Frage an Harald Wolf von Korinna A. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrter Herr Wolf,
in den letzten Jahren wächst auf dem Arbeitsmarkt der Anteil der befristeten Stellen. Obwohl ich eine gute Ausbildung habe und derzeit promoviere (Chemikerin) ist es für mich sehr schwer eine Stelle zu finden, die nicht auf 2 oder 3 Jahre beschränkt ist. Eine solch unsichere berufliche Situation hemmt jedoch die Familienplannung.
Ich wüsste gern, inwiefern Sie und ihre Partei die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in der Realität stattfinden lassen? Was tun sie dafür, dass ich keine Angst haben muss ein Kind zu bekommen und anschließend ohne Job dazustehen, weil mein Vertrag einfach ausläuft und mich mit einem oder zwei kleinen Kindern zu Hause keiner mehr nimmt?
Vielen Dank für eine Antwort.
Mit freundlichen Grüßen,
K. A.
Sehr geehrte Frau Altmann,
vielen Dank für Ihre Frage. Sie sprechen ein Problem an, vor dem immer mehr Menschen stehen. Mit der Globalisierung der Wirtschaft und den politischen Eingriffen in die sozialen Sicherungssysteme ist die massive Flexibilisierung der Arbeitskräfte verbunden, sowohl hinsichtlich der Arbeitszeit als auch der Arbeitsorte. Gerade im Wissenschaftsbereich ist das „Nomadenleben“ schon fast die Normalität. Für Partnerschaften, Familien und Freundschaften kann das sehr belastend sein. Förderlich ist es auf keinen Fall, denn unsichere Arbeitsverhältnisse sind immer dann besonders von Nachteil, wenn Kinder oder pflegebedürftige Familienangehörige einen geregelten Tagesablauf und verlässliche Anwesenheit der Bezugspersonen brauchen. DIE LINKE hat sich sehr dafür eingesetzt, dass sich die Chancen von Frauen in der Wissenschaft verbessern. Dazu gehört nicht nur, dass sie im Vergleich zu Männern nicht benachteiligt werden, sondern, dass Familie und wissenschaftliche Karriere miteinander vereinbart werden können. Trotzdem bleibt die von Ihnen beschriebene Unsicherheit, denn wegen der Befristung vieler Projekte in der Wissenschaft nehmen auch befristete Arbeitsverhältnisse weiter zu. In Studien ist mittlerweile gründlich untersucht, was inzwischen als wissenschaftliches Prekariat in unseren Wortschatz eingegangen ist. Solche Arbeitsbedingungen sind unsozial und volkswirtschaftlich betrachtet sind sie auch nicht effektiv. DIE LINKE streitet auf allen Ebenen für „GUTE ARBEIT“, wir setzen uns dafür ein, dass Arbeit nicht nur gerecht entlohnt wird, sondern auch gute Arbeitsbedingungen festgeschrieben werden. Wir kämpfen gegen unsichere und prekäre Beschäftigung und arbeiten dafür, dass die Gleichstelleng der Geschlechter auch im Wirtschaftsleben Realität wird. Wo das Land gesetzlichen Gestaltungsspielraum hat, haben wir dafür gesorgt, dass er genutzt wird. Öffentliche Aufträge bekommen in Berlin nur Unternehmen, die Mindestlohn zahlen sowie soziale und gleichstellungspolitische Vorgaben erfüllen. DIE LINKE hat sich für dieses Vergabegesetz sehr stark gemacht. In dem Zusammenhang ist auch ein Verweis auf das novellierte Landesgleichstellungsgesetz angebracht, mit dem die gleichstellungspolitischen Bestimmungen für den öffentlichen Dienst an aktuelle Erfordernisse angepasst wurden. Seine Geltung reicht bis in die privatrechtlich verfassten Unternehmen des Landes. Die Frauenförderverordnung enthält einen umfangreichen Katalog von Maßnahmen, die der Vereinbarkeit von Beruf und Familien dienen. Auch in den Hochschulverträgen sind Genderaspekte verankert und werden bei der leistungsbezogenen Mittelgewährung berücksichtigt. In Berlin ist die Versorgung mit Kitaplätzen und Hortbetreuung vergleichsweise gut und für alle Kinder zwischen drei und sechs Jahren kostenfrei. DIE LINKE setzt sich ganz nachdrücklich für bedarfsgerechte und gut ausgestattete Kitas ein, damit die Berufstätigkeit der Eltern nicht an fehlender Kinderbetreuung scheitert. Mit der LINKEN würden auch die Modellprojekte für ergänzende und flexible Kinderbetreuungsangebote fortgesetzt werden, die bislang über den Öffentlichen Beschäftigungssektor finanziert wurden.
Mit freundlichen Grüßen
Harald Wolf