Frage an Harald Weinberg von Bernhard M. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Weinberg,
vor einem Jahr hatte ich Ihnen zum Thema der Berufshaftpflicht für Hebammen geschrieben, und dabei meine Befürchtung geäußert, viele freiberufliche Hebammen könnten deswegen die Geburtshilfe aufgeben.
Von Seiten der Regierung ist in diesem Jahr leider kaum etwas geschehen, und seit ein paar Tagen weiß ich, dass es zumindest in Nürnberg viel schlimmer gekommen ist, als ich befürchtet hatte:
Hebammenhaus Schnieglinger Straße: von 8 Hebammen wollen nur 3 weiterhin Geburtshilfe leisten. Dies wäre aber nur möglich gewesen, wenn außer den 3 Hebammen auch die beiden Leiterinnen die Haftpflichtversicherung abgeschlossen hätten. 5 Beitragssätze für 3 Hebammen kann sich das Hebammenhaus nicht leisten; deswegen werden keine neuen Frauen zur Geburt angenommen.
Hebammenpraxis Gugelrund: stellt Geburtshilfe ein (bisher 2 oder 3 Hausgeburtshebammen).
Hebammenpraxis Schoppershofstraße: ab Oktober keine Geburtshilfe mehr (bisher 3 Hebammen).
Hebammenpraxis am Plärrer: beide Hausgeburtshebammen machen weiter.
Von 15 oder 16 Hebammen, die 2010 in Nürnberg außerklinische Geburten angeboten hatten, bleiben ab Oktober 2011 also nur noch 2 Hebammen übrig (mit einer habe ich das Glück verheiratet zu sein). Beide sind schon jetzt sehr stark ausgelastet und können unmöglich so viele Geburten betreuen wie zuvor 15 Hebammen. Ein Großteil der Nürnbergerinnen, die eine Hausgeburt wünschen, werden in Zukunft also wohl oder übel in die Klinik entbinden müssen.
Die Alternative einer Geburt in einer Hebammenpraxis wird es dann in Nürnberg nicht mehr geben.
Bei der gestrigen Bundestagsdebatte um Ihren Antrag zur Hebammenhilfe hatte ich den Eindruck, dass die Ausschussmitglieder zumindest der Fraktionen, die einen Redner gestellt hatten, durchaus vernünftig und auch um eine Lösung bemüht sind.
Was ich gerne von Ihnen wissen würde: Wissen die Abgeordneten denn, wie kritisch die Versorgung mit Hebammenhilfe inzwischen ist, oder nehmen sie das gar in Kauf?
Mit freundlichen Grüßen,
Bernhard Münzer
Sehr geehrter Herr Münzer,
Sie sprechen eigentlich genau das richtige Problem an:
Alle Redner/innen zeigten viel Verständnis für die Situation der Hebammen. Aber in der Einschätzung der Brisanz und der Zeitfrage unterschieden sie sich doch deutlich. Im Zweifel gibt es dann eine Lösung in der Haftpflichtfrage für die Hebammen - aber eben posthum, also viel zu spät. Deshalb sieht unser Antrag auch eine Soforthilfe vor. Darauf sind die anderen Redner/innen jedoch nicht eingegangen. Und jetzt sollen dann erst einmal Daten erhoben werden, analysiert werden, ....usw. Und dann stellt man fest, dass es kein Problem mehr gibt, weil es - so gut wie - keine Hebammen mehr gibt.
Was mich aber schon auch irritiert hat: Ich hatte zur Protestveranstaltung der Hebammen in Nürnberg ein schriftliches Grußwort übermitteln lassen. ich selber konnte wegen eines dringenden Termins in Berlin nicht persönlich teilnehmen. Leider wurde das Grußwort weder vorgelesen noch den Teilnehmer/innen auf der Veranstaltung zur Kenntnis gebracht. Immerhin kam noch in der Presse, dass ich diese Proteste und die Anliegen der Hebammen unterstütze.
Gerne stehe ich auch für ein persönliches Gespräch zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Harald Weinberg