufzubauen und zu stärken. Die grüne Bundestagsfraktion hat sich trotz der angespannten Haushaltslage intensiv - und erfolgreich - für die Aufstockung des Kinder- und Jugendplans und insbesondere auch die Förderung der Jugendverbände eingesetzt und wird daran weiterhin festhalten.
Die Mittel des Kinder- und Jugendplans, dem zentralen Förderinstrument für Jugendarbeit und Jugendhilfe, und für die Frühen Hilfen, die niedrigschwelligen Angebote für Familien mit kleinen Kindern in belasteten Lebenslagen, wollen wir aufstocken und den Bedarfen entsprechend kontinuierlich anpassen. Dabei wollen wir feministische Mädchen- und Jungenarbeit sowie queersensible Angebote besonders fördern. Für alle Jugendlichen wollen wir sichere und selbst gestaltete Aufenthaltsorte im öffentlichen Raum schaffen. Jugendverbände, die sich für Integration und Demokratie und gegen Antisemitismus und Rassismus einsetzen, wollen wir gezielt unterstützen und Mehrsprachigkeit als eine wertvolle Kompetenz fördern und damit jungen Menschen unabhängig von Herkunft oder Aufenthaltsstatus faire Chancen und Teilhabe bieten.
Aktive Teilhabe von jungen Menschen stärkt unsere Demokratie. Bei der letzten Europawahl konnten junge Menschen in Deutschland bereits ab 16 Jahren wählen. Das war ein großer Erfolg! Eine solche Absenkung fordern wir auch für die Bundestagswahlen. Damit ermöglichen wir jungen Menschen, frühzeitig Verantwortung zu übernehmen und die Gesellschaft mitzugestalten. Aber auch die Kinderrechte im Grundgesetz sind für uns ein wichtiger Baustein, der Impulse für das Recht auf Beteiligung und Teilhabe aller Kinder am gesellschaftspolitischen Leben gibt. Kinder und Jugendliche sind die Expert*innen in eigener Sache. Daher stärken wir sie darin, dass sie zu den tatsächlichen Akteuren und Gestalterinnen ihrer Lebenswelten werden.
Wichtig ist uns auch, dass der Geldbeutel der Eltern nicht über die Aufnahme eines Studiums oder einer Ausbildung entscheiden darf. Wir wollen ein existenzsicherndes BAföG, also mit auskömmlichen Bedarfssätzen für Wohn-, Lebenshaltungs- sowie Bildungskosten. Azubis sollten ein vergünstigtes Deutschlandticket erhalten. Mit dem Deutschlandticket haben wir Grüne dafür gesorgt, dass Bus- und Bahnfahren für viele Menschen in ganz Deutschland deutlich günstiger und einfacher wird. In vielen Bundesländern wird das Deutschlandticket als Schülerticket angeboten, was wir ausdrücklich begrüßen und weiter fördern wollen. Und wir wollen den Aufbau von bezahlbaren Wohnheimplätzen für Studierende und Azubis weiter über das Programm "Junges Wohnen" fördern.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit meiner Antwort weiterhelfen.
Herzliche Grüße, Ihr Helge Limburg