Frage an Harald Wolf von Carlo H. bezüglich Verkehr
Sehr geehrter Herr Wolf,
meine konkrete Frage lautet: Wie kann es sein, dass als zu Jahresbeginn die S-Bahn total im Eimer war, die Fahrpreise noch erhöht wurden? Wie soll das weitergehen und was soll das?
Viele Grüße
Carlo Hamm, 21 Jahre
Die Frage wurde gestellt im Rahmen der Aktion duhastdiemacht.de, die u.a. von der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung, dem Jugendportal des Deutschen Bundestags "Mitmischen.de" und dem Förderprogramm der Europäischen Union "JUGEND IN AKTION" unterstützt wird. duhastdiemacht.de will das demokratisches Bewusstsein bei Jugendlichen fördern und ihre Bereitschaft zum Engagement stärken. Gefördert wird das Portal von der Robert Bosch-Stiftung.
Sehr geehrter Herr Hamm,
Haben Sie vielen Dank für Ihre Frage.
Fahrpreiserhöhungen werden durch den Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) beschlossen und müssen vom Senat gebilligt werden. Es gibt ein einheitliches Tarifsystem für eine Vielzahl von Verkehrsunternehmen, zu dem die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) und die S-Bahn Berlin GmbH zählen.
Die Fahrpreiserhöhung zum Zeitpunkt der S-Bahn-Krise ist nicht ungerechtfertigt, denn die BVG als städtisches Unternehmen ist auf moderate Fahrpreiserhöhungen im Rahmen der Inflation angewiesen, um wirtschaften zu können (höhere Kosten fürs Personal und die Energie). Die vorgesehene Preiserhöhung im Jahr 2010 wurde bereits wegen der S-Bahn-Krise verschoben; ein nochmaliger Aufschub war den übrigen Verkehrsunternehmen nicht zumutbar. Die Preiserhöhung zum 01.01.2011 um durchschnittlich 2,8 Prozent erfolgte nach der letzten Erhöhung 2008 unterhalb der Inflationsrate. Es gab bewusst einen geringeren Preisanstieg für Vielfahrer und einen höheren Anstieg für Gelegenheitsfahrer.
Die S-Bahn hat durch die Fahrpreiserhöhung nur formal höhere Fahrpreise eingenommen. Denn Sie musste ein Entschädigungspaket an die Kundinnen und Kunden in Form vergünstigter Fahrten anbieten, das im Jahr 2011 einen Wert von 38,5 Millionen Euro umfasste. Weitere Entschuldigungspakete gingen bereits 2009 und 2010 voraus. Des Weiteren wurden planmäßig vertraglich vereinbarte Zuschüsse des Landes Berlin an die S-Bahn Berlin GmbH zurückbehalten. Die einbehaltenen Gelder werden vom Land ausschließlich für das System des öffentlichen Nahverkehrs ausgegeben und kommen beispielsweise der Barrierefreiheit bei der BVG durch den Einbau neuer Aufzüge in U-Bahnhöfen zugute. Die Kürzungen des Landes Berlin gegenüber dem S-Bahn-Konzern betrugen im Jahr 2009 37 Mio. € , im Jahr 2010 52,4 Mio. € und im ersten Quartal 2011 über 20 Mio. €.
Mit freundlichen Grüßen
Harald Wolf