Frage an Harald Terpe von Hans J. W. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Dr. Terpe,
würden Sie es begrüßen, wenn die Zahl der niedergelassenen Ärzte sich halbieren würde?
Sind Sie der Meinung, dass dann die medizinische Versorgung in unserem Land sich deutlich verbessern würde, weil es erstens zu einer Kostenreduktion kommen könnte und zweitens die Qualität der medizinischen Versorgung dann eventuell zunimmt. Begrüßen Sie es, wenn Ärzte, die ihre Praxis aus wirtschaftlichen Gründen in Deutschland nicht mehr halten können, ins Ausland, insbesondere in die Schweiz abwandern würden? Halten Sie eine geringere Arztdichte für vernünftig, weil dann eventuell unnötige Arztbesuche eingespart werden und es in Folge dessen zu einer Kostenreduktion im Gesundheitsbereich kommen würde? Wäre dies Ihrer Meinung nach auch eine vernünftige Lösung für Ostdeutschland?
Würden Sie darüber hinaus die Wiedereinführung der Polikliniken eventuell unter dem
neuen moderneren Begriff „Medizinisches Versorgungszentrum“ deutschlandweit als Lösung für eine flächendeckende optimale Versorgung der Bevölkerung sehen, nur mit dem
Unterschied zur damals in der DDR üblichen staatlichen Trägerschaft nunmehr in privater Trägerschaft insbesondere von Großkonzernen?
In Erwartung Ihrer qualifizierten Antwort im voraus schon herzlicher Dank,
Ihr Dr. H.J. Wilhelmi
Sehr geehrter Herr Dr. Wilhelmi,
Selbstverständlich würde ich es nicht begrüßen, wenn sich die Zahl der niedergelassenen Ärzte halbieren würde und wenn junge Ärztinnen und Ärzte ins Ausland abwandern. Allerdings müssen wir in unserem Gesundheitssystem über verschiedene Fragen und Probleme diskutieren, für die es nicht immer einfache Lösungen gibt. Wir müssen über Vergütungsfragen und grundsätzliche Finanzierungsprobleme (Budgetierung) reden und darüber, warum es in einigen (nicht nur ostdeutschen) Regionen mittlerweile Unterversorgung gibt, bzw. sich Nachfolgeprobleme zumindest abzeichnen. Wir müssen über bessere Anreize sprechen, damit sich Ärztinnen und Ärzte auch in weniger attraktiven Gebieten mit wenigen oder keinen Privatpatienten niederlassen können. Und wir müssen über wirksame Wege aus der überkommenen Trennung zwischen dem ambulanten und dem stationären Sektor diskutieren.
Die Polikliniken sind leider Geschichte, dennoch wären medizinische Versorgungszentren oder auch ambulant agierende Krankenhäuser eine sinnvolle Ergänzung - auch im Sinne der Patientinnen und Patienten. Allerdings müssen wir dabei aufpassen, dass es im Gesundheitsbereich nicht zu ähnlichen Konzentrationsprozessen kommt, wie wir sie heute bereits im Energiesektor erleben, wo ein paar Großkonzerne den Markt unter sich aufteilen und Wettbewerb ein Fremdwort ist.
Ich halte im übrigen nichts davon, ein bestimmtes Instrument als Patentlösung zu verkaufen. Aber wenn wir in unserem Gesundheitssystem wirklich etwas bewegen wollen, dann sollten alle ihre Positionen überdenken. Es gibt doch gute Beispiele, wo niedergelassene Ärzte, Krankenkassen und Krankenhäuser vernetzt im Sinne der Patientinnen und Patienten agieren und dabei auch zu guten Ergebnissen kommen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Harald Terpe