Frage an Hans-Jürgen Irmer von Rüdiger G. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Irmer,
Im Landtagswahlkampf ist das Thema Bildung ein Thema besonders die Organisation des Schulwesens wird thematisiert.
Finnland gilt bei diesem Thema ja immer als Maßstab, besonders auch die Grundschulen dort gelten als vorbildlich.
Freunde von mir wohnen in Nürnberg und schicken Ihren Sohn dort für 230,- € im Monat auf die Jena Plan Ganztags- Grundschule, diese ist ähnlich wie in Finnland organisiert.
Das Pädagogische Konzept wird hier http://www.jenaplan.org/modules.php?name=Content&pa=showpage&pid=14
erläutert.
Wichtige Komponenten sind u.a. kleine Klassen, immer 2 Betreuer pro Klasse, kein Frontalunterricht.
Zum Beispiel sieht der Bayrische Lehrplan vor, daß man sich in der 2 Klasse mit einem Tier beschäftigt.
Hier kann sich in jeder Klasse immer ein Team, ca. 4-5 Schüler, ein Tier aussuchen und auch entscheiden wie es sich damit beschäftigen will.
Das Team mit dem Sohn meiner Freunde hat z.b. ein Kochbuch über einen Fisch erstellt.
Am Ende der Lerneinheit werden die Ergebnisse, von einem Kind pro Team, vor der gesamten Klasse vorgestellt.
Die beiden Betreuer beobachten und unterstützen die Kinder dabei.
Halten Sie solch ein pädagogisches Konzept für sinnvoll?
Falls ja wann könnte so etwas in Hessen der Standart sein?
Sehr geehrter Herr Gruhle,
Ihre Anfrage ist mir mit Datum vom 04.01.2008 zugeleitet worden. Ich bitte um Nachsicht, dass ich Ihnen erst heute eine Antwort zukommen lasse, aber im Rahmen des Wahlkampfes gibt es natürlich viele Termine, so dass die Zeit etwas enger ist.
Die hessische CDU hat sich auf ihre Fahnen geschrieben, die Schulformvielfalt und die Wahlfreiheit zwischen den verschiedenen Schulformen auf Dauer zu erhalten. Dies schließt die verschiedenen Schulen des öffentlichen Lebens ebenso ein wie die Privatschulen, die in den letzten Jahren finanziell so stark gefördert wurden wie noch nie. Dass kleine Klassen grundsätzlich von Vorteil sind, wird ernstlich niemand bestreiten, wobei es - und das sage ich als jemand, der 20 Jahre im Schuldienst war auch aus eigener Erfahrung - Untergrenzen gibt. In Hessen liegt die durchschnittliche Größe in der Grundschule bei etwa 21 Kindern pro Klasse, so dass hier die Rahmenbedingungen weitestgehend als sehr gut bezeichnet werden können.
Zwei Betreuer, gemeint sind vermutlich zwei Pädagogen, dies sage ich auch wenige Tage vor der Wahl, sind nicht darstellbar. Wir haben insgesamt rund 4000 Lehrer netto zusätzlich eingestellt. Es gibt damit soviel Pädagogen wie noch nie in Hessen. Diese historische Höchstzahl von rund 48.000 Stellen wird nach dem Beschluss der CDU-Landtagsfraktion auch dann beibehalten werden, wenn die Zahl der Schüler zurückgehen wird. Zusätzlich werden wir im Rahmen der nächsten Legislaturperiode 2500 weitere Stellen für den Schulbereich schaffen, so dass es dann berechtigte Entlastungsmomente gibt.
Bezüglich des Frontalunterrichts habe ich eine andere Auffassung. Guter Unterricht zeichnet sich dadurch aus, dass er phasiert ist. Dies bedeutet Teamarbeit, Gruppenarbeit, Einzelarbeit, Frontalunterricht genauso. Es ist situationsabhängig, was am besten ist. Dies schließt selbstverständlich auch die Möglichkeit ein, das von Ihnen zitierte Beispiel mit der Beschäftigung des Themas Tier in der Form vorzutragen wie dargestellt. Dies möchte ich allerdings den Pädagogen überlassen. Im Übrigen darf ich darauf hinweisen, dass es in Hessen Lehrerfortbildung für eine tiergestützte Pädagogik gerade im Bereich der Grundschule gibt. Ich selbst habe mit davon an einer Grundschule überzeugen können und war sehr angetan von den positiven Auswirkungen, die mir die Kolleginnen seinerzeit geschildert haben.
Für Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Hans-Jürgen Irmer, MdL