Frage an Harald Terpe von Nico S. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Dr. Terpe,
am 12. März 2008, ging ich als Kassenpatient mit krampfartigen Schmerzen im Bauch zu meinem Hausarzt. Die Schmerzen treten seit geraumer Zeit immer direkt nach der Nahrungsaufnahme auf. Mein Hausarzt hat mich nach kurzer Untersuchung an einen Internisten überwiesen. Diagnose: "Unklare OB-Beschwerden, erbitte Bauch-Sono." Als ich mir jedoch einen Termin bei einem entsprechenden Facharzt geben lassen wollte, traute ich kaum meinen Ohren! Der frühstmögliche Termin wäre der 8. Mai! Also in ca. 9 Wochen! Gleiche Terminvorschläge erhielt ich auch bei zwei weiteren Facharztpraxen.
Nun stelle ich Ihnen folgende Fragen:
"Was passiert, wenn ich eine ernsthafte Krankheit haben sollte?"
"Was passiert, wenn sich eine eventuelle Krankheit in den nächsten Wochen erst richtig entwickelt?"
"Was passiert, wenn diese eventuelle Krankheit jetzt noch therapierbar wäre?"
"Wie soll ich reagieren, wenn mir der behandelne Arzt in 9 Wochen sagt: Wären Sie mal 4 Wochen früher gekommen...."
Bestimmt provoziere ich ein wenig mit diesen Fragen. Ich möchte aber dennoch mit meinem persönlichen Beispiel, auf ein sicherlich generelles Problem in unserem Gesundheitssystem hinweisen.
Dazu meine finale Frage:
"Sind in unserem wunderbaren Sozialstaat Deutschland, Kassenpatienten, Patienten zweiter Klasse?"
Vielen Dank für Ihre Antwort!
Mit freundlichen Grüßen
Nico Stroech
Sehr geehrter Herr Stroech,
eine in den letzten Tagen auch in den Medien diskutierte Untersuchung der Universität Köln hat belegt, dass es zumindest in einigen deutschen Wartezimmern eine Zweiklassen-Medizin gibt, weil dort privat versicherte Patientinnen und Patienten in manchen Fällen bevorzugt behandelt werden.
Die Ursachen hierfür sind vielschichtig, und es wäre falsch, die Schuld hierfür allein den Ärztinnen und Ärzten zu geben. Vielmehr gibt es bestimmte gesundheitspolitische Rahmensetzungen wie zum Beispiel die bestehende Budgetierung oder auch schlechtere Honorare für ärztliche Leistungen bei gesetzlich Versicherten, die ein solches Verhalten begünstigen. Aus diesem Grunde schlagen wir seit langem eine Bürgerversicherung vor, durch die sich das Problem der strukturellen Unterfinanzierung im Gesundheitswesen zumindest teilweise beheben ließe.
Wir müssen uns in den nächsten Jahren verstärkt nicht nur der Frage widmen, wie die Gesundheitspolitik auf bestimmte Gerechtigkeitsprobleme im Gesundheitswesen reagiert, sondern auch, ob nicht auch die Gesundheitspolitik selbst für die Entstehung solcher Gerechtigkeitsprobleme verantwortlich ist.
Wegen der konkreten Umstände Ihres Falles bitte ich Sie, sich an mein Wahlkreisbüro in Rostock zu wenden, damit ich Sie gegebenenfalls bei der Problemlösung unterstützen kann.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Harald Terpe