Frage an Harald Terpe von Hendrik G. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Dr. Harald Terpe,
wie rechtfertigen sie die immensen Einschnitte im Gesundheitssystem, die seit 2003 auch unter ihrer Mitarbeit vollzogen wurden? Meine Mutter ist 55 Jahre alt und arbeitet seit 25 Jahren als Ärztin, seit 15 Jahren in einer Gemeinschaftspraxis. Durch die Einführung der Pauschalleistungen, und das AABG haben sich ihre Einnahmen dermaßen stark reduziert, dass es fraglich ist, ob sie die Praxis noch bis ins Rentenalter "retten" kann. Es geht hier also nicht um das "Luxusproblem" eines Mediziners, sondern um die Frage, warum ein hochqualifizierter Akademiker in diesem Land dermaßen ausgenutzt wird. Zudem stehen keinerlei steuerliche Erleichterungen zur Verfügung: Während ein Handwerksmeister sämtliche Kosten steuerlich absetzen kann, wird dies dem Arzt verboten. Dabei muss er ein Arbeitszimmer Zuhause führen um den Notdienst zu leisten und er braucht ein Auto um Hausbesuche zu machen.
Gleichzeitig werden die Patienten von den Krankenkassen für eine gesunden Lebensweise dermaßen finanziell vergütet, dass ich mich frage, ob man hier nicht besser die Kostenverursacher an die Kasse bittet.
Meine Mutter beschäftigen diese Probleme sehr, da sie große Angst hat eines Tages mit leeren Händen dazustehen, obwohl sie ihr Leben lang hart gearbeitet hat. Ihre Praxis ist immer mit Patienten gefüllt, doch sie wird für ihre Leistungen durch das AABG nicht für das ganze Quartal bezahlt. Glauben sie nicht auch, man sollte aufhören die Ärzte als „Melkkuh der Nation“ zu missbrauchen nur weil der Glaube verbreitet ist, man würde als Arzt (noch) viel Geld verdienen in diesem Land verdienen?
Mit freundlichen Grüßen,
Hendrik Große-Homann
Sehr geehrter Herr Große-Homann,
Herzlichen Dank für Ihre Frage.
Das Arzneimittelausgaben-Begrenzungsgesetz (AABG) von 2002 enthielt keine Regelungen zur Beschränkung von ärztlichen Leistungen. Es wurde vor dem Hintergrund steigender Ausgaben für Medikamente erlassen. Unter anderem enthält das AABG die in vielen europäischen Ländern praktizierte Aut-idem-Regelung. Diese Regelung verplichtet die Apotheken dazu, preiswertere Medikamente auszugeben, wenn ein Arzt das Arzneimittel nur entsprechend seiner Wirkstoffbeschaffenheit verschrieben hat oder ein Mittel mit dem gleichen Wirkstoff von ihm nicht ausgeschlossen wurde.
Anlaß des Arzneimittelausgaben-Begrenzungsgesetzes (AABG) und anderer Gesetze der rot-grünen Bundesregierung im Gesundheitsbereich war vor allem die immer weiter auseinanderklaffende Schere zwischen den Einnahmen der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und deren Ausgaben. Es ist daher nach wie vor unser Ziel die Einnahmebasis der gesetzlichen Krankenversicherung zu verbessern und durch Strukturverbesserungen auch mögliche Wirtschaftlichkeitsreserven im System zu nutzen. Im Hinblick auf die Verbesserung der Einnahmebasis haben wir unsererseits die Bürgerversicherung vorgeschlagen. Die Große Koalition hat hingegen den Gesundheitsfonds beschlossen, der an den Einnahmeproblemen der Gesetzlichen Krankenkassen nichts ändert.
Die wirtschaftliche Situation vieler Ärzte ist tatsächlich schwierig. Die bisweilen vom Bundesgesundheitsministerium verbreitete Durchschnittszahlen zum Umsatz und zu Praxisüberschüssen sagen in der Tat nichts darüber aus, wie es einzelnen Ärzten in Regionen insbesondere mit hoher Morbidität und niedrigem Einkommensniveau geht. Für diese Probleme gibt es jedoch eine Vielzahl von Gründen auch innerhalb der KV und vor allem keine Patentlösung.
Als Arzt betrachte ich Ärzte ganz gewiß nicht als "Melkkühe der Nation". Ich bin sehr dafür, dass Ärzte eine leistungsgerechte Vergütung erhalten. Das ist sicher auch im Interesse der Patienten. Ein wichtige Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass die Einnahmebasis der Gesetzlichen Krankenversicherung verbessert wird.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Harald Terpe