Frage an Harald Güller von urian S. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Güller,
wie ist Ihre Haltung bezüglich der Studiengebühren in Bayern?
Ich empfinde diese als Hemmnis gerade für Kinder aus ärmeren Gesellschaftsschichten. Hessen hat vorgemacht, dass es auch ohne Gebühren geht, wie sehen Sie die Chancen für Bayern?
Sehr geehrter Herr Schmietz,
ganz klar und eindeutig: Studiengebühren sind ungerecht und gehören auch in Bayern sofort wieder abgeschafft. Nicht der Geldbeutel der Eltern, sondern die Fähigkeiten, der Berufswunsch des Einzelnen und die Art der Begabung sollen darüber entscheiden ob man studiert oder nicht.
Die Abschaffung der Studiengebühren gehört zu den Programmpunkten der BayernSPD, die wir schon in den ersten 100 Tagen nach der Wahl umsetzten werden. Hierzu ist nur eine Gesetzesänderung notwendig. Mit einer BayernSPD mit in Regierungsverantwortung werden wir das umsetzen. Die Chancen dafür stehen gar nicht so schlecht; wir müssen aber zur Wahl noch möglichst viele Menschen mobilisieren, damit sie wählen gehen.
Trotz der Abschaffung der Studiengebühren müssen aber auch unsere Universitäten und Fachhochschulen vom Freistaat so mit Geld ausgestattet werden, dass ein vernünftiges Studieren möglich ist - d.h. genügend Lehrpersonal, gute Ausstattung der Bibliotheken und auch genügend Räume und Materialen z.B. bei technischen Studiengängen. Das Geld dafür ist in Bayern unter anderem durch die enormen Steuermehreinnahmen des vergangenen Jahres und diesen Jahres vorhanden.
Noch zwei Anmerkungen:
1. Statt junge Menschen vom Studium durch Studiengebühren abzuschrecken finde ich es nur fair, wenn man nach dem Studium, wenn man einen Job findet, der gut oder sehr gut bezahlt ist, auch entsprechend über Steuern den Staat finanziert und ermöglicht, dass er z.B. weitere Studienplätze schafft. Ich selbst habe Jura studiert und habe nicht zuletzt deshalb auch bisher gute und auch gut bezahlte Jobs gehabt. Da finde ich es für selbstverständlich, dass ich nicht ständig über zu hohe Steuerlasten für die Gutverdiener in unserer Gesellschaft jammere und fordere, dass Spitzensteuersätze gesenkt werden.
2. Ungerecht sind nicht nur Studiengebühren, sondern ist bereits der Zugang zur Hochschulreife. Ein Kind aus einer Akademikerfamilie hat eine fast siebenmal so hohe Chance das Abitur zu mache, wie ein Kind aus einer sozial schwachen Schicht. Hier helfen als Ansatzpunkte: Mehr Lehrer, kleinere Klassen, längere gemeinsame Schulzeit, das Angebot von Ganztagsschulen und mehr individuelle Förderung. Bereits vor der Schule sinnvoll ist ein kostenfreier Besuch des Kindergartens um Defizite früh zu erkennen und ihnen entgegen zu wirken.
Mit freundlichen Grüssen
Harald Güller