Frage an Hans-Joachim Otto von Zinon H. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Otto,
vor kurzem habe ich auf Youtube einen erneuten Beitrag über Hauptschulen gesehen (Ausschnitt aus der ARD Sendung Panorama).
Beweis:
http://www.youtube.com/watch?v=sJZ003TZ_FY (Teil 1)
http://www.youtube.com/watch?v=6BXPIcLzl-k&feature=related (Teil 2)
Dort wurde exemplarisch eine Hauptschule auf dem Land in NRW genommen, um offensichtlich zu zeigen, dass es auch gute Schüler in einer Hauptschule gibt. Also wurden gerade in diesem Beitrag auch Hauptschüler von Abschlussklassen gezeigt, die ein sehr gutes Zeugnis vorweisen konnten. Trotzdem haben die meisten dieser Schüler keinen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz bekommen.
Der Schulleiter dieser Schule äußerte sich zu der Frage, womit seine Schule explizit werben könne, dieser meinte darauf, er wüsste es nicht, da z.b. nur etwa zwischen 5 und 10 von insgesamt 60(!) Schülern einen Ausbildungsplatz bekommen, selbst wenn die meisten ein gutes Zeugnis vorzeigen können. Die Kultusministerin von NRW, Babara Sommer (CDU) hat sich diesbezüglich in einem Interview geäußert, dass die "Menschenwürde" der Schüler mit Bestehen der Hauptschule gewahrt werde.
Natürlich ist mir bekannt, dass wir hier in Hessen sind und ein anderes Schulsystem haben, aber auch hier gibt es Hauptschulen; ich habe die im derzeitigen CDU/FDP Koalitionsvertrag vereinbarten Ziele der Schulpolitik gelesen, wo viele bildungspolititsche Wahlkampfziele der FDP zu finden sind, doch die Abschaffung der Hauptschule steht nicht dabei noch wurde sie von der FDP gefordert.
Teilen sie die Auffasung der NRW-Kultusministerin im Bezug zur Hauptschule und wenn ja, wie soll denn bitte die Menschenwürde von Schülern gewahrt bleiben, wenn sie eine Hauptschule besuchen und dort sogar einen guten Abschluss machen, welcher ihnen aber nichts bringt, weil ein Hauptschulabschluss offensichtlich schon lange nicht mehr von der Wirtschaft akzeptiert wird?
Ich erwarte dankend ihre Antwort
Sehr geehrter Herr Heck,
vielen Dank für Ihre Frage vom 30.03.09.
Dem Wahlprogramm der FDP-Hessen zur Landtagswahl 2009 war zu entnehmen, daß die FDP die Abschaffung der Hauptschule klar ablehnt. Stattdessen steht sie zur Vielfalt der Schulformen und lehnt die Einheitsschule ab. Sie tritt sie für eine möglichst große Eigenverantwortung der Schulen ein, denn diese wissen am besten, auf welchen Wegen ihre Schüler an die (bildungspolitisch vorgegebenen) Ziele gelangen.
Auch ich persönlich halte es für nicht überzeugend, ein bestimmtes Symptom (Jugendliche, die keinen Ausbildungsplatz finden) auf die Existenz der Schulform "Hauptschule" zurückzuführen. Eine Diskussion über Menschenwürde halte ich in diesem Zusammenhang für nicht besonders zielführend.
Darüber hinaus möchte ich Sie darauf hinweisen, daß Bildungs- bzw. Schulpolitik in Deutschland ausschließlich in die Zuständigkeit der Länder fällt. Insofern schlage ich vor, daß Sie sich an die zuständigen Vertreter der FDP in Hessen wenden. Im ersten Schritt sollten Sie Kontakt mit Herrn Mario Döweling MdL (m.doeweling@ltg.hessen.de) aufnehmen, der in der hessischen FDP-Landtagsfraktion für Schulpolitik zuständig ist. Außerdem stellt die FDP mit Dorothea Henzler auch die hessische Kultusministerin. Das Ministerium (poststelle@hkm.hessen.de) wird Ihnen mit Sicherheit weitergehende Informationen zur Verfügung stellen können.
Ich hoffe, Ihnen mit diesen Angaben weitergeholfen zu haben und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
Hans-Joachim Otto