Frage an Heinz-Peter Schwertges von Billy E. bezüglich Jugend
Hallo Herr Schwertges,
mein Sohn ist 1,5 Jahre alt und wird bald den Kindergarten besuchen. Ab dem Zeitpunk, wo
uns bekannt war, dass wir Nachwuchs erwarten, bis heute, hatten wir sehr viel Kontakt mit dem
Staat, seinen Behörden und Institutionen. Mein bisheriges Fazit ist eindeutig: der deutsche Staat in seiner kompletten Gestalt (Bund, Land, Kreis, Gemeinde) mag keine Kinder und verhält sich gegenüber Kindern und Familien hochgradig asozial. Alte Autos, Waffen, Regierungsflugzeuge und Lobbygruppen die gut zahlen werden um ein vielfaches besser behandelt wie die wichtigste Ressource unseres Landes.
Wie ist Ihr konkreter Standpunkt zu diesem Thema und sollten Sie Möglichkeit bekommen, was würden Sie an den aktuellen Gegebenheiten ändern?
Mit freundlichen Grüßen
Billy Ege
Hallo Billy Ege,
Sie haben vollkommen recht. In unserer reichen Bundesrepublik gibt es Kinder die obdachlos sind, Kinder die hungrig zur Schule kommen und benachteiligte Kinder sind in unserem Bildungssystem so gut wie chancenlos. Dies wird auch regelmäßig von internationalen Organisationen bis zur UNESCO gerügt. Gleichzeitig fand und findet eine Umverteilung zu Gunsten der Industriemonopole, Banken und der Reichen statt. Zum Beispiel sinkt der Strompreis für die Großverbraucher ständig, während gleichzeitig Gering- und Normalverbraucher immer mehr bezahlen müssen. Gigantische Großprojekte mit zweifelhaften Nutzen wie Windparks in der Nordsee oder der Umbau des Stuttgarter Hauptbahnhofs (Stuttgart 21) verschlingen Milliarden von Steuermitteln, während gleichzeitig z.B. bei uns in Baden-Württemberg 11600 Lehrerstellen gestrichen werden – und das von einer rot-grünen Landesregierung. Seit dem Regierungsantritt Gerhard Schröders 1998 wurden die Besserverdienenden regelmäßig großzügig steuerlich entlastet.
Wir wollen diese Entwicklung umkehren. Die Profiteure der vergangenen Jahre müssen zur Kasse gebeten werden. Durch Steuergerechtigkeit, Millionärssteuer u.a. sollen die Einnahmen des Staates verbessert werden, damit er in die Zukunft investieren kann. Das heißt natürlich in Familien und Kinder. So fordert DIE LINKE z.B. eine bedarfsgerechte Grundsicherung von 1050 €, für Kinder von 536 € und eine Kindergelderhöhung für die ersten zwei Kinder auf 200 €, für alle weiteren Kinder entsprechend gestaffelt. Kindergeld darf nicht auf Hartz IV angerechnet werden. Unser sozial ausgestaltetes Konzept eines Elterngeldkontos statt Betreuungsgeld (Herdprämie) gibt Eltern mit kleinem Einkommen Gestaltungsspielraum bei ihrer beruflichen Planung. Das Ganztagsangebot für Kinder und SchülerInnen muss flächendeckend ausgeweitet werden. In unserem Programm werden noch weitere Punkte aufgeführt, um allen Kindern einen Zugang zur Bildung, Kultur und Sport zu ermöglichen. Es sollte eigentlich selbstverständlich sein, dass alle Menschen gleich sind und staatliche Unterstützung diejenigen besonders erfahren, die nicht wohlhabend und reich sind.
Damit das familien- und kinderfreundliche Konzept DER LINKEN auch umgesetzt werden kann, bedarf es anderer politischer Mehrheiten (Schwarz-Gelb muss weg!), einer starken LINKEN und außerparlamentarischen Druck von Seiten der Eltern, Wohlfahrtsverbänden und Gewerkschaften.
Mit freundlichen Grüßen,
Heinz-Peter Schwertges