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Frage von Werner K. •

Frage an Hartfrid Wolff von Werner K. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

Sehr geehrter Herr Wolff,

die Honigbienen sterben in Baden, Bayern, Sachsen, Schleswig-Holstein - deutschlandweit werden die Bienen schwächer und schwächer. Die Imker haben eine Verbindung zu Pestiziden aufgezeigt, dort vor allem Neonikotinoide.

In Frankreich, Slowenien, Italien und anderen Ländern ist ebenfalls eine direkte Verbindung zu Pestiziden herzustellen.

Die Imker sind sicher, daß die heutigen Zulassungsverfahren nicht mehr zeitgemäß sind und viel zu viele Pestizide freigegeben werden, die augenscheinlich umweltschädlich sind. Es besteht unmittelbare Gefahr für den Naturhaushalt. Die Folgen für die Lebensmittelsicherheit und dem Schutz des Verbrauchers sind noch gar nicht abzusehen. Der Wirkstoff Clothianidin wurde in der Schweiz im Salat aus Italien nachgewiesen.

Meine Frage an Sie - was können Sie für uns tun, um den Schutz der Honigbiene, den Schutz des Naturhaushaltes, Schutz der Lebensmittelsicherheit und den Schutz des Verbrauchers zu verbessern?

Viele Grüße und Danke im voraus,
Werner Kugler

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Kugler,

vielen Dank für Ihr Schreiben zum Aussterben der Honigbienen.

Der Schutz unserer Bienen ist vielen Menschen ein Anliegen. Bienen genießen eine hohe Wertschätzung. Wir brauchen sie zur Bestäubung der insektenblütigen Pflanzen und zur Produktion von Honig.

Für den Schutz der Bienen ist es entscheidend, dass wir genau wissen, was sie gefährdet. Nur eine sorgfältige naturwissenschaftliche Ursachenforschung ermöglicht es, die Gefahren für Bienen zu erkennen und sie möglichst weitgehend abzustellen.

Pflanzenschutzmittel mit insektizider Wirkung gefährden potentiell auch Bienen, denn Bienen sind Insekten. Der totale Verzicht auf bienengefährdende Pflanzenschutzmittel mag Imkern als wünschenswert erscheinen, wäre gleichwohl aber unverhältnismäßig, denn Pflanzenschutzmittel sind für die Produktion gesunder Lebens- und Futtermittel notwendig. Es muss vielmehr durch die Methodik der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln mit bienengefährdendem Potential sicher ausgeschlossen werden, dass Bienen sowie andere Nichtzielorganismen gefährdet werden. Dabei sind in den letzten Jahrzehnten große Fortschritte erzielt worden, wie die Statistik der Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft zeigt: Die Anzahl der gemeldeten Bienenschäden ist seit 1960 auf unter 80 zurückgegangen gegenüber über 350 im Schnitt der siebziger Jahre.

Insbesondere die Saatgutbeizung ist eine sinnvolle Pflanzenschutzmaßnahme. Das Gefährdungspotential für Nichtzielorganismen ist bei Saatgutbeizung geringer als beim Sprühen von Insektiziden. Mit Beizmitteln können Pflanzen bereits beim Keimen vor Schädlingsbefall (Pilz- oder Insektenbefall) geschützt werden. Die benötigten Mengen sind vergleichsweise gering, dadurch wird die Umwelt gering belastet, die Wirkung ist hoch und der Geldbeutel der Landwirte wird geschont.

Das Bienen-Monitoring hat bisher keine negativen Einflüsse der Saatgutbeizung durch Neonicotinoide für die Gesundheit der Bienen festgestellt. Immerhin wurden in den vergangenen Jahren Mais und Raps, deren Samen zumeist gebeizt wird, auf zusammen über 3 Millionen Hektar Fläche ausgesät (in 2008 1,8 Mio. Hektar Mais). In Frankreich ist das Neonicotinoid Imidacloprid seit 1999 verboten. Eine Verbesserung der Bienengesundheit wurde gleichwohl nicht beobachtet. In Deutschland wurden seit 1998 Proben mit Verdacht der Kontamination mit Imidacloprid untersucht, alle Proben waren negativ. Die Untersuchungsergebnisse aus der Praxis haben die Einstufung der Beizung mit Imidacloprid als bienenungefährlich bestätigt.

Für weitere Informationen möchte ich Sie auf den Antrag "Schutz der Bienenvölker sicherstellen" (BT-Drs. 16/10322) verweisen, den die FDP-Bundestagsfraktion am 23.09.2008 in den Deutschen Bundestag eingebracht hat, der in seinem Forderungskatalog notwendige Maßnahmen im Bereich des Imkereiwesens aufzeigt.

Ich hoffe Ihnen mit diesem Schreiben bei der Beantwortung ihrer Frage weitergeholfen zu haben und verbleibe

mit freundlichen Grüßen

Hartfrid Wolff