Frage an Hans-Jürgen Thies von Michael v. bezüglich Umwelt
In der ARD-Sendung „Kann das Elektro-Auto die Umwelt retten“ (vom 3. Juni 2019, in der Mediathek herunterladbar) wird aufgezeigt, wie die Lithiumgewinnung in Argentinien gigantische ökologische Schäden verursacht und den Bewohnern die Lebensgrundlage nimmt. Des Weiteren wird aufgezeigt, dass für die Batterienherstellung (100 KWh) bereits 17 t CO2 in die Luft gepustet und gigantische 80000 l Wasser verbraucht wurden, bevor das Auto auch nur einen einzigen Kilometer gefahren ist. Für 17 Tonnen CO2 muss ein Verbrennungsauto 100000 km gefahren sein, wobei bei dem E-Auto der größtenteils nicht umweltfreundliche Ladestrom gar nicht berücksichtigt ist. Der ARD-Beitrag kommt nach Inanspruchnahme von Experten zu dem Fazit, dass man mit E-Autos die Umwelt nicht retten kann (sofern man an die CO2-These glaubt, obwohl bekannt ist, dass die CO2-Erhöhung immer einer Temperaturerhöhung folgt und nicht deren Ursache ist), da sie in der Bilanz die Umwelt stärker belasten als Verbrennungsmotoren.
Wie rechtfertigen Sie als CDU-Vertreter die ökologische Zerstörung der Umwelt in gigantischem Ausmaß für die Gewinnung der Batterierohstoffe (seltene Erden, Kobald, Kupfer oder Lithium), wie rechtfertigen Sie Kinderarbeit und schlechteste Arbeitsbedingungen für die E-Auto-Batteriegewinnung, wie rechtfertigen Sie die Zerstörung der Lebensgrundlagen von Menschen in den Batterierohstoffgewinnungsgebieten, damit in Deutschland ein E-Auto fahren kann, das in der Gesamtbilanz schlechter ist als ein Verbrennungsmotor (gemäß dem erwähnten ARD-Beitrag)?
Sehr geehrter Herr von Lüttwitz,
vielen Dank für Ihre Anfrage zum Thema Elektroauto und Gewinnung der notwendigen Rohstoffe. Gerne beantworte ich Ihre Frage in zwei Teilen. Als erstes möchte ich kurz auf die von Ihnen angesprochene Ökobilanz von Elektroautos eingehen. Ein Elektroauto muss 100.000 Kilometer beziehungsweise 8 Jahre komplett emissionsfrei gefahren werden, bevor es beginnt, umweltfreundlicher als ein durchschnittliches Dieselauto zu sein. Mit dem europäischen Strommix aufgeladene Elektrofahrzeuge hatten niedrigere Lebenszyklusauswirkungen als konventionelle Fahrzeuge. Allerdings haben Elektrofahrzeuge keine geringeren Lebenszyklusauswirkungen als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, wenn man die Größe berücksichtigt. Obwohl die Herstellungsbelastungen von Elektrofahrzeugen höher waren als die Herstellungsbelastungen von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor, gleichen die Elektrofahrzeuge dies durch geringere Belastungen in der Nutzungsphase aus. Aufgrund eines geringeren Energieverbrauchs und sauberer Energiequellen weisen die Nutzungsphase von Elektrofahrzeugen weniger Umweltauswirkungen auf. Die CCP-Vorteile von Elektrofahrzeugen nehmen mit zunehmenden Distanzen im Vergleich zu herkömmlichen Fahrzeugen zu. Aufgrund ihres Akkus hatten Elektrofahrzeuge etwas größere End-of-Life-Auswirkungen als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor.
Im Vergleich zu herkömmlichen Fahrzeugen ist die Herstellungsphase von Elektrofahrzeugen umweltintensiver. Abhängig von der zur Akku-Aufladung verwendeten Energiequelle jedoch konnten die Elektrofahrzeuge die höheren Herstellungsbelastungen in ihrer Nutzungsphase wieder ausgleichen. Die Elektrofahrzeug-Technologie befindet sich nach wie vor in einer Phase der Entwicklung und es gibt sowohl kurz- als auch langfristige Möglichkeiten, ihre Treibhausgasemissionen im Lebenszyklus zu reduzieren. Kurzfristige Chancen ergeben sich in erster Linie durch verbesserte Technologien und Produktionsprozesse. Die Verringerung der Auswirkungen durch sauberen Strom wird eher als eine langfristige Chance angesehen.
Des Weiteren möchte ich auf die von Ihnen geäußerte Kritik an der Gewinnung der notwendigen Rohstoffe eingehen. Die Frage der Endlichkeit und begrenzten Verfügbarkeit von Rohstoffen stellt sich in fast allen Wirtschaftsbereichen, nicht nur bei der Elektromobilität. Als rohstoffarmes Land ist Deutschland davon in besonderem Maße betroffen. Umso mehr müssen wir auf Technologien setzen, die unsere Abhängigkeiten nicht weiter verstärken. Für den Verkehrsbereich heißt das, dass wir uns nicht einseitig auf eine Antriebsart festlegen. Wir wissen derzeit noch nicht, welche alternativen Antriebe auf lange Sicht am erfolgreichsten und effizientesten sein werden. Aus diesem Grund unterstützen wir eine technologieoffene Förderung im Verkehrsbereich.
Mit dem Regierungsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie unterstützen wir die Forschung und Entwicklung in diesem Themenfeld. Mit der Förderrichtlinie „Maßnahmen der Marktaktivierung“ unterstützt das BMVI die Marktaktivierung für Produkte, die die technische Marktreife erzielt haben, am Markt jedoch noch nicht wettbewerbsfähig sind. Darüber hinaus haben wir im vergangenen Jahr eine Förderrichtlinie für energieeffiziente und CO2-arme Lkw gestartet. Damit unterstützen wir Speditionen, auf umweltfreundliche Lkw umzusteigen. Von dem Umstieg profitieren alle – die Speditionen, die Umwelt und die Anwohner besonders belasteter Straßen. Der Zuschuss beträgt bis zu 500.000 € pro Unternehmen. Auch das ein wichtiger Schritt in Richtung umweltfreundliche Mobilität.
Ich hoffe, dass Ihnen diese Antwort behilflich sein konnte.
Mit freundlichen Grüßen
Hans-Jürgen Thies