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Hans-Christian Ströbele
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Friedrich P. •

Frage an Hans-Christian Ströbele von Friedrich P. bezüglich Bildung und Erziehung

Sind Ihre Vorstellungen vom heutigen Religionsunterricht nicht überholt, wo wir doch 50Jahre weiter sind?
Hat der heutige Reli-Unterricht nicht als wesentliche Aufgabe vor unkritischem Fundamentalismus und kritikloser Anpassung an Trends zu bewahren?
Warum wollen Sie SchülerInnen die Möglichkeit der Wahlfreiheit in bezug auf den Reli-U. nehmen?

Portrait von Hans-Christian Ströbele
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Prinz.

Ihrer Auffassung stimme ich nicht zu.
Die Wiederinfühung des Religionsunterrichts wäre nicht ein Schritt vor, sondern zurück in Zeiten, in denen Kirche und Staat nicht getrennt waren.
Die Vorstellung, konfessioneller oder religionsgebundenen Unterricht würde vor kritikloser Anpassung bewahren und dieser engegenwirken, ist doch eine schöne Illusion.
Dagegen spricht nicht nur die Praxis, auch die Erfahrung, die ich selbst im katholischen Religionsunterricht gemacht habe. Was ich im im Religionsunterricht bezüglich der evangelischen Christen - Islamgläubige waren noch nicht das Thema - gehört habe, war nicht von Toleranz und Verständnis geprägt, sondern vom Gegenteil. Schon der Besuch einer evangelischen Kirche sollte eine Sünde sein.
Solch Religionsunterricht dient doch in der Regel zumindest auch dazu, die Kinder in der religiösen Überzeugung gerade der Konfession oder Religion zu stärken, aus deren Reihen die Religionslehrer kommen.
Häufig wird auch ein missionarischer Eifer anzutreffen sein, den der Papst vor kurzer Zeit wieder bezüglich der Juden gefordert hatte.
Eltern und Kinder sollen durchaus das Recht haben, Unterricht in der von ihnen bevorzugten Religion oder Konfession wählen zu können, aber nicht in staatlichen Schulen im staatlich organisierten und finanzierten Unterricht.

Mit freundlichem Gruß
Ströbele