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Hans-Michael Goldmann
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Frage von Sieglinde K. •

Frage an Hans-Michael Goldmann von Sieglinde K. bezüglich Verbraucherschutz

Herr Goldmann, Sie haben sich gegen die Verzehrsampel ausgesprochen. Warum?
In Großbritannien funktioniert das doch. Außerdem ist das doch aktiver Verbrauxcherschutz, weil die Käufer einfach verstehen, was drin ist.

Ich freue mich über Ihre Antwort.

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Antwort von
FDP

Sehr geehrte Frau Kleiberg,

zunächst: ich antworte ganz kurz auf Ihre Fragen und gehe dann ausführlicher darauf ein.

Ja, ich spreche mich gegen die Verzehrsampel aus, da das im Kern eine Bewertung von Lebensmitteln ist.

Die Ampelerprobung in Großbritannien ist bislang kein Erfolgsmodell. Manche Ketten sind nach einer Probephase wieder ausgestiegen.

Und: nicht alle Produkte sind gekennzeichnet. Europäische Markenartikler müssen das nicht. Was gekennzeichnet wurde, sind Eigenmarken, die die Discounter oder Warenhäuser selbst anbieten.

Nun, etwas ausführlicher zu den Gründen:

Wenn wir derzeit über Ernährung und Übergewicht reden, dann beherrscht ein Thema sofort die Runde: Ampelkennzeichnung für Lebensmittel - ja oder nein? Und was bedeutet das für mein Ernährungsverhalten? Leider ist es faktisch so, dass die Zahl der Übergewichtigen zunimmt - obwohl gesundes Essen ist in aller Munde sein sollte. Ein Grund dafür ist, dass wir uns immer weniger bewegen. Sportwissenschaftler brachten dies präzise auf den Punkt: wir sitzen uns schlicht zu Tode.

Verzehrschaos vorproduziert?

In Großbritannien wurde die Ampelkennzeichnung in Europa zuerst ausprobiert – bei verschiedenen Herstellern und Lebensmittelketten. Die Kette "Tesco" hat die Ampel im April 2004 getestet (www.tesco.uk.com). Eines der Ergebnisse dort war, dass die Verbraucher die Farbe rot gleich einem Verbot setzten. Verwirrung gab es aber auch bei anderen Produkten: und zwar in den Fällen, in denen gleichzeitig ein grüner, gelber und ein roter Punkt drauf ist. Beispielsweise bei aktuellen Knabberprodukten. Fett bekommt da vielfach rot, was auch jeder weiß, der eine Tüte Chips isst. Zucker hingegen ist da aber nicht drin: dafür gibt´s einen grünen Punkt. Und für Salz einen gelben Punkt. Das ist dann leider nicht das, was die Ampel-Befürworter eine klare und verbrauchernahe Kennzeichnung nennen.

Setzen wir die Analogie bei der Nährwertampel zu einer Ampel aus dem Straßenverkehr spielerisch fort, dann wird schnell klar: in keinem Land der Erde gibt es eine Ampel, die gleichzeitig grün, gelb und rot angezeigt (außer sie ist defekt). Bei der Ernährung und ähnlich im Straßenverkehr führt aber genau das zum Chaos - genauer zum Verzehrschaos. Auch aus diesem Grund hat diese Lebensmittelkette nach der Probephase die Ampelkennzeichnung nicht fortgeführt, sondern setzt nun auf Nährwertangaben für den Tagesverbrauch.

Objektive Informationen sind gefragt

Nein, was wir brauchen, sind objektive Informationen - keine Bewertung einzelner Lebensmittel. Der mündige Verbraucher sucht Informationen, er bekommt diese und er entscheidet sich dann, was zu ihm passt und was er essen möchte. Ich setze nicht auf den Paternalismus nach dem Motto: der Staat wird schon alles richten, von der Wiege bis zur Bahre, vom rot gepunkteten Schokoriegel bis zum rot gepunkteten Olivenöl. Nachdenken wird dann unnötig und Ernährungswissen ebenso.

Machen wir mal ein Gedankenspiel: Angenommen wir bekommen morgen die Ampel, dann würde jedes Produkt einen oder mehrere Signalpunkte in den Farben rot (schlecht), gelb (mittel), grün (gut) erhalten. Jedes Lebensmittel bekommt eine Bewertung. Mal abgesehen davon, dass die Bewertung einzelner Lebensmittel nicht sinnvoll ist. Was wenn ein Gewöhnungseffekt eintritt? Wenn Verbraucher nach einer Weile nach der Einführung zwar mit schlechtem Gewissen doch wieder zu rot gepunkteten Produkten greifen, weil sie anders nicht Margarine, Butter, Schokolade und Leberwurst ersetzen können. Dann bleibt doch nur noch der Weg in den Verbotsstaat, oder?

Ich setze auf eine Politik, die die Menschen ermuntert. Ermuntert von ihrer Freiheit zur Entscheidung Gebrauch zu machen. Ich will keine Politik, die den Verbrauchern jedes Risiko absichert und jede Entscheidung abnimmt. Als Bürgerrechts- und Verbraucherschutzpartei setzt die FDP im Bundestag daher neben gesetzlichen Initiativen auf Anreizsysteme, Eigeninitiative, Eigenverantwortlichkeit. Das gilt ganz besonders für den Bereich Ernährung, der nicht zuletzt durch die nationale Verzehrsstudie im Mittelpunkt vieler Diskussionen steht. Wir Liberale sind gegen eine politische Steuerung des Konsums und gegen eine staatliche Bevormundung der Verbraucher.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Hans-Michael Goldmann