Portrait von Hans-Christian Ströbele
Hans-Christian Ströbele
Bündnis 90/Die Grünen
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Hans-Christian Ströbele zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Yves G. •

Frage an Hans-Christian Ströbele von Yves G. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geerter Herr Ströbele
Erst mal will ich Ihnen sagen dass Sie in den Augen der Mittzwanziger noch einer sind, der im Wohle des Landes denkt und sich wenig durch Lobbys unter Druck setzen lässt, ausser dass sie fuer den Lissabonvertrag gestimmt haben ;-).
Die Frage ist aber: Wie lautet die Alternative zu Krieg in Aghanistan und Irak/Iran? Wie kann man das Problem der Taliban und Menschenverachtenden Regime beheben?
Hochachtungsvoll Ihr Yves Gruber

Portrait von Hans-Christian Ströbele
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Gruber.

Die Alternative zum Krieg im Irak und in Afghanistan ist der Abzug der derzeit dort kriegführenden ausländischen Truppen.
Ein Patentrezept zur Verhinderung von Taliban- und anderen menschenverachtenden Regimen gibt es nicht.
Aber ein Mittel ist sicher eine konsequente Menschenrechtspolitik. Dazu gehört die Einstellung jeglicher Unterstützug von Bewegungen und Regimen, die ganz offensichtlich undemokratisch sind und die Menschenrechte mit Füßen treten.

Die Taliban und Al Quaida wurden aufgebaut, geschult und finanziert von den USA und den mit ihnen verbündeten arabischen Regimen. Ohne die massive Unterstützung durch die CIA wären sie vermutlich nicht entstanden und hätten den Krieg gegen die sowjetischen Besatzer Afghanistans nicht gewonnen. Noch bis kurz vor den Anschlägen in den USA vom 11.9. 2001 haben die USA noch über wirtschaftliche Zusammenarbeit mit den Taliban (Bau einer Pipeline) verhandelt und AL Quaida unterhielt Rekrutierungsbüros auch in den USA.

Der Irak unter Saddam Hussein wurde von den USA und den westeuropäischen Staaten einschließlich Deutschlands massiv diplomatisch, wirtschaftlich und auch militärisch unterstützt. Ohne diese massive Hilfe während des Krieges gegen den Iran, den der Irak begonnen hatte, wäre der Irak vermutlich vom Iran besiegt worden und Saddam Hussein schon zehn Jahre früher entmachtet worden. Die Unterstützung wurde auch noch geleistet, als längst bekannt war, daß Saddam gegen Kurden im eigenen Land Giftgas eingesetzt hatte.

Politik nach dem Motto, auch der Pakt mit dem Teufel ist gerechtfertigt, solange dieser mich bei der Durchsetzung von Macht- und Wirtschaftsinteressen unterstützt, muß ein für allemal der Vergangenheit angehören.

In der gegenwärtigen scheinbar aussichtlosen Situation müßten in Verhandlungen Waffenstillstand ausgehandelt werden, der im Einverständnis mit der Bevölkerung des Iraks und Afghanistans durch neutrale ausländische Sicherheitskräfte aus Ländern mit nicht gar so fremden Kuluren garantiert werden könnte.

Mit freundlichem Gruß
Ströbele