Frage an Hans-Christian Ströbele von René V. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Ströbele,
in diesem Jahr ist es 20 Jahre her, dass die Mauer zwischen Ost und West eingerissen wurde. Die Zeit der Wende in der DDR beinhaltete eine direkte Möglichkeit der Mitbestimmung/Teilnahme von Bürgern am demokratischen Leben, ohne Mitglied einer Partei zu sein. Wo ist die demokratische Mitbestimmung und Vielseitigkeit aus dieser Zeit geblieben?
Warum gibt es bis zum heutigen Tag keine Verfassung, über die die Bürger der Bundesrepublik Deutschland abstimmen durften. Ist es den Bürgern unseres Landes überhaupt bekannt, dass es nur eine geringe Anzahl von Personen war, die das eigentlich vorläufige Grundgesetz verabschiedeten? Wie stehen sie und auch ihre Partei zu einer neuen Verfassung, in der auch mehr Möglichkeiten für Volksabstimmungen geschaffen werden?
Sehr geehrter Herr Vogt.
Die Grünen haben sich nicht nur immer wieder für die Aufnahme von Möglichkeiten für Volksabstimmungen ins Grundgesetz eingesetzt, sondern die bündnisgrüne Fraktion hat auch entsprechende Gesetzentwürfe im Bundestag eingebracht. Leider wurden diese von den Fraktionen der großen Koalition stets abgelehnt. So fehlte die notwendige Mehrheit der Stimmen.
Die Erarbeitung und Verabschiedung einer neuen Verfassung für Deutschland ist nicht in Sicht und diese Forderung deshalb wenig realistisch. Das geltende Grundgesetz ist auch deshalb gar nicht so schlecht, weil diese Verfassung sozial und antikiegerisch ist.
Für einen Verfassungsprozeß in der erweiterten Bundesrepublik war wohl keine Zeit. Die Bevölkerung der DDR wollte offenbar eine rasche Vereinigung. Jedenfalls hat die Merheit der Abgeordneten in Deutschland das Ergebnis der Wahlen 1990 so interpretiert.
Mit freundlichem Gruß
Ströbele