Frage an Hans-Joachim Otto von Jason M. bezüglich Kultur
Sehr geehrter Herr Otto,
auch ich möchte mich kurz auf ihr Interview mit dem Weblog http://neuerspieler.blogspot.com/2008/02/computerspiele-als-kunst-interview-mit.html beziehen. Allerdings nicht in Zusammenhang mit dem Thema Videospiele. Stattdessen fiel mir auf, dass, wie Herr Halsbach schon schrieb, man recht selten Interviews oder Stellungnahmen von Politikern in und gegenüber Weblogs findet.
Wie ich hörte und mehrmals las, verweigern sich viele Volksvertreter gerne den Anfragen von Bloggern – und anderen Bürgern. Außer über abgeordnetenwatch.de ist es nur selten möglich, für Bürger Fragen zu stellen, die sie tatsächlich bewegen oder abseits des Mainstream liegen. Wie mir scheint geht an vielen Politikern der Wandel in der Medienwelt vorbei. Blogs nehmen eine immer stärkere Rolle in der Meiungsbildung ein – auch wenn diese Entwicklung in den USA und anderen Ländern stärker ausgebildet ist als hierzulande. Nichtsdestotrotz sollten sich Politiker nicht neuen Medienauswüchsen, wie etwa den Blogs, verschließen
Wie stehen sie dazu? Welche Erfahrungen haben sie und ihre Kollegen bisher mit Bloggern gemacht?
Sehr geehrter Herr Meier,
vielen Dank für ihre Anfrage vom 11.03.2008. Jeden Tag erreicht einen Abgeordneten eine Vielzahl von Anfragen auf unterschiedlichen Wegen. Neben die "klassischen" Formen des Bürgerbriefs oder Telefonanrufs bzw. neben Anfragen aus Printpresse sowie Fernsehen und Hörfunk treten immer mehr moderne Wege wie E-Mails, Blogs, Foren etc. Dazu kommen Online-Portale wie Abgeordnetenwatch.de oder Politik.de. Daneben bieten viele Abgeordnete - so auch ich - Bürgersprechstunden und Telefonsprechstunden an, bei denen ein direktes Gespräch möglich ist.
Die Beantwortung all dieser Anfragen bzw. die Präsenz für persönliche Gespräche bedeutet für einen Abgeordneten einen erheblichen Zeitaufwand, insbesondere wenn er sich der Anliegen persönlich annimmt und keinen riesigen Stab hat, der das für ihn erledigt ( wie z. B. im Falle von Ministern). Trotzdem kann ich für mich persönlich sagen, daß alle Anfragen, egal auf welchem Weg sie mich erreichen, beantwortet werden - nach Maßgabe meiner zeitlichen Kapazitäten. Letztendlich ist das ja auch ein wichtiger Teil der Aufgabe, den Politiker nun einmal haben.
Ich gebe Ihnen dabei recht, daß einige Politiker in der neuen Medienwelt noch nicht angekommen sind. Dabei gewinnt z.B. das Thema Blogs für uns Abgeordnete eine stetig wachsende Bedeutung. Aus meiner Sicht entwickeln sich einige Blogs immer stärker zu meinungsbildenden Medien, was ich spannend finde und ausdrücklich begrüße. Blogs tragen meiner Meinung nach schon heute zur Pluralität des öffentlichen Meinungsbildes bei. In den USA wird der aktuelle Vorwahlkampf bereits primär online ausgetragen und entschieden.
Dieser Wandel der Medienwelt ist wie gesagt noch nicht bei allen Politikern angekommen. Die FDP ist in diesem Bereich allerdings sehr aktiv. So betreibt die FDP-Bundestagsfraktion im Internet u.a. einen eigenen Youtube-Kanal ("tvliberal", http://www.youtube.com/fdp ). Viele unserer Abgeordneten haben eigene Blogs. Zum Beispiel berichtet der Generalsekretär der FDP Dirk Niebel unter http://blog.fdp.de von den politischen Ereignissen in Berlin. Meinen eigenen Blog finden Sie unter http://ottosweblog.blogg.de/ . Selbstverständlich reagiere ich auch dort auf viele Eingaben.
Des Weiteren versuche ich, auch für andere Internetportale wie Abgeordnetenwatch.de oder Blogs zur Verfügung zu stehen. Ich denke, daß man durch solche neuen Wege der Kommunikation die Transparenz der politischen Arbeit im Parlament erhöhen kann und hoffe, daß dies auch meine Kollegen aus anderen Fraktionen in zunehmendem Maße erkennen werden. Auf der anderen Seite dürfen wir natürlich auch diejenigen nicht vernachlässigen, die uns auf den "klassischen" Wegen kontaktieren. Abschließend denke ich, daß die überwiegende Zahl der Abgeordneten Ihnen antworten wird, wenn Sie diese direkt anschreiben. Es obliegt Ihnen dann selbst, ob Sie die Antwort z. B. in einem Weblog veröffentlichen.
Falls Sie weitere Fragen an mich haben, sind Sie gerne eingeladen, diese an mich zu richten - welcher Kommunikationsweg auch immer Ihnen dabei am liebsten ist.
Mit freundlichen Grüßen
Hans-Joachim Otto