Frage an Hans-Ulrich Krüger von Maja D. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Krüger,
meine Tochter geht in einen Kindergarten, in dem mittlerweile deutsch nur noch Zweitsprache ist, türkisch dominiert.
Meine Tochter hat innerhalb weniger Wochen verlernt, richtiges deutsch zu sprechen.
Ich lebe in einem Mehrfamilienhaus, in dem mir, völlig grundlos, augenscheinlich nur, weil ich deutsch bin, offener Hass entgegenstößt, abends beherrschen hier türkische Jugendgangs das Straßenbild.
Ich bin bestimmt nicht ausländerfeindlich, aber ist das alles noch normal?
Warum wird dagegen nichts unternommen?
Ich bin auch für Minderheitenschutz, aber wer schützt eigentlich die Mehrheit?
Ich bin immer SPD-Wähler gewesen, dieses Mal weiß ich nicht, ob das wirklich noch richtig und gut für dieses Land ist. Ich bin völlig verzweifelt, komme mir in meinem eigenen Land wie ein fremdes Element vor, das als eher störend betrachtet wird.
Mit freundlichem Gruß....
Sehr geehrte Frau Dortig,
vielen Dank für Ihre Anfrage bei "www.kandidatenwatch.de" vom 09.09.2005.
Es ist schade, dass Sie das Gefühl haben, sich in Deutschland wie ein "fremdes Element" vorzukommen.
Im Zusammenleben mit unseren ausländischen Mitbürgern hat die rot-grüne Bundesregierung mit dem neuen Zuwanderungsgesetz einen Paradigmenwechsel eingeleitet. Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland ist die Integration systematisch geregelt worden. So können heute alle Neuzuwanderer an Sprach- und Orientierungskursen teilnehmen. Das Erlernen der Sprache ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass die Integration von Neuzuwanderern in Deutschland künftig rascher und besser gelingen kann. Die aktuellen Zahlen belegen, dass wir mit den Formulierungen im Zuwanderungsgesetz hier auf dem richtigen Weg sind.
Das Zuwanderungsgesetz bietet aber auch jenen eine Chance, die seit Jahren in Deutschland leben und es bisher versäumt haben, unsere Sprache zu lernen. Sie können nun unter dem Stichwort der nachholenden Integration an Kursangeboten teilnehmen. Vielleicht ist es Ihnen ja möglich, den betroffenen Personenkreis, zum Beispiel im Kindergarten Ihrer Tochter als auch im Mehrfamilienhaus, in dem Sie leben, darauf aufmerksam zu machen, dass sie diese Kursangebote annehmen können.
Ferner wäre es sicherlich hilfreich, mit den Erziehern und Erzieherinnen im Kindergarten Ihrer Tochter zu sprechen und darauf hinzuwirken, integrationsfördernd auch mit ausländischen Kindern zu arbeiten.
Integration ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Die rot-grüne Bundesregierung kommt dieser Verantwortung mit einem breiten Angebot staatlicher Integrationsaktivitäten nach. Die Integrationsangebote des Bundes haben als Schwerpunkt die Sprachförderung, die soziale Beratung, die Ausbildung und berufliche Integration sowie die familien- und gesellschaftliche Integration. Das Engagement des Bundes erstreckt sich darüber hinaus auch auf Bereiche wie Stadtteilentwicklung, Gesundheitsprävention, Kulturförderung bzw. kulturelle Integration, interreligiöser und interkultureller Dialog sowie Maßnahmen gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Rechtsextremismus. Die Aktivitäten umfassen Förderprogramme, Einzelaktivitäten, Kampagnen, Aktionstage, Veranstaltungen, Forschungsprojekte oder Veröffentlichungen. Vielleicht hilft es Ihnen ja auch, wenn Sie sich vor Ort über die vielfältigen Angebote zur Integration von ausländischen Mitbürgern informieren und mit Ihren ausländischen Mitbürgern darüber reden.
Dies hilft sicherlich, Spannungen, Berührungsängste und eventuelles Nichtverstehen abzubauen.
In der Hoffnung, dass sich Ihr Empfinden schnell wieder ändert verbleibe ich
mit freundlichen Grüßen
Dr. Hans-Ulrich Krüger, MdB