Frage an Heinrich Stürtz von Karsten M. bezüglich Soziale Sicherung
Sehr geehrter Herr Stürtz,
mir gefallen Ihre Antworten immer wieder sehr gut, vielen Dank!
Deshalb wage ich mich jetzt hervor, mit einer Frage, die ich durch intensivere Beschäftigung mit Politik selbst beantworten können müsste, ja, müsste ...
Allein, mir fehlen Zeit und Lust dazu. Es kostet ja Zeit Fragen zu stellen und zu sehen, dass dahinter sehr komplizierte Sachgebiete zu erfassen sind, und oft genug fühle ich mich dann entmutigt, von der Komplexität und den Wortsalven der verantwortlichen PolitikerInnen ...
Gut, dass es DIE LINKE gibt! Hier finde ich ein relativ `barrierefreies´ Angebot mich weiterzubilden.
Auch den verdi-Film zu Umverteilen.Macht.Gerechtigkeit möchte ich empfehlen:
http://www.verdi.de/themen/wirtschaft-finanzen/++co++6d24647c-bd64-11e2-aede-52540059119e
Erlauben Sie mir (trotzdem) meine Frage zur Rente.
Ich habe den Eindruck, dass die BürgerInnen, die betroffen sein werden (ausgerechnet sie/wir!), mit ihrem alltäglichen (Über-)Leben beschäftigt und/oder schon zu frustriert sind, als dass sie gegen die neuere (?) Rentengesetzgebung nicht schon längst lautstark auf die Straße gegangen wären!
Sehe ich das richtig? Was meinen Sie dazu?
Vielen Dank und viel Erfolg für Ihre weitere politische Arbeit!
Karsten Müller
Sehr geehrter Herr Müller,
bedanke mich sehr für Ihr positives feedback.
Gerne beantworte ich Ihre Frage zur Rente bzw. zur Politikerverdrossenheit der BürgerInnen.
Sie sehen das völlig richtig, Herr Müller. (soll heißen: SIe sehen das so wie ich)
Die politische Abstinenz der grossen Masse ist auch für mich nur schwer zu ertragen. Nicht deshalb, weil die ansonsten verstärkt DIE LINKE. wählen würden, sondern in erster Linie, weil es um zT. existenzielle Angelegenheit geht, nicht nur bei der Rente.
Das meine ich nicht als Vorwurf. Die Menschen haben einerseits eine ganze Menge zu tun mit der Gestaltung des täglichen Lebens; insbesondere die grösser werden Menge der Klein-und Kleinstverdiener. Aber eben verstärkt auch die sogenannte Mittelschicht, die mit Scheuklappen vor den Augen nicht bemerkt, daß sie zu den Systemverlierern gehört.
An dieser Stelle möchte ich mich nicht mit den vielen und auch verständlichen Gründen für dieses Verhalten auseinandersetzen.
Sollte Sie auch dazu meine Meinung wissen wollen, sagen Sie mir Bescheid.
Die bisherige Politik hat es geschafft, die Menschen immer mehr vom Inhalt der Politik und vom Politikbetrieb zu entwöhnen. Ich gehe davon aus, daß das gewollt ist, selbst wenn die Politiker in ihren Sonntagsreden immer wieder sinkende Wahlbeteiligung(en) bedauern. Dabei ist doch klar: das Bedauern ist immer nur echt im Hinblick auf die ferngebliebenen Wähler, die die eigene Partei gewählt hätten.
Wenn ich allein beim Thema Rente sehe, daß
1. das Rentenniveau erheblich gesenkt wurde und weiterhin gesenkt werden soll (alle Parteien ausser DIE LINKE)
2. durch tendentiell sinkende Löhne und Gehälter auch die Höhe, also der in € ausgedrückte Wert des Rentenpunktes, weiter sinken wird
3. ein Renteneintrittsalter von 67 Jahren beschlossen ist und schon Gedanken in der Welt sind, auch dieses Alter noch nach oben zu setzen, obwohl schon jetzt nur ein geringer Anteil der Arbeitnehmer später in Rente geht als mit 63, und obwohl dann die nachfolgenden Generationen grundsätzlich schlechteren Zugang zum Arbeitsmarkt haben werden,
4. der jahrzehntelange zusätzliche Renten-Betrug an den Frauen hinsichtlich der Anrechnungszeiten für Kinder auch nicht aufgefangen wird, ausser durch die Forderung der Partei DIE LINKE., die eine (auch) dreijährige Anrechnungszeit für vor dem 1.1.1992 geborenen Kinder will.
5. der Zwangsverrentung der Hartz-IV-Empfänger, die man nunmehr verpflichtet hat, Rente ab 63 zu beantragen unter Inkaufnahme von 7,2% Abzüge auf die Rente, und das auf Lebenszeit (bei Renteneintrittsalter 67 sogar 14,4%!!)
Sie haben Recht: wer da nicht auf die Strasse geht, muß sich fragen lassen, was noch alles passieren soll, damit die Betroffenen zum demonstrieren (auf der Strasse und an der Wahlurne, und zwar bei jeder Wahl) für ihre eigenen Angelegenheiten zu bewegen sein werden. Die Leute wollen nicht zuhören, sie wollen schnelle Umsetzung ihrer Wünsche. Verstehe ich, und das ist ja auch in Ordnung. Nur: das politische Geschäft ist eben ein aufwändiges, mit 2 Schritten vorwärts und einen zurück.
Wir machen uns dazu nicht wenige Gedanken, Herr Müller, sind aber ehrlich gesagt nicht zu vernünftigen, praktisch umsetzbaren Ergebnisses gelangt.
Vielleicht haben Sie ja auch ein paar Ideen!! Sie haben ja auch Freunde, Bekannte, Verwandte, Arbeitskollegen. Wir nehmen gerne jede Anregung entgegen und lernen gerne gemeinsam dazu.
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche Ihnen eine gute Zeit
Heinrich L. Stürtz
-DIE LINKE.-