Frage an Heike Habermann von Gabriele S. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrte Frau Habermann,
unser Sohn ist 12 Jahre alt und befindet sich im ersten Jahrgang der G8 Kinder auf einem reinen Gymnasium. Am Donnerstag haben Sie bei der hr-Veranstaltung "Hessen vor der Wahl" gesagt, dass die SPD G8 zurücknimmt. Ich wüsste gerne, ob dies auch die Kinder betrifft, die bereits in G8 "leiden" bzw. wie die Umsetzung der Rücknahme stattfinden würde.
Ebenfalls interessiert mich die angesprochene Verkürzung der Oberstufe. Ich hoffe, dass die durch die Einführung von G8 betroffenen Kinder nicht auch noch zu spontanen Versuchskaninchen einer überstürzten Oberstufenverkürzung benutzt werden.
Ich bin gespannt auf eine Antwort und bedanke mich im voraus.
Mit freundlichen Grüßen
Gabriele Siegling
Sehr geehrte Frau Siegling,
wir haben sehr lange darüber diskutiert,ob wir G8 in der derzeitigen Form zurück nehmen. Wir haben uns dafür entschieden, weil alle Zusagen und Versprechen, man könne kurzfristig etwas an dem jetzigen Ablauf zur Entlastung der Kinder ändern, nicht haltbar sind. Bisher gibt es eine Vereinbarung der Kultusminister, die auch für Hessen bindend ist, dass bis zum Abitur 265 Wochenstunden im Stundenplan stehen müssen. Bei der letzten Zusammenkunft der Kultusminister Ende des Jahres wurde zunächst nur vereinbart, die ´Erfahrungen´ von G8 auszuwerten. Ebenso zeitaufwändig ist eine Überarbeitung der Lehrpläne, wenn nicht wieder im Schnellverfahren vorgegangen werden soll. Deshalb wollen wir unverzüglich dieses Experiment in Hessen beenden. Für die Schülerinnen und Schüler, die sich bereits in G8 befinden, suchen wir nach Möglichkeiten, die den Eltern die Entscheidung darüber lässt, ob ihr Kind in G8 oder G9 weitermacht. Die Lehrpläne für das neunjährige Gymnasium liegen vor, ebenso sind die Bücher vorhanden. In Gesprächen mit den Schulen muss geprüft werden, in welcher Form eine solche Lösung organisiert werden kann. Bei den Lehrerverbänden haben wir diese Frage bereits angesprochen. Dabei wurde die Bereitschaft signalisiert, diese Diskussion zu führen. Eine Schulzeitverkürzung in der Oberstufe, die unseres Erachtens als Option für Schülerinnen und Schüler angeboten werden soll, wird nicht unmittelbar das jetzige G8 ersetzen. Die Einführung einer solchen flexiblen Oberstufe erfordert gründliche Vorbereitung und Diskussion mit den Schulen und Fachleuten. Ein überstürztes Vorgehen hieße, den gleichen Fehler wie bei G8 noch einmal zu machen.
Mit freundlichen Grüßen
Heike Habermann