Frage an Hans-Reiner Stroman von Manuela B. bezüglich Gesundheit
Was unternehmen Sie gegen den ärzte Mangel auf dem Land? Einen Hausarzt zu suchen ist unmöglich. Keiner nimmt noch Patienten an. Ich selbst habe am Sonntag einen schweren Autounfall gehabt und muss jetzt 3!!!Wochen auf einen MRT Termin warten und dann noch weitere 2,5 Wochen bis ich zum Facharzt kann um zu erfahren was meinem Nacken passiert. Was werden sie dagegen unternehmen damit sich die Situation zügig ändert?
Sehr geehrte Frau B.,
ich bedanke mich für Ihre interessante Frage! Auch und gerade als Landbewohner kann ich das von Ihnen benannte Problem sehr gut aus eigener Erfahrung nachvollziehen. Meine 82jährige Schwiegermutter, die wie wir in Leezdorf wohnt, muss sich mit eben dieser Thematik auseinandersetzen.
Eines voweg: Eine schnelle Lösung gibt es nicht. Ich erläutere Ihnen aber sehr gerne, was wir als GRÜNE auf Landesebene bereits unternommen haben bzw. was wir planen:
1. In Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Vereinigung haben wir das Konzept zur Zukunft der vertragsärtzlichen Versorgung 2030 aufgelegt. Es enthält eine Vielzahl von Maßnahmen, wie z.B. die Niederlassungsförderung, Stipendien, Umsatzgarantien und Weiterbildungsförderungen.
2. Mit der Einführung der Gesundheitsregionen haben wir in den Landkreisen und kreisfreien Städten ein Forum für innovative Ideen, neue Kooperationen zwischen den Versorgungssektoren und eine engere Zusammenarbeit der Akteure in der medizinischen Versorgung geschaffen.Daran beteiligen sich bereits 35 Landkreise.
3. Rein rechnerisch sind von 102 Planungsbreichen der Kassenärztlichen vereinigung Niedersachsens gerade einmal 2 unterversorgt. Ich weiß nicht, ob unser Bereich einer dieser beiden ist. Allerdings habe ich den Eindruck. Es steht zu befürchten, dass sich diese Entwicklung zunächst fortsetzen wird. Die Altersstruktur unserer Lanärztinnen und Landärzte lässte den Schluss zu, dass in absehbarer Zeit für mehrere Praxen Nachfolger*innen gesucht und gefunden werden müssen. Erschwert wird die Situation durch die allgemeine Landflucht. Ausgebildete Ärztinnen und Ärzte zieht es eher in die Städte. Und Landaztpraxen gelten als 1 Personen-Unternehmen als unattraktiv. Immer wieder wird daher eine Landaztquote gefordert. Gerade die SPD setzt sich hierfür ein. Demnach soll ein bestimmter Anteil von Medizinstudienplätzen unter Umgehung der regulären Zulassungsverfahren an junge Menschen vergeben werden, die sich nach Ende der Ausbildung zu einer Zulassung auf dem Lande verpflichten.Ich bezweifele aber, ob sich dieses Verfahren als juristisch durchsetzbar erweisen wird. Meine eigene Erfahrung in der freien Wirtschaft, wo Weiterqualifizierungen mit Verpflichtungserklärungen verknüpft werden, lassen diese Vermutung zu: Vor Gerichten haben diese Vertragsbestandteile keinen Bestand. Ein erster entscheidender Schritt kann daher nur sein, die Versorgungsrealität mit der Bedarfsplanung abzubilden. Und die Terminservicestellen müssen kurzfristig die von ihnen zugesagten Leistungen - eine Terminvereinbarung innerhalb von 4 Wochen bei Fachärzten bzw. Fachärztinnen - auch erbringen. Und wir werden andere Konzepte der Vergütung erarbeiten und verabschieden müssen. In diesm Zusammenhang darf ich auch an die von uns Grünen geforderte Bürger*innenversicherung erinnern.
Frau B.: Ich wünsche Ihnen aber zuvorderst eine möglichst schnelle und restlose Genesung!
Mit freundlichen Grüßen!
Hans-Reiner Stroman