Frage an Hartmut Bohrer von A-Abdile U. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Bohrer,
wie stellen Sie sich die Integration der muslimischen Mitbürger in Deutschland vor ?
Haben Sie Vorschläge in Ihrer Partei?
Wenn ja, welche sind diese ?
Im voraus vielen Dank.
Freundliche Grüsse
Familie A.-Abdile
Sehr geehrter Herr A-Abdile,
Integration wird leider von vielen Mitmenschen als Anpassung verstanden, Anpassung, die der- bzw. diejenige zu leisten hat, der hierher eingewandert ist. Dem widerspreche ich. Integration ist ein Prozess, bei dem beide Seiten aufeinanderzugehen müssen. Derjenige, der hier geboren ist, die deutsche Sprache spricht und mit den kulturellen Gegebenheiten vertraut ist, hat gegenüber demjenigen, der eingewandert ist, in der Regel die stärkere Position und damit größere Verantwortung.
Von den "Einheimischen", egal ob sie hier geboren sind oder selbst früher eingewandert sind, erwarte ich, dass sie dem "Neuankömmling" respektvoll und hilfsbereit begegnen, so wie das gegenüber Touristen für die meisten Menschen ja selbstverständlich ist oder wenn ein Fremder nach dem Weg fragt. Die Tatsache, dass ein Mensch mit fremder Staatsangehörigkeit nicht wie ein Tourist das Land schnell wieder verlässt, darf kein Grund für respektloses, fremdenfeindliches Verhalten sein, wie es leider weit verbreitet ist. Oft ist schon der Nachbar, der Bewohner der Nachbargemeinde, "der Ossi" oder "Wessi" usw. der Fremde, dem respektlos begegnet und der durch Vorurteile diskriminiert wird.
Politiker/innen müssen als Erstes vorbildlich sein im Umgang mit "Fremden", d.h. Personen mit anderer Staatsangehörigkeit, Hautfarbe, Religion (z.B. Islam) usw.
Politik hat dafür zu sorgen, dass Menschen, die eingewandert sind, möglichst leicht (d.h. wohnortnah, preiswert, qualifiziert) die deutsche Sprache lernen können und dass die Zusammenarbeit gefördert wird (z.B. durch qualitativ hochwertige Ausstattung mit Personal und Material von Kindereinrichtungen und Schulen).
Auch wenn insbesondere die verschiedenen Religionsgemeinschaften (ChristInnen, jüdische Mitbürger/innen, Freidenker/innen, islamische Gemeinden u.a.) angesprochen sind, sich zu verständigen und zusammenzuarbeiten, sollten auch staatlicherseits alle Projekte und Einrichtungen unterstützt und gefördert werden, die die Solidarität und das gegenseitige Verständnis fördern.
Rassistischen, fremdenfeindlichen, antisemitischen, anti-islamistischen u.ä. Tendenzen ist scharf entgegenzutreten. Für solche Organisationen dürfen z.B. keine städtischen Räume für Veranstaltungen zur Verfügung gestellt werden
Aus meinen Erfahrungen in den sog. AKK-Stadtteilen (Amöneburg, Kastel,Kostheim) kann ich nur sagen, dass Muslime - so der Vorsitzende des Islamischen Kulturvereins Herr Said Nasri - im Stadtteil engagiert sind, und die rechtsradikale Hetze vor dem Bau der Moschee in Kostheim zum Glück die gute Zusammenarbeit, z.B. im "Runden Tisch soziale Probleme in AKK" nicht verhindern konnte.
Mit freundlichen Grüßen
Hartmut Bohrer