Frage an Harald Wolf von Gerald S. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrter Herr Wolf,
vor wenigen Tagen habe ich folgende Information im Internet (vafk.de) gelesen. Danach ist Siemens Berlin der vielleicht erste Betrieb, der Jungen offiziell auf Grund ihres Geschlechtes bestimmte Ausbildungsplätze vorenthält. Elektronikerin für Betriebstechnik plus Fachabitur heißt die Ausbildung, die für Jungen verboten ist. Der Clou: Wenn die Ausbildungsplätze nicht vollständig von Mädchen besetzt werden, werden die übrigen nicht etwa an Jungen vergeben, sondern komplett gestrichen. Dazu findet sich auf dieser Internetseite die Anmerkung: Der Berliner Senator Harald Wolf, PDS, findet es gut.
Da die männliche Jugendarbeitslosenquote höher ist als die weibliche, frage ich Sie, ist das Ihre Einstellung zur Gleichberechtigung der Geschlechter, insbesondre bei Jugendlichen? Und ist das auch die Einstellung der PDS?
Warum sollte ein männlicher Jugendlicher bei dieser Haltung Sie bzw. überhaupt die PDS wählen?
Letzte Frage: Wäre es nicht politisch ehrlicher, Ihre Partei würde sich in die FPDS umbenennen, also in die Feministische Partei des Demokratischen Sozialismus?
Mit freundlichem Gruß
Gerald Schubert
Sehr geehrter Herr Schubert,
bei Siemens gibt es ein Projekt mit Namen "Lernortkooperation" (LOK).
Dabei handelt es sich um eine schulische Maßnahme, in der in reinen Mädchenklassen junge Frauen in einem Elektroberuf ausgebildet werden. Innerhalb der Maßnahme erwerben die Frauen auch ihr Fachabitur. Derzeit laufen zwei Ausbildungsgänge, ein Ausbildungsgang im mittlerweile zweiten Ausbildungsjahr, der andere im ersten Jahr.
Die Maßnahme ist senatsgefördert, die Teilnehmerinnen erhalten lediglich eine Aufwandsentschädigung von 100 Euro.
Dass es in klassischen Männerberufen wie dem Elektrobereich einen reinen Mädchen-Ausbildungsgang gibt, trägt der Tatsache Rechnung, dass Mädchen dadurch eher motiviert werden, eine solche Ausbildung anzustreben und zu durchlaufen. Es geht darum, die klassische Rollenverteilung auch in der Berufsbildung und der Berufsorientierung junger Menschen aufzuweichen und Mädchen und Frauen neue Perspektiven jenseits der traditionell schlechter bezahlten klassischen Frauenberufe zu öffnen.
Die Chance von Jungen, betriebliche Ausbildungsplätze im Elektrobereich zu bekommen, sind nach wie vor wesentlich höher als die von Mädchen.
Mit freundlichen Grüßen
Harald Wolf