Frage an Hans-Joachim Otto von Mario H. bezüglich Kultur
Sehr geehrter Herr Otto,
mit großem Interesse habe am gestrigen Abend ihr Interview mit dem Blog Neuer Spieler gelesen ( http://neuerspieler.blogspot.com/2008/02/computerspiele-als-kunst-interview-mit.html ). Ein Vergnügen, das man leider viel zu selten hat, da sich viele Politiker meist gegenüber Anfragen des noramlen Bürgers sperren.
Doch zu meiner eigentlichen Frage. In dem Interview sagten Sie "Wie schon gesagt, halte ich grundsätzlich nichts vom Verbot bestimmter Computerspiele. Computerspiele allein machen aus Jugendlichen keine Gewalttäter."
Dieses sehen einige Menschen ganz anders. Vor allem in den Berichten der öffentlich rechtlichen Sendeanstalten wurde über Killerspiele, Ego-Shooter und andere Spiele grob verfälscht und hetzerisch berichtet. Als Beispiele können Panorama, Front21 und Hart aber Fair genannt werden. Kritik an der Berichterstattung (z.b. hier http://www.stigma-videospiele.de/ ) wurde stets ablehnend behandelt oder mit Ignoranz gestraft.
Viele Computerspieler fühlen sich hierdurch verletzt und verleumdet.
Sie, Herr Otto, als Experte für Kultur und Medien, wie stehen sie zu derartigen Vorfällen und Verfehlungen in den öffentlich rechtlichen Medien?
Sehr geehrter Herr Halsbach,
vielen Dank für Ihre Frage vom 18.02.08. In der Tat bin ich der Meinung, daß sich Teile der Öffentlichkeit und der Politik zu undifferenziert mit dem Thema "Computerspiele" auseinandersetzen.
Ich habe mich bereits mehrmals zu diesem Thema geäußert, sowohl auf abgeordnetenwatch.de als auch in der Presse und in meinem Weblog. Um mich hier nicht wiederholen zu müssen, verweise ich hinsichtlich meiner allgemeinen Positionen zum Thema "Computerspiele" auf meine Homepage http://www.hansjoachimotto.de sowie auf meine bisherigen Antworten.
Auf die Berichterstattung in den (öffentlich-rechtlichen) Medien habe ich keinen Einfluß, was an sich auch richtig ist. Natürlich ist gerade der öffentlich-rechtliche Rundfunk dazu verpflichtet, ausgewogen zu berichten und sorgfältig zu recherchieren. Daß dabei allerdings auch persönliche Meinungen und Neigungen einfließen, kann nicht unbedingt kritisiert werden. Das führt natürlich bisweilen auch dazu, daß die in der Berichterstattung transportierte Meinung mit meiner eigenen oder der Meinung von Zuschauern nicht übereinstimmt.
Ich halte das allerdings gar nicht für so problematisch. Die - zugegebenermaßen - sehr plakative Auseinandersetzung bei Frontal oder Panaroma hat eine sehr aktive Debatte darüber ausgelöst, gerade im Online-Bereich. Das zeigt auch die von Ihnen angesprochene Homepage. Das in diesem Zusammenhang häufig angesprochene Video, das ich bei Youtube mit sehr großem Interesse zur Kenntnis genommen habe, spricht viele Fehler in der Berichterstattung an und korrigiert sie auch teilweise. Das ist genau die Art von lebhafter medialer Auseinandersetzung, die ich begrüße und auch ein Wesen unserer Internet-geprägten Medienlandschaft.
Ich für meinen Teil werde weiterhin für eine differenzierte Auseinandersetzung mit Computerspielen werben. Die FDP-Bundestagsfraktion vertritt hier m.E. eine absolut tragfähige und vernunftorientierte Position. Sollten parlamentarische Initiativen vonnöten sein, werden wir auch dieses Mittel wie gewohnt anwenden. In der vergangenen Woche hat die Fraktion ihre Meinung zum Thema Computerspiele übrigens auch im Plenum des Deutschen Bundestages vertreten. Sie können das Protokoll auf den Internetseiten des Deutschen Bundestages (Plenarprotokoll 16/145) abrufen.
Darüber hinaus werde ich sowohl die Berichterstattung als auch die (multi-)mediale Auseinandersetzung mit diesem Thema weiter verfolgen. Dazu bin ich natürlich auch auf Hinweise und Vorschläge - wie Ihre Frage hier bei Abgeordnetenwatch - angewiesen.
Mit freundlichen Grüßen
Hans-Joachim Otto