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Frage von Jens S. •

Frage an Harald Koch von Jens S. bezüglich Innere Sicherheit

Sehr geehrter Herr Koch,

ich weiß, ich komme nicht aus ihrem Wahlkreis, aber sie sitzen im Verteidigunsausschuss und können mir sicherlich hinsichtlich der wohl endlosen und parteipolitisch motivierten Diskussion um den Luftschlag in Kundus einige Fragen beantworten.

1. Trifft es zu, das seit dem Luftschlag, der Raketenbeschuss des deutschen Lagers in Kundus aufgehört bzw. rapide abgenommen hat?

2. Wenn ja, hatte der Luftschlag dann nicht seine Berechtigung?

3. Kann es sein, das die Vermeidung des Wortes Krieg bzw. die Aberkennung das es sich um einen solchen in Afghanistan handelt, zu finanziellen Vorteilen für die Bundesregierung, hinsichtlich der Entschädigung möglicher Hinterbliebener in der Heimat, führt?

4. Was tun SIe bzw was könnte im allgemeinen getan werden, das dieser und die anderen Einsätze in der Welt ihre entsprechende Würdigung findet? Sprich, dass das Ansehen der ehemaligen kameraden besser wird, das sie nicht schief angesehen werden, wenn sie mit Uniform am Bahnsteig stehen, sondern vielleicht mal einen Dank oder entsprechenden Würdigung bekommen?

Vielen Dank im voraus!

Jens Sellers

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Sehr geehrter Herr Sellers,

zu Ihrer ersten Frage kann ich nur sagen, dass laut Behauptung der Bundesregierung die Angriffe im Umfeld des deutschen Provincial Reconstruction Team (PRT) abgenommen haben. DIE LINKE verfügt außer dieser Behauptung über keine unabhängigen Informationen, die dies bestätigen oder widerlegen.

Selbst wenn das deutsche Lager nach der Bombardierung des Tanklasters/der Menschen derzeit weniger Angriffen seitens der Aufständischen ausgesetzt ist, rechtfertigt dies nicht im Geringsten die Tötung von Zivilisten. Zivilisten sind und dürfen keine legitimen Ziele sein; sie dürfen kein Mittel zum Zweck sein. Einmal davon abgesehen dürften die Hinterbliebenen eher weniger dazu neigen, deutsche Soldaten als Helfer zu betrachten. Versuchen Sie sich in die Lage eines Hinterbliebenen zu versetzen, und sie werden feststellen, dass sie wenig Begeisterung für die Verursacher der Bombardierung entwickeln werden.

Die Ablehnung des Wortes "Krieg" ist multikausal begründet. Jedenfalls haben auch wir gehört, dass die Soldaten ihren Versicherungsschutz verlören, würden sie in einem Krieg eingesetzt. Leider liegen uns keine weiteren Informationen hierzu vor.

Auslandseinsätze finden in der Partei DIE LINKE keinerlei Würdigung, da wir diese strikt ablehnen. Außenpolitik unter Zuhilfenahme militärischer Mittel - und nichts anderes sind Auslandseinsätze - sind unzivilisatorisch und lösen keine Probleme bzw. Konflikte. Das Militär dient in Deutschland wie im gesamten Westen im Falle von sog. Auslandseinsätzen im Wesentlichen den eigenen nationalen Interessen, seien es ökonomische oder strategische. Das Märchen von der Bundeswehr oder der NATO als „Hilfsorganisation“ ist allzu offensichtlich.

Dass jedoch heißt nicht, dass wir die SoldatInnen, Ihre Leistungen und ihren Idealismus gering schätzen - im Gegenteil. Wir betrachten SoldatInnen vielmehr als Opfer der Politik ihrer Regierungen, die die eigenen Menschen bereitwillig und skrupellos in Auslandseinsätze entsenden. Nicht DIE LINKE verhält sich SoldatInnen und somit dem Menschen gegenüber despektierlich, sondern jene, die SoldatInnen jenseits des territorialgebundenen Verteidigungsauftrages als Verfügungsmasse verschicken. Dass Menschen, gemäß Ihrer Formulierung, in Uniform auf dem Bahnsteig unter Umständen schief angesehen werden, dürfte vielleicht auch damit zu erklären sein, dass die Mehrheit der Menschen in Deutschland immer noch eher pazifistisch orientiert ist und das Militär eher skeptisch betrachtet. Die Mehrheit der Deutschen ist gegen den Krieg in Afghanistan. Wer wie die Bundesregierung öffentlich scheinheilig von Aufbau und Frieden spricht, in Wirklichkeit aber einen Krieg eskaliert, nimmt nicht nur den Tod unschuldiger Zivilisten in Kauf, sondern setzt auch die Zukunft der eigenen SoldatInnen aufs Spiel.

Mit freundlichen Grüßen

Harald Koch