Frage an Hans-Christian Ströbele von Edgar H. bezüglich Familie
Sehr geehrter Herr Ströbele.
Seit vielen Jahren bin ich in der Jugendarbeit tätig und stelle erfreut fest, dass seit dem Inkrafttreten des Rauchverbotes für unter 18-Jährige deutlich weniger Jugendliche ’zur Kippe greifen’.
Es mir ist jedoch unerklärlich, warum man nicht parallel dazu ein entsprechendes Alkoholverbot für diese stark gefährdete Altersgruppe in das Jugendschutzgesetz mit eingebracht hat! Gibt es hierfür einen Grund?
Zwei Beispiele zu diesem Thema:
Mein Sohn besucht die 8. Klasse eines Gymnasiums, welches zum Schuljahrsende stets ein größeres Fest veranstaltet. Das traurige ’Highlight’ dieses Jahres: Ein stark alkoholisierter Schüler aus der Parallelklasse meines Sohnes fiel auf einen etwa gleichaltrigen, völlig betrunkenen Jugendlichen, der vor ihm über eine Stufe gestürzt war, wobei sich Letzterer ein Bein brach.
Aus einem Artikel der “Badischen Zeitung“ v. 24.07.2007 (“Um 3 Uhr früh ist Schluss mit lustig“) :
- “ Die Bilanz um 6 Uhr früh lautet: mehrere Schlägereien, Platzverweise, eine volltrunkene 16-Jährige und ein Raub.“
- “ Wodka bringt ein junges Mädchen nahe ans Koma.“
- “ "Mann, ihr habt ja ein schlankes Leben" , meint ein anderer Passant, "ich bin grad aus Hamburg hierher gezogen — dort muss die Polizei auf dem Kiez schon mit Sondereinheiten ran." “
- “ Der "Nüchternste" von ihnen ist fast enttäuscht, dass er nur ein Promille Alkohol im Blut hat. Der Rest liegt bei 1,5. Der Polizist schüttelt den Kopf, als die Vier abgezogen sind: "Wo führt das alles nur hin?" “
Geradezu Vorbildliches habe ich in einem ´Discounter´ entdeckt: Beim Einscannen der Ware erscheint auf beiden Displays der Kasse (eines für die Kunden), dass dieser Artikel unter das Jugendschutzgesetz fällt!
Für Ihre Bemühungen sowie Ihr Verständnis möchte ich mich an dieser Stelle sehr herzlich bei Ihnen bedanken und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
Edgar Haas
Sehr geehrte Frau Haas.
Sie haben völlig recht. Alkohol gehört mit Nikotin zu den gefährlichsten Massendrogen in Deutschland und Europa.
Leider sind die Erwachsenen beim Alkoholgebrauch noch mehr schlechtes Vorbild für Kinder und Jugendliche.
Und das gilt nicht nur für sozial schwache Familien.
Wie soll ein Jugendlicher den Eltern glauben, daß der Genuß von Alkohol schädlich und falsch ist, wenn in der Familie täglich getrunken wird und gelungene Feste in der Regel damit qualifiziert werden, wie viele Gäste wie stark betrunken waren.
Auch Bundestagsabgeordnete rühmen sich zuweilen des mächtigen Rausches, der sie beim Oktoberfest oder auf einem Empfang umgeworfen hat.
Deshalb wäre als erster Schritt ein vollständiges Verbot von Alkoholwerbung angebracht. Wenn sogar im öffentlich rechtlichen Fernsehen suggeriert wird, daß eine Fußballübertragung nur mit Hasseröder Bier wirklich schön ist, müssen wir uns nicht wundern, wenn die jungen Menschen wie selbstverständlich zur Flasche greifen und häufig mit der Bierflasche in der Hand auch in Bahn und Schule angetroffen werden.
Der Verkauf von alkoholischen Getränken an Jugendliche unter 16 Jahre und der von hochprozentigem Alkohol an Jugendliche unter 18 Jahre ist bereits verboten und wird verfolgt.
Strafrechtliche Maßnahmen darüber hinaus halte ich für wenig erfolgversprechend und nicht für sinnvoll. Jugendliche würde nur noch mehr in kriminille Szenen gedrückt.
Mit freundlichem Gruß
Ströbele