Frage an Hans-Peter Bartels von Kathrin K. bezüglich Familie
Sehr geehrter Herr Bartels,
ich bin gerade in einer Situation, wie bundesweit einige zehntausend Frauen und Männer auch. In Deutschland bleibt jedes 6. Paar ungewollt kinderlos. Mein Mann und ich gehören dazu.
Für Paare wie uns ist die notwendige medizinische Behandlung nicht nur in emotionaler Hinsicht eine große Belastung. Auch finanziell ist es eine für uns eine kaum zu nehmende Hürde. Auch wenn wir beide voll berufstätig sind, ist es uns schlicht nicht möglich mehr als 1 oder 2 "Versuche" zu finanzieren, die erforderlichen Zuzahlungen (jeweils ca. 2000 €) aufzubringen. Als "Selbstzahler" wie etliche Paare, die die gesetzliche Altersgrenze überschritten haben, wäre gar nichts möglich.
Im Anbetracht der Tatsache, dass ein ähnlicher Betrag jetzt Menschen zugestanden wird, die ein neues Auto kaufen mit (u.a.) dem Argument, die Wirtschaft zu beleben, frage ich Sie - und Ihre Kollegen : Konsumieren Kinder nicht? Kinder sind nicht nur Leistungsempfänger, sie sind - wie gern in Wahlkampfzeiten behauptet wird - "die Zukunft". Nicht nur für unser Rentensystem - auch als Wirtschaftsfaktor.
(Ja, ich weiß, der Vergleich hinkt, musste aber rein emotional raus. ;-) )
Mir ist der Bundesratsentscheidung vom 2.4.2009 bekannt, dass an der Zuzahlungsregelung von 2004 etwas geändert werden muss - nur bekam schon der ähnlich lautende Beschluss des Bundesrates vom 4.7. 2008 keine Reaktion seitens des Bundestages.
Unsere Gesundheits- und die Familienministerin schieben sich gegenseitig den Schwarzen Peter zu und können sich nicht einigen, welches Ressort denn nun zuständig sein soll. Das Bundesland Sachsen macht Nägel mit Köpfen, wir Schleswig-Holsteiner "in die Röhre".
Uns betroffenen Paaren läuft aber die Zeit davon, denn ich möchte nicht mit 40 Mutter werden (sondern jetzt mit 30).
Ich möchte Sie fragen: Sehen Sie in naher Zukunft eine Möglichkeit, Paaren wie uns zumindest die finanzielle Last von den Schultern zu nehmen?
Hochachtungsvoll
Kathrin Konjareck-Döring
Sehr geehrte Frau Konjareck-Döring,
vielen Dank für Ihre Mail zur Kostenübernahme bei der medizinischen Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit.
Die Frage, ob und wie medizinische Behandlungsmethoden für betroffene Paare finanziell unterstützt werden sollen, wird auch in der SPD diskutiert. In meiner Fraktion gibt es gegenwärtig keine einheitliche Haltung dazu.
Derzeit übernehmen die Krankenkassen nur die Hälfte der mit einer künstlichen Befruchtung verbundenen finanziellen Belastung. Dies sieht das Gesundheitsreformgesetz vor, mit dem 2004 auf die dramatische Finanzsituation der Krankenkassen reagiert wurde.
Gegner einer staatlichen Unterstützung für ungewollt kinderlose Paare argumentieren oft, es bestünde kein Rechtsanspruch auf leibliche Kinder zu Lasten Dritter. Dem stimme ich nicht zu: Hier ist durchaus die Solidargemeinschaft gefordert. Ich sehe aber nicht nur die Krankenkassen, sondern eher die staatlichen Haushalte in der Pflicht. Realistisch schätze ich jedoch die Wahrscheinlichkeit einer schnellen Aufstockung der finanziellen Unterstützung als gering ein. Die Dringlichkeit anderer großer Themen bestimmt am Ende dieser Wahlperiode die parlamentarische Tagesordnung.
Mit freundlichen Grüßen
Hans-Peter Bartels