Frage an Heinz Kühsel von Lotta H. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
sehr geehrter herr kühsel!
Da ich gerade ein Projekt über Landtagswahl in der schule habe ..... möchte ich sie gerne fragen wie sie zu ihrem beruf gekommen sind und wie sie auf die idee gekommen sind???
ob der beruf auch so ist wie sie sich das vorgestellt haben .........
wenn sie eine familie haben ob man die zeit und den aufwand mit der arbeit , zuhause ausgleichen kann........
naja ...ich wünsche ihnen viel glück bei ihrer wahl!
mit vielen und freundlichen grüßen klasse 7bR Haupt und realschule Bad Fallingbostel.
Liebe Lotta Heinrich, liebe Schüler/innen der Klasse 7bR,
es freut mich, dass Ihr (ich hoffe, ich darf noch das „Du“ benutzen) Euch in der Schule mit Politik und wohl auch schon mit dem wichtigen Thema Berufswahl beschäftigt. Pharmaberater ist übrigens nicht der einzige Beruf, den ich bisher ausgeübt habe. Ich erwähne das, weil es immer mehr Menschen gibt, die freiwillig oder notgedrungen einmal oder sogar mehrfach den Beruf wechseln. Das ist oft ein schweres Los; ich hatte Glück, ich habe es als wichtige Bereicherung empfunden, denn ich kenne nichts Schöneres als lebenslang neues Wissen und neue Fähigkeiten zu erwerben. Ganz unter uns: Als Schüler habe ich nicht immer so gedacht, da ging mir manches gewaltig „auf den Keks“, aber wenn man älter wird….
Zu meinem Beruf bin ich durch Zufall gekommen. Als Student musste ich immer nebenbei arbeiten, um meinen Unterhalt zu finanzieren. Studiengebühren gab es damals noch nicht, die Politiker wollten noch Bildung für alle und Chancengleichheit (!), aber das Leben kostet halt Geld, und nicht jeder hat reiche Eltern. Bei einem dieser zahlreichen Jobs lernte ich eine nette Kollegin kennen, deren Mann Pharmaberater war. Er informierte mich ausführlich, und mir gefielen die beruflichen Aussichten sehr. Als Außendienstler ist man relativ selbständig, sitzt nicht pausenlos am Schreibtisch und lernt immer neue interessante Leute kennen, in diesem Fall Ärzte/Ärztinnen, Arzthelferinnen und Apotheker/innen. Ganz besonders reizte mich die notwendige fachliche Ausbildung, denn für Medizin hatte ich mich immer schon interessiert.
Nach bestandener Prüfung vor der Industrie- und Handelskammer wurde ich auf die Menschheit losgelassen. Bildung und Gesundheit sind übrigens auch heute noch meine bevorzugten politischen Themen. Die Erfahrungen im Gesundheitswesen waren für mich sehr wertvoll.
Der Beruf entsprach durchaus meinen Vorstellungen. Nach einigen erfolgreichen Jahren beteiligte ich mich an der Gründung eines Betriebsrats und wurde für ein paar Jahre zum Vorsitzenden gewählt. Eine lehrreiche Zeit für mein politisches Leben. Ich habe im Rahmen der Gesetze (Betriebsverfassungsgesetz) für die Interessen meiner vielen Kollegen gekämpft. Das hat mir keine Privilegien (z. B. Dienstreisen nach Brasilien) eingebracht, sondern erhebliche persönliche Nachteile. Seitdem weiß ich ziemlich gut, dass unsere Arbeitswelt weder gerecht noch demokratisch ist, dass wir das dringend ändern müssen und dass der Einzelne ohne gewerkschaftliche Solidarität und Hilfe verloren ist.
Wie fast überall haben sich auch die Verhältnisse im Pharmabereich verändert. Im Zusammenhang mit diversen Gesundheitsreformen der Politik seit 1993 haben viele Kollegen/innen ihren Arbeitsplatz verloren. Ich rechne damit, dass es zu weiterem Personalabbau kommt. Das scheint heute die einfachste Art, den Gewinn zu steigern. Wohin wird uns das führen?
Was den persönlichen Aufwand anlangt, gibt es gerade im Außendienst große Unterschiede. Manchen verführt die selbständige Arbeit dazu, mit wenig Einsatz über die Runden zu kommen. Ich konnte das leider nie. Wenn man hingegen versucht, die Vorgaben der Vorgesetzen ohne Schmu immer korrekt zu erfüllen, kostet das sehr viel Zeit, Kraft und Nerven. Ohne den Rückhalt meiner Familie hätte ich das nicht geschafft. Auch heute - als Kandidat – kann ich mich auf meine Familie stützen, der ich dafür sehr dankbar bin.
Mit den besten Wünschen für Eure Zukunft
Heinz Kühsel
P. S. Meine Rechtschreibung entspricht nicht immer der neuen „Reform“. Das ist Absicht. Lasst Euch davon bitte nicht zu Fehlern in der Schule verleiten.