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Hans-Christian Ströbele
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Paul S. •

Frage an Hans-Christian Ströbele von Paul S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Ströbele,

am 20.9.2008 stellte Thomas Körner Ihnen eine Frage, die Sie bis heute nicht beantwortet haben. Darf ich fragen warum Sie diese Frage ignorieren?

Als Bürger der in Ihrem Wahlbezirk lebt, bin ich täglich mit dem Ergebnis der Einwanderung von Türken und auch Arabern konfrontiert. Ich habe auch mal Grün gewählt, bis ich die Weltfremdheit des Multikultigedankens erkennen musste.

Wer in Kreuzberg lebt kann die gesteigerte Aggressivität der Türken und Araber nur verleugnen, in dem er die Augen fest verschliesst. Wer sich mit Türken unterhält stellt fest, daß viele von Ihnen Deutsche Männer verachten, weil sie nicht so schnell zuschlagen. Weiter nachgefragt wird klar ,daß in der Türkischen Kultur Männer zur Gewalt erzogen werden. Ganz klar und das wird auch so gesagt. Als Deutscher muß man ja immer hinzufügen, daß dies natürlich nicht bei allen Türken so ist. Das habe ich hiermit getan.

Ich kenne in meinem Bekanntenkreis niemanden, der inzwischen vom scheinbaren Multikulti in Kreuzberg nicht die Schnauze voll hätte. Und meine Freunde und Bekannten sind keine Rechten, sondern Leute deren Stimmen Sie, Herr Ströbele, früher bekommen haben. Die nette türkische Bäckerin, bei der man seine Schrippen kauft, kann den negativen Eindruck, den eine große Zahl ihrer Landsleute hinterlassen, nicht mehr aufwiegen.

Die von Ihnen propagierte Bereicherung, die sich angeblich aus der Zuwanderung von Türken und Arabern ergibt, ist nicht zu erkennen. Die Belastung aber sehr wohl.

Lieber Herr Ströbele, wenn Sie Fragen wie des Herrn Körner ignorieren, dann vermute ich dahinter die Intention, einem vermeintlich "Rechten" gar nicht erst zu antworten. Wie man weiß ist die Negation eines Menschen die schärfste Form der Aggression.

Allerdings erwarte ich als Bürger Ihres Wahlbezirkes trotzdem eine Antwort.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Stevens.

Endlich hatte ich die Zeit, Herrn Körner zu antworten.
Zu Ihrer Information füge ich die Antwort an:

Ich kenne in meinem Bekanntenkreis viele, die gerne in Kreuzberg wohnen und gerade auch wegen der Multikuliszene dort.
Wie Sie vielleicht wissen, gehören inzwischen etwa der Wrangelkiez rund um den Görlitzer Park oder auch der Gräfekiez zu den Wohngebieten, die in Berlin derzeit besonders "in", also als Wohngegend gefragt, sind.
Ich bin auch der Meinung, daß die Migranten in Deutschland und in Berlin ganz überwiegend gut mit der deutschen Rechtsordnung und den sonstigen gesellschaftlichen Regeln in Deutschland zurecht kommen und zwar unabhängig davon, ob sie stark getrennt oder multikulturell mit der Bevölkerung ohne solchen Migrationshintergrund verbunden leben. Dies gilt für Menschen aus der Türkei oder arabischen Ländern genauso wie aus Rußland oder Polen. Es ist in allen Teilen der Bevölkerung nicht jedermanns und jeder Fraus Sache, sich auf andere Religionen, andere Kulturen und Lebensweisen einzulassen. Auch ich will niemand dazu drängen, multikulturell mit anderen zusammenzuleben. Die einen mögen dies, die anderen nicht.
Generell klappt es also ganz gut mit dem Zusammenleben der Menschen unterschiedlicher Herkunft in Deutschland.
Das war schon so vor vielen Jahren nach der Einwanderung von vielen Polen ins Ruhrgebiet, wo ich auf gewachsen und zur Schule gegangen bin. Und das ist so trotz oder wegen der Millionen von Migranten, die in den letzten Jahrzehnten nach Deutschland eingewandert sind.
Ihren generellen Zuschreibungen und negativen Bewertungen von "Türken" oder "Arabern" stimme ich also nicht zu. Sie sind einfach nicht richtig. Das ist meine persönliche Erfahrung, die von vielen Freunden und Bekannten und das Ergebnis aller Studien.

Trotzdem sehe ich natürlich die Probleme, die aus unterschiedlicher Herkunft, Bildung, Religion und Erziehung entstehen können und in einer ganzen Reihe von Fällen offensichtlich festzustellen sind.
Auch ich hatte schon negative Erfahrungen mit Gangs von Jugendlichen offensichtlich ausländischer Herkunft in Kreuzberg.
Auch ich sehe Schulklassen mit einem Anteil von 80 und mehr 90 % Schülern und Schülerinnen, die keine Sprache oder doch die deutsche Sprache nicht genügend verstehen oder sprechen können.
Auch ich weiß, daß Schulkinder übrigens nicht nur in Kreuzberg zuweilen von Gleichaltrigen bedrängt, unterdrückt und "abgezogen" werden.
Auch ich weiß von Anmache von Frauen und Männern durch Machos türkischer oder arabischer Herkunft. Eine junge Frau aus meiner Nähe, die sogar im Bus durch so einen Macho geschlagen wurde, habe ich beraten.
Solche Probleme und Vorkommnisse sind schlimme Belastungen für das Zusammenleben im Haus, in der Wohngegend und in der Stadt, vor allem für die direkt Betroffenen oder Opfer.
Für diese Probleme müssen Lösungen gefunden werden. Daran arbeiten viele.
Häufig gibt es Abhilfemöglichkeiten, wie etwa mehr Lehrer und mehr anderes Erziehungspersonal in den Schulen.
Meist ist es schwieriger und muß langfristiger angegangen werden, wie etwa bessere Bildung und die Schaffung von Perspektiven für Jugendliche.
Manchmal dauert es auch viel länger, vielleicht sogar Generationen, wenn es um die Anerkennung und Akzeptanz andere Rollenbilder von Männern und Frauen in Gesellschaft und Familie geht.
Aber wir sind gut beraten, Überheblichkeit und Arroganz zu vermeiden.
Auch bei uns sind Aufklärung, Ideale der Gewaltlosigkeit, des Friedens und der Menschenrechte, Frauenwahlrecht, Geschlechtergerechtigkeit und Gleichstellung der Geschlechter in Familie und Gesellschaft nicht über Nacht vom Himmel gefallen, sonderen das Ergebnis langer Kämpfe und Auseinandersetzungen.
In meiner Kindheit waren Schläge in Familien und Schulen noch allseits akzeptierte Erziehungsmittel und, und und.

Gesteigerte Agressivität erlebe ich heute noch bei vielen Personen ohne Migrationshiuntergrund gerade auch nach dem Genuß vpn reichlich Alkohol.
Gegeneinander Aufrechnen ist der falsche Weg.
Sicher ist es unsere Aufgabe, Problemlösungen und Entwicklungsfortschritte immer wieder anzumahnen, darauf zu drängen und, wo es geht, zu fördern und zu helfen, aber dabei sollten wir nicht vergessen, daß es häufig doch schon ganz gut klappt mit dem Zusammenleben - gerade auch in Kreuzberg, wenn auch nicht stets multikulturell.

Mit freundlichem Gruß
Ströbele